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Festival des Goldenen Drachen

Misumi Kimihiro

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„Nara Noboru? Ja, das ist korrekt. Wieso?“
Die Stimme der silberhaarigen Kunoichi in seinem Ohr war für Kimihiro überraschen gekommen, hatte er über das ganze Tohuwabohu doch vergessen, dass er noch immer – oder wieder? – seinen Ohrstecker trug, über den er mit seiner Teamleiterin war. Allerdings wurde diese Tatsache in puncto Überraschung ganz eindeutig von der Identität des Fremden in den Schatten gestellt – im wahrsten Sinne des Wortes.
*Tatsächlich einer von uns. Und dann auch noch ein Nara.*
Wäre Kimihiro ein nicht ganz so großer Liebhaber seiner eigenen Heimat gewesen, so hätte er diese Offenbarung womöglich mit einem Schulterzucken abtun können. So allerdings zog er übertrieben rasch seine Hand zurück und setzte für einen kurzen Augenblick ein Gesicht auf, dass deutlich sagte: „Was? Kunai? Ich? Nein nein nein, ich wollte niemals nie nicht jemanden angreifen. Nicht.“ Auch seine laut ausgesprochen Worte fielen deutlich weniger geschickt aus als zum Beispiel die der Hyuuga: Während Itoe nämlich locker wie immer die Kontrolle über sich behielt, wob Kimihiro kurz vor einer von ihm ignorierten Aufforderung bezüglich einer Jutsu-Modenschau eine knappe Verbeugung ein, wobei sich ein leicht gehaspeltes „Gomen nasai, Nara-san. Misumi Kimihiro-desu, ebenfalls Marktviertel.“ Diese Verbeugung war auch einer der Gründe dafür, dass Kimihiro das zunehmende Knistern zwischen seiner Mitbewohnerin und dem Nara nicht mitbekam. Hätte der Künstler Wind davon bekommen, so hätte Arachino vermutlich endlich wieder einen Weg in sein Bewusstsein gefunden, war es seinem „Hinweis“ doch zu schulden, dass die Stimmung im Raum sich rasch wieder drehte.
Sei es wie es wolle, letztlich setzte der Nara endlich zu dem an, was seine Kollegen von Anfang an hatten haben wollen: Eine Erklärung. Lang fiel sie nicht aus, doch das hatte Kimihiro andererseits auch nicht erwartet. Vor allem die letzte Bemerkung des Maskierten erweckte allerdings das Interesse des Künstlers, war die Möglichkeit, dass Koji eventuell auf die eine oder andere Weise ferngesteuert worden war, vorerst nicht mehr als eine Vermutung und vor allen Dingen nicht nachzuverfolgen. Also blieb vorerst nur diese eine neue Information zu verwerten: Shogo Koji hatte eine Geliebte.
Kimihiro, die Arme mittlerweile vor der Brust verschränkt, zog bei dieser Bemerkung offensichtlich die Brauen in die Höhe. Eine Geliebte erweiterte nicht nur das Bild, das er sich bis dato vom Veranstalter des Festivals gemacht hätte, es veränderte es merklich. Es wäre zu viel gesagt, würde man behaupten, dass aus dem fröhlichen Geschäftsmann in Kimihiros Augen mit einem Schlag ein korrupter Betrüger geworden war, doch es erschien dem Künstler nun deutlich wahrscheinlicher, dass Koji womöglich mit einigen etwas zwielichtigeren Gestalten Umgang gepflegt hatte. Insofern war Kimihiro einfach eher von der konservativen Sorte: Wer außerhalb der Ehe… „bestimmten Bedürfnissen nachging“, dem war nicht wie jedem anderen einfach so über den Weg zu trauen.
*Halt, nicht so schnell. Bloß weil er ‚vor Kurzem‘ geschieden worden war und Noboru sie als ‚Geliebte‘ bezeichnet, muss Koji nicht schon während seiner Ehe Kontakt mit dieser Frau gepflegt haben. Andererseits… Macht das so einen großen Unterschied?*
Während seine Finger leicht gestikulierten und ab und zu auf dem jeweils anderen Arm herum trommelten, beugte sich Kimihiro leicht zurück, dann wieder vor, und sagte schließlich: „Diese Geliebte, und auch seine Ex-Frau… wurden sie schon vernommen? Ich will keine voreiligen Schlüsse ziehen, aber Eifersucht macht sich immer gut als Mordmotiv. Und darüber, dass Shogo-san einem Mord zum Opfer gefallen ist, sind wir uns doch scheinbar alle einig, richtig?“
An dieser Stelle sei übrigens erwähnt, dass weder dieser Kimihiro, noch irgendein anderer in irgendeinem anderen Paralleluniversum auch nur ansatzweise die Ironie darin erkannte, dass er ausgerechnet seine sehr geschätzte Mitbewohnerin und einen verspielten Casanova-nin auf die Gefahren des grünäugigen Monsters hinwies. Wahrscheinlich konnte sie aber auch kein anderer der Anwesenden wirklich erfassen. Schade eigentlich... oder?
 
