[FONT=Verdana, sans-serif]Mit einem löwenhaften Gähnen erwachte Itoe von ihrem Totenbett. Schlaftrunken öffnete sie die Augen und blinzelte in die schwache Morgensonne. Ihr Mund öffnete sich in Erwartung eines zweiten Gähnens, doch der blieb aus. Stattdessen setzte sich das Mädchen aufrecht hin und rieb sich kurz den Rücken. Ein Blick auf die leicht abgelegene Erde verriet ihr, dass sie auf einer Wurzel geschlafen hatte, daher also das unangenehme Drücken. Das Feuer war längst nieder gebrannt, hatte sie aber die Nacht über warm gehalten. Mit einigen Kopfbewegungen schüttelte die Hyuuga ihre Haare auf, die ihr danach säuberlich den Rücken hinunter fielen und den Boden berührten. Sie griff zur Seite und fasste die kleine Schale. Itoe hob sie hoch und das darin enthaltene Wasser lief ihr über das Gesicht. Nun fuhr sie sich kurz über das Gesicht um einige Tropfen zu verbannen. Was stand als nächstes auf der Tagesordnung? Plaketten jagen? Hinterhalte vorbereiten? Nein, weit gefehlt: Zähneputzen. Und zwar mit einer sehr hilfreichen Erfindung, der Shinobi-Zahnbürste. Klein, passte überall rein, Zahnpasta war nicht nötig und mit einem Chakra betriebenen Kleinmotor perfekt geeignet um auch in Extremsituationen stets alles weiß und blitzend zu halten. Letztendlich war auch das erledigt und die Hyuuga streckte sich um den Schlafresten endgültig die Tür zu zeigen und die Müdigkeit zu vertreiben. Den Kopf einmal nach links und rechts geneigt bist es knackte, waren die körperlichen Vorbereitungen fast abgeschlossen. Fehlten noch die Klamotten. Still griff Itoe nach ihrer Leinenhose und wollte gerade mit den Füßen hinein schlüpfen, als sie stockte. Sie ließ die Hose los und richtete ihren Blick auf die Innenseite ihres Schenkels. Dort war ganz klar ein Abdruck zu erkennen, nur wo kam der her? „Hat mich da etwas... gebissen?“, fragte sich das Mädchen perplex und sah sich die Wunde genauer an. Ja, da hatte sie etwas in der Nacht gebissen. Die Hyuuga hatte so etwas bereits an sich gesehen, nur in kleinerer Form. Als Kind hatte sie sich im Urlaub ein wenig zu doll mit Blutegeln angefreundet – dieser Biss sah ähnlich aus. Ob es solche Tiere in abgewandelter Form hier auf dieser Insel gab? Die Wahrscheinlichkeit war groß, denn was hätte es sonst sein sollen? Jetzt, da sie sich diesen Biss ansah, bemerkte sie auch eine sehr leichte Übelkeit in sich. Hing das zusammen? War sie vergiftet worden? Kopfschüttelnd vertrieb Itoe ihre Gedanken über riesige Würmer, die sich nachts zwischen ihre Beine schlichen, und zog sich endlich die Hose hoch. Mit geschickten Handgriffen knotete sie diese zu, damit da auch ja nichts herunter rutschte. Was war als nächstes dran? Oberteil. Das lag hinter ihr, weshalb sich Itoe umdrehte um danach zu greifen. Als sie es in der Hand hielt, bemerkte sie eine Bewegung am Rande ihres Blickfelds. Während sich schlagartig Adern um ihr Auge herum zeigten, flog ein Junge durch die Luft, bis er vor ihr auf den Steinen landete. Sowohl Itoe, als auch Herzchen-Boxershort-Ryo waren natürlich augenblicklich auf den Beinen. Überrascht stellte sie fest, dass es sich hier um den Jungen aus der Kapelle handelte, der es ihr so angetan hatte. Nicht romantisch gesehen, nein, viel eher hatte er ihr Interesse geweckt.