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Hyuuga Itoe

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Aburame Arachino hatte die störende Angewohnheit nicht zu wissen wann Schluss sein sollte. War es denn nicht offensichtlich, dass der Verdacht gegen Nara Noboru niemals nie nicht vollkommen aus dem Weg geräumt werden konnte? Genauso verhielt es sich mit beinahe allen Anwesenden. Ohne Vertrauen hätten Shinobi mehr Arbeit als sie aushalten würden. Itoe hatte sich dazu entschlossen Noborus Geschichte zu glauben – vorerst.
Ein „Naratrick“ war dafür auch nicht von Nöten. Nicht jeder Shinobi ging mit seinen Fähigkeiten so hausieren wie gewisse Genin. Von daher genehmigte sich Itoe sogar ein kleines Schmunzeln als eine Runde nackter Polka plus Gesangseinlage angeboten wurde. Es ging schließlich um die kleinen Freunden im Leben. Regel 32. Oder so.
Itoe war aber dann doch ganz dankbar, dass sich Noboru endlich vollkommen mitzuteilen schien – und da war es mit dem Vertrauen auch gleich schon wieder dahin. Zumindest so ein bisschen. *Wenn Noboru für den Toyotomi-Bezirk zuständig ist, wie konnte er dann das Verhalten Kojis einschätzen? Er hätte sich in der nächsten Nähe der Bühne aufhalten müssen.* Itoe platzte nun jedoch nicht mit einer Frage heraus. Es konnte gut sein, dass sie nur nichts davon mitbekommen hatte, dass bei der Eröffnungsrede mehrere Teams anwesend waren und erst danach ausschwärmten. Möglich war alles – dennoch speicherte Itoe den Gedankengang ab und folgte weiter den Ausführungen des Nara. Kein Selbstmord, nicht der Typ, geheimnisvolle Techniken, man kannte das ja. Allein Itoe, die wahrlich kein Profi war, konnte Genjutsu, die Schattenkontrolle der Nara sowie die Übernahme des Geistes von den Yamanaka aus dem Stehgreif aufzählen; wie es sich mit Puppenspielern verhielt wusste sie nicht.
Ein Blick zur Seite zeigte, dass weder Kimihiro noch Arachino vollkommen überzeugt waren von der Unschuld des Nara. Besonders unser Käferjunge sprühte nur so vor Misstrauen, was er mit einem kleinen aber feinen Kommentar natürlich auch sofort zur Geltung bringen musste. Itoe für ihren Teil überlegte sich derweil ob der Junge nicht mal einen längeren Spaziergang und eine kalte Dusche nötig hätte. "Ja richtig... Du als Nara musst es wissen. Einen Menschen etwas gegen seinen Willen tun zu lassen, das ist für euch doch ein leichtes, nicht wahr?"
Es war mehr als deutlich was Arachino damit andeuten wollte und Itoe musste zugeben, dass die Vermutung zwar taktisch vollkommen unklug geäußert wurde aber dennoch zum Nachdenken anregte. *Schattenmanipulation. Müsste funktionieren, damit einen Menschen zu töten, sonst wären die Nara kaum über die Grenzen des Feuerreichs hinaus bekannt. Trotzdem... Die Sonne stand zwar hoch oben und hat gestrahlt wie bekloppt, aber um auf diese Weise jemanden umzubringen hätte Noboru genau die gleichen Bewegungen ausführen müssen. Wenn das nicht aufgefallen wäre, dann der Schatten, der sich quer über die Bühne gezogen hätte. Rein logisch betrachtet hätte Koji kaum von einem Nara umgebracht werden können. Es wäre aufgefallen.*
Itoe für ihren Teil bestätigte sich auf ein neues, dass Noboru den Redner nicht auf dem Gewissen hatte – wenn es denn Mord war, woran Itoe noch immer zweifelte und deshalb Kimihiro überrascht beäugte. Wann hatte sie gesagt, dass sie von einer Straftat überzeugt war? Sie schüttelte sanft den Kopf. „Nein, eigentlich nicht.“ Itoe drehte sich ihrem Mitbewohner vollkommen zu und fing beim Reden sogar an mit den Händen zu gestikulieren. „Wird bei einem Selbstmord nicht ständig behauptet, dass man so etwas nie erwartet hätte? Jeder zweite Mensch der Selbstmord begeht ist nach Aussagen von Verwandten und Freunden vermutlich der glücklichste Mensch auf Erden gewesen. Eine Scheidung kann einen mitnehmen, genauso wie eine Geliebte ebenso Spaß wie Trost und Ablenkung sein kann.“, stellte Itoe klar. Das Mädchen war noch nicht überzeugt. „Ich sage nicht, dass wir nicht nachschauen können ob da wirklich etwas im Busch ist, aber um ehrlich zu sein glaube ich nicht, dass es sich hier um Mord handelt. Besonders nicht durch die Ex-Frau oder die Geliebte. Das wäre ein Mord aus Leidenschaft. Morde aus Leidenschaft sehen anders aus, meinst du nicht, Kimihiro-kun? Wenn es sich hier tatsächlich um einen Mord handelt ist er von einem Shinobi ausgeführt worden dessen Fähigkeiten die unseren höchstwahrscheinlich übersteigen. Die Tat wäre gut geplant gewesen – was ist eine bessere Tarnung als ein Selbstmord? Nur paranoide Kinder voller Tatendrang würden mehr darin vermuten.“ Der letzte Satz wurde mit einem leicht neckendem Grinsen unterstrichen. Einfach nur weil Itoe danach war. Und weil wir gerade dabei waren...
„Noboru-san, gibt es denn noch andere Hinweise die auf Mord hindeuten als Dein Bauchgefühl und Briefe, die vermutlich jeder zweite Mann über vierzig in der Schublade hat?“ Itoe wollte nicht die ignorante Spielverderberin spielen, wirklich nicht. Sollte sich irgend einer dieser Verdächte bestätigen würde sie ihren Irrtum auch sofort eingestehen, doch bis es soweit kam übernahm die die kritische Rolle der Vernunft (oder versuchte es zumindest). Hatte eigentlich Arachino auch etwas zu dem Thema zu sagen oder beschränkte er sich auf bitterböse Blicke und Krabbelviech-Drohungen? Er hätte noch demonstrativ auf den Boden spucken können, das hätte dem Ganzen ein wenig Pepp und Nachdruck verliehen.
Richtig badass, der Kleine.
 
M

Mameha Junko

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Freilich machte sich Noboru gerade fürchterlich verdächtig. Kein Wunder, er widersprach sich selbst, während sein ganzes Auftreten einfach nur suspekt erscheinen musste. Er sprach in Rätseln, war aalglatt und schien mehr auf den spielerischen Aspekt der Unterhaltung einzugehen, anstatt sich um die wirklich wichtigen Fakten zu kümmern, womit wir beim nächsten Punkt wären: Er hatte anscheinend ein wirkliches Problem damit, Tacheles zu reden, selbst wenn es notwendig war.
Noboru seinerseits empfand es schon fast als putzig, wie sich Kimihiro angesichts der Enthüllung überschlug. Er konnte den Künstler noch nicht ganz einschätzen, hatte aber mal abgesehen von der biederen Aufmachung und der fast schon kindlich anmutenden Bewunderung den Eindruck, dass es sich hierbei um einen sehr seriösen Shinobi handelte. Vielleicht hatte er auch eine besondere Vorliebe für Kekkais und Clantechniken, wenn man sich die Reaktion so betrachtete. Das blieb zu beobachten.

Itoe war also nicht überzeugt? Der Nara konnte es ihr nicht verübeln. Ihre Theorien machten erstaunlich viel Sinn und ließen auf einen sehr rationalen Verstand schließen, der ihr teilweise verspieltes Auftreten Lügen strafte. Es war richtig: Ein Mord aus Leidenschaft war häufig von Affekt geprägt und wesentlich intensiver als ein kalkulierter Mord via Geistkontrolle.
„Du hast wohl Erfahrung damit, hm?“ Wie sonst konnte die Hyuuga so präzise Motive ableiten? Entweder war sie ein Anhänger von Krimis oder sie hatte von Berufs wegen schon öfter Kontakt mit dieser Materie gehabt. Fast hätte man glauben können, einen Hauch von Mitgefühl in der Stimme des Nara zu hören, aber das war gewiss Wunschdenken.
„Ein typischer Suizid indes hat nichts mit den Geschehnissen vom heutigen Tag gemeinsam. Wenn Jemand tatsächliche Selbsttötungsabsicht hegt, so wird er dies alleine im stillen Kämmerlein machen, ohne dass es irgendeine Möglichkeit zur Intervention gibt. Aber wer vor einer versammelten Menge sein Blut vergießt, möchte entweder einen Punkt beweisen, protestieren oder gerettet werden. In diesem Fall war die Rettung nicht möglich. Es macht keinen Sinn.“ Nur seine zwei Pennies zu dem Thema. Mit Selbstmördern hingegen kannte er sich selbst ein wenig aus, wie aus der Ernsthaftigkeit in seiner Stimme herauszuhören war.

Es war schon erstaunlich, wie friedlich diese Diskussion trotz des berserkerhaften Aburames im Zimmer laufen konnte. Anscheinend nahm Noboru Arachino nicht wirklich als Gefahr wahr; vielleicht war er aber auch nur vorbereitet und seiner Sache sicher. Vielleicht bluffte er auch nur. Wer konnte das schon sagen? Es bestand auch die Möglichkeit, dass der Nara einfach sehr unvorsichtig war, nur mal so nebenbei. Fest stand, dass er sich nunmehr Arachino zuwendete und mit einem Seitenblick Itoe unter seiner Maske zulächelte. „Aber du hast Recht, ich könnte mich auch einfach irren und wir haben es hier mit paranoiden Phantasien von Kindern zu tun. Was meinst du dazu, Käferjunge?