[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif][FONT=Verdana, sans-serif]~[/FONT][FONT=Verdana, sans-serif]Kibo[/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif]Manche Menschen wurden von einer Aura umgeben, hatten Präsenz – andere waren einfach nur da. Schon komisch, dass es gerade einer der stillen Sorte, Itoe so angetan hatte. Nicht nur einen Blick hatte sie dem Jungen in den letzten Sekunden zugeworfen. Dafür gab es zwei Gründe. Erster wurde schon genannt: Kibo strahlte etwas aus, was die Hyuuga nicht definieren konnte. Einen Hauch von Mystik oder Gefahr, aber das Mädchen war sich da nicht sicher. Grund Nummer zwei war da sehr viel pragmatischer: sein Aussehen. Nicht, dass Itoe gleich zu sabbern angefangen hätte, nein, es ging eher um seine Haut. Noch nie hatte das Mädchen jemand mit so einer weißen Haut gesehen. Schneeweiß, würde sie es bezeichnen, auch wenn das vielleicht übertrieben war. Sogar seine Adern schienen fein unter der Haut hervor. Etwas, das Aufsehen erregte, besonders bei einer Kunoichi die sich Gedanken machte. Der Kerl sah krank aus und in jeder Hinsicht anders, als der Rest der hier versammelten Meute. Und in der Welt der Shinobi war „anders“ meistens etwas gutes. Sie war sich sicher: ein Aufeinandertreffen mit diesem Jungen würde Antworten und Nervenkitzel bringen. [/FONT][/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif][FONT=Verdana, sans-serif]Nun stand er da vor ihr und hielt ihr Muffin und Kawaii-Kitty entgegen. Nur Idioten würden sich sofort freuen, Kibo für ungefährlich erklären und die Geschenke entgegen nehmen. Itoe war selbstverständlich misstrauisch. Dass sie hier gerade nicht viel mehr als eine Hose und ihren geliebten Temae Secret BH an hatte interessierte sie nicht weiter. Gefahr befand sich direkt vor ihr, keine Zeit für Scham.[/FONT][FONT=Verdana, sans-serif]„Kibo also, hm?“[/FONT][FONT=Verdana, sans-serif]Das Mädchen dachte kurz nach. Wie groß war die Wahrscheinlichkeit, dass sich ein Teilnehmer einfach zu den Leuten gesellte um sein Essen mit ihnen zu teilen? Noch dazu einer, der so anders war wie dieser hier. Nein, das war vermutlich Stumpfsinn oder nur eine Einleitung. Auch Junichiro war zu erst nett gewesen um auf eine günstige Gelegenheit zum Angriff zu warten. Den Fehler würden sie kein weiteres Mal begehen, ganz bestimmt nicht. Aber kommen wir noch einmal auf Kibos Präsenz zurück. Inzwischen ist ja bekannt, dass Itoe diesen Typen interessant fand. Was allerdings noch nicht erwähnt wurde, waren ihre neusten Erkenntnisse, die sie dank des Byakugans erworben hatte. So absurd es auch klingen mochte, der Chakrakreislauf des bleichen Jungen glich nicht dem von Itoe und Ryo. Nun, Ryos war eh ziemlich ungezügelt, aber es ging hier um etwas anderes. Dadurch, dass ein Hyuuga die Chakralinien im Körper eines Menschen ausmachen konnte, eignete er sich im Laufe der Zeit Wissen und Erwartungen an. Was das Mädchen jedoch bei Kibo erblickte, glich nichts ihr bekanntem. Damit ihr nichts falsch versteht, da stand natürlich ein Mensch vor ihnen, nur unterschied er sich vom Rest. Das Chakra war sehr viel... verteilter in seinem Körper zu finden, und wenn Itoe es nicht besser wüsste, würde sie sagen, dass die Chakrabahnen in Kibos Körper anders verliefen als bei ihr selbst. Dichter mit Adern und Venen verbunden, manchmal hatte sie sogar das Gefühl, beides würde kurze Zeit zu einem werden. Sie wusste nicht was sie davon halten sollte. Vielleicht eine Krankheit? Das würde auch sein merkwürdiges Aussehen erklären. Mit gerunzelter Stirn legte sie den Kopf schief. Die Tatsache, dass er eher schmächtig war, ja fast mit Itoe zu vergleichen, rückte in den Hintergrund. Auch die Information, dass er dann wohl auch nicht sehr viel mehr einstecken konnte als das Mädchen wurde verdrängt.