“ Er nannte dich Junge, nicht Meister. Uuuuuh, böser Seitenhieb. Oder haben wir uns schon heiser geschrien? Armes Ding.“ Jetzt ist aber Schluss, oder? „Bulebule.“ Und dabei lächelte er auch noch verschmitzt, wie sich unter seiner Maske ansatzweise abzeichnete. Anscheinend hatte er sich allzu leicht überzeugen lassen, dass die Lage doch nicht so ernst war, wie er glaubte, oder er nahm sich vor, jetzt noch ein wenig mit den Kindern hier rumzualbern und dann auf eigene Faust ermitteln zu gehen. Er hätte aber genausogut auf einen Amoklauf gehen können. War ihm auch zuzutrauen.
 
A

Aburame Arachino

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Tja, was sollte man davon halten. Obwohl Arachinos Verdacht Hand und Fuß hatte, stand sein sogenanntes Team kein Stück hinter ihm. Gut, er wusste wo er stand. Dieser Kerl hatte im Moment das absolute Sagen, Itoe hatte er schon um den kleinen Finger gewickelt, so dass diese sich sogar auf seine Seite schlug statt ihrem Teamkammeraden den Rücken zu stärken, und das er Künstlertyp fast so viel zählen konnte wie auf eine streunende Katze als Rückendeckung bei einem Angriff wütender Hunde war ihm klar.
Ergo: Er stand alleine... das war ja nichts neues für ihn. Zu sagen hatte er auch nichts, also was sollte man machen. Ihm war der Tote doch im Grunde gelinde gesagt scheißegal, also, warum sollte er sich weiter bemühen. Alles was er gewollt hatte, war ein gutes Mitglied des Teams zu sein und aus diesem Nara die Wahrheit rauszupressen. (Das mochte nicht der beste weg gewesen sein, aber Chins Absichten waren nur die besten) Aber die reaktion seines Teams war mehr als eindeutig. "Whatever.... Mir solls egal sein." war seine erste Reaktion, und hätten Itoe und der Nara nicht noch mit echt tollen Sticheleien angefangen (Ernsthaft: ihn Kind zu nennen, wie kreativ, fiel den beiden echt nichts besseres ein?) hätte er gar nicht mehr reagiert. Doch so war er ja gradezu genötigt noch einen schönen Abschluss zu bringen. Ohne Zögern oder Regung ging er auf den Nara zu, doch sein Weg führte nicht zu einem zusammenstoß, sondern er ging nur an ihm vorbei, in Richtung Fenster, an dem Itoe stand. Als er direkt auf einer höhe mit ihm war, sprach er ihn halblaut an. "Ich glaube einem Konohanin muss ich nicht sagen, dass es dumm ist, einen Aburame zu unterschätzen, nicht wahr, mein Freund?" Er zog dabei keine Mine, er hielt nicht mal wirklich an, er ging nur langsamer an ihm vorbei. Er stoppte erst am Fenster, wo er eine Weile lang stumm die Straße betrachtete, bis er sich gegen die Wand neben dem fenster lehnte und in den Raum blickte. "Tja... wenn sich alle schön einig sind, warum lassen wir es nicht als Selbstmord stehen. So, Sherlock..." Dabei sah er zum Nara... "...und Watson..." dabei sah er Itoe an. Er hatte Itoe bewusst als Handlanger bezeichnet, da im Augenblick eh der Nara der Chef im Raum war. "... wie gedenkt ihr jetzt, die Sache zu regeln? Sollen wir die beiden Frauen suchen? Oder die Bude auf den Kopf stellen? Mir soll alles recht sein."
 