[/FONT][/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif][FONT=Verdana, sans-serif]Abgesehen von seinem merkwürdigen Körper log der Junge nämlich auch. Er hatte sehr wohl seine Plakette bei sich, daher hatte er die seine vermutlich noch nicht gefunden. Doch was sehr viel brisanter war: Seine Nummer waren Ryos drei Punkte. Nur wie konnte Itoe das ihrem Freund mitteilen? Am besten gar nicht. Alles was sie tat, war eine Veränderung ihrer Haltung. Dass dabei eine Hand hinter ihren Rücken wanderte war beinahe nicht zu bemerken. Diese Hand vollzog nun folgende Bewegung: Das hin und her wackeln des Zeigefingers. Hoffentlich verstand Ryo. Wenn nicht, nun ja, dann eben nicht. Das hier würde eh in einem Kampf enden. Wenn Kibo die Offensive nicht ergriff, würde es Itoe tun. Bei Junichiro hatte sie zu lange gewartet, das wollte sie bei Kibo nicht tun. [/FONT][FONT=Verdana, sans-serif]„Beruhig dich, Ryo-kun.“[/FONT][FONT=Verdana, sans-serif], sagte sie mit sanfter Stimme, ehe sie einen Schritt auf Kibo zu machte. Es wäre leicht gewesen, die Gaben entgegen zu nehmen, fallen zu lassen und einige Keirakukei in seinen Unterarmen zu treffen. Das wäre auch eine gute Einleitung für den weiteren Kampf gewesen, aber Itoe tat es nicht. Warum eigentlich? Sie konnte es nicht so genau sagen, aber jetzt wurde ihr bewusst, dass sie die ganze Zeit über gelächelt hatte. Sie streckte ihre Hände aus. Tappte sie direkt in die Falle? Ihr Herz klopfte auf jeden Fall ein wenig schneller als normal. Noch immer war ihr leicht übel, aber sie konnte damit leben. Auch die leicht zitternde Sicht war kein allzu großes Problem, wobei sie nun daran denken musste, die präzisen Schläge auf die Keirakukei vielleicht doch nicht hin zu kriegen. Ja, ein wenig warten war wohl doch nicht schlecht, womöglich besserte sich ihr Zustand noch – von dem Ryo ja leider nichts wusste, hatte die Hyuuga ihm doch nichts mitgeteilt. [/FONT][/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif][FONT=Verdana, sans-serif]Ihre Hände schlossen sich um die Kawaii-Kitty Packung. Itoe kannte dieses Getränk, denn Haruko liebte es über alles. Sie selbst fand es auch lecker, würde aber nicht dafür töten wie manch anderer. Wieso Itoe den Muffin Muffin sein ließ? Das abgepackte Getränkepäckchen war direkt aus dem Laden. Sie hatte es abgesucht und nichts gefunden, was auf ein Gift schließen ließ, welches Kibo hinein geschmuggelt hatte. Bei dem Muffin konnte sich das Mädchen allerdings nicht sicher sein, und genau deshalb durfte Kibo ihn behalten. Sie schüttelte leicht den Kopf, wodurch ihre Haare leichte Wellen beschrieben. „Domo arigato, aber ich habe keinen Hunger diesen Morgen.“, sagte sie und blickte den Jungen mit einem durchdringenden aber gleichzeitig auch eiskalten Blick an. Wenn man das Mädchen kannte, dann wusste man, dass sie selten so handelte. Woran es in diesem Moment lag war nicht richtig klar. Vielleicht am Druck, der Gefahr oder auch an Kibo. [/FONT][/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif][FONT=Verdana, sans-serif]Kawaii-Kitty in der Hand halten, blickte Itoe aufs Meer hinaus. Nun schritt sie einige Meter von dem Neuankömmling hinfort in Richtung Wasser. Das hieß natürlich nicht, dass sie ihn nicht genau beobachtete. Aber diese Bewegung hatte einen ganz einfachen, taktischen Grund. Während eben Ryo und sie selbst noch direkt gegenüber von Kibo positioniert waren, befand sich die Hyuuga nun in einem 90° Winkel, wodurch die Bewegungsfreiheit von Kibo, sollte es denn zum Kampf kommen, leicht eingeschränkt war. Ob er es bemerkte? Vielleicht, vielleicht auch nicht, denn Itoe redete währenddessen die ganze Zeit.[/FONT][FONT=Verdana, sans-serif]„Mein Name ist Itoe, freut mich wirklich dich kennen zu lernen.“[/FONT][FONT=Verdana, sans-serif], [/FONT][FONT=Verdana, sans-serif]was nicht einmal wirklich gelogen war.[/FONT][FONT=Verdana, sans-serif]„Selbstverständlich sind unsere Plaketten gut versteckt. Wir haben sie direkt in der Kirche gelassen, man wird sie so wie so nicht finden.“ [/FONT][FONT=Verdana, sans-serif]Während sie sprach, hatte das Mädchen den beiden Jungen übrigens ständig den Rücken zugewandt. Nun legte sie den Kopf leicht schräg, wodurch ihre Haare zur Seite fielen und ihr Tattoo in vollem Ausmaß zu erkennen war. Vielleicht würde Kibo eine gewisse Symbolik darin erkennen, wenn er sich ein wenig mit ihrem Clan auskannte, aber daran dachte das Mädchen nicht.[/FONT][/FONT]
[FONT=Verdana, sans-serif][FONT=Verdana, sans-serif]Itoe war bekannt dafür, in der Regel kein Blatt vor den Mund zu nehmen. Auch Kibo würde sich gleich damit konfrontiert sehen. Doch vorher vielleicht noch ein wenig... Smalltalk? Vorher war ein leises Schlürfen zu hören. Ja, Itoe trank Kawaii-Kitty. Sie trank es sogar dankbar. Schlichtes Wasser war nie ihr Ding gewesen.[/FONT][FONT=Verdana, sans-serif]„Das Examen ist wie erwartet, findest du auch, Kibo-kun?“,[/FONT][FONT=Verdana, sans-serif]fragte sie ihn. Darin befand sich auch eine Anspielung auf die etwas plumpe und durchschaubare Annäherung des Jungen, aber ob er sie erkennen würde war fraglich.[/FONT][FONT=Verdana, sans-serif]„Mein Vater hat immer gesagt, dass es mehr Feinde als Freunde gibt. Eine einfache Rechenaufgabe, wenn du es so willst.“[/FONT][FONT=Verdana, sans-serif] Und was hatte dieser Satz zu bedeuten? Das wusste Itoe selbst nicht so genau, aber auch diese Rechenaufgabe konnte man auf das Examen beziehen, denn alle konnten nicht bestehen. Sie legte den Kopf leicht nach hinten und blickte in die Sonne. War sie heller geworden? Vielleicht ein wenig, denn Itoe hob die Hand um die Strahlen etwas abzudecken. Dann ließ sie ihren Arm samt Kopf wieder sinken und betrachtete die Steine vor sich. Dank dieser Handlungen mochte die Frage, die nun kam, wirklich überraschend auf Kibo wirken. Vom Hals an aufwärts drehte sich die Hyuuga nämlich, sodass sie ihn mit ihren Augen wieder direkt erfassen konnte. [/FONT][FONT=Verdana, sans-serif]„[/FONT][FONT=Verdana, sans-serif]Leidest du an einer … Krankheit?“[/FONT][FONT=Verdana, sans-serif]Nun war klar, dass dieses Mädchen nicht sehr subtil bei Themen vorging, die vielleicht nicht so gut aufgefasst wurden. Aber nichts desto trotz wollte die Hyuuga wissen, wieso weshalb und warum. Ob sie darauf eine Antwort bekam? Vermutlich eher nicht. Nun drehte sie ihren gesamten Körper wieder Kibo zu und befeuchtete sich leicht die Lippen. [/FONT][/FONT]„[FONT=Verdana, sans-serif][FONT=Verdana, sans-serif]Kann ich dir vertrauen?“[/FONT][/FONT][FONT=Verdana, sans-serif][FONT=Verdana, sans-serif], fragte sie süffisant lächelnd. Sie sprach nicht von Ryo und sich, und das mit Absicht. Sie wollte seine Reaktion sehen, weshalb sie auch neugierig eine Augenbraue in die Höhe zog.[/FONT][FONT=Verdana, sans-serif]„Kann ich?“[/FONT][FONT=Verdana, sans-serif], erklang erneut die Frage mit klarer Stimme. [/FONT][/FONT]