Misumi Kimihiro

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Wäre Kimihiro entspannt genug gewesen, so hätte er wohl ebenso wie Noboru zufrieden festgestellt, dass diese Diskussion tatsächlich recht friedlich ablief. Andererseits – wieso auch nicht? Hier unterhielten sich ausschließlich Konoha-nin über einen gemeinsamen Fall, und theoretisch gab es keinen Grund, sich nicht gegenseitig mit Informationen zu versorgen und auf einer sachlichen Ebene das weitere Vorgehen zu besprechen. Und Gesprächsbedarf gab es ganz offensichtlich, schien Itoe doch noch nicht ganz von einem fremdverschuldeten Tod zu sein.
Bei dieser „Enthüllung“ stutzte Kimihiro ein wenig und sah seine Partnerin mit hochgezogener Braue an. Zudem waren ihre Argumente nicht sonderlich stichhaltig, zumindest in den Augen des Künstlers, was ihn doppelt wunderte. Kein Mord aus Leidenschaft, von Shinobihand ausgeführt… als ob es nicht zig Szenarien gäbe, mit denen sich die vorliegenden Fakten mit der Mordtheorie in Einklang bringen ließen. Auf der anderen Seite war Itoes Frage nach weiteren Beweisen durchaus berechtigt, denn ohne zumindest ein paar Indizien könnten sich alle Anwesenden auch noch den Rest des Tages den Mund fusselig reden.
*Trotzdem… es war kein Selbstmord. Nicht so. Hätte sich Koji tatsächlich in aller Abgeschiedenheit selbst gerichtet, so wie Noboru meinte… aber nicht vor den Augen der versammelten Feiergesellschaft.*
Allein die Erinnerung an das Nachspiel dieses vermeintlichen Suizids ließ berechtigte Zweifel daran aufkommen, dass Shogo Koji – oder, wenn man schon dabei war – irgendein Mensch sich vor den Augen zahlloser Kinder und ihrer Eltern, die nichts anderes wollten als dem Alltag zu entfliehen und eine schöne Zeit gemeinsam zu verbringen, einfach so umbrachte. In dieser Beziehung wollte Kimihiro auch nicht die von Noboru angesprochenen Punkte gelten lassen – Beweis hin, Protest her, das hier war ein Festival, keine Kundgebung eines Daimyo oder Kage.
Obwohl sich letztlich herausstellte, dass Noboru keine weiteren handfesten Beweise zu haben schien, blieb die Situation zumindest einer Nachforschung wert. Wenigstens darauf konnte man sich an dieser Stelle doch einigen, oder? Kimihiro war in dieser Hinsicht zuversichtlich, wobei sich eine Einigung sicherlich nicht dadurch erzielen ließ, wenn man weiter einen Elefanten aus einer Mücke machte, deren Existenz der zunehmend wieder etwas ruhigere Künstler langsam erneut anerkannte. Und das, obwohl Arachino noch immer nichts tat, um einem dieses Zugeständnis leicht zu machen. Es als Selbstmord dastehen lassen? Akte zu und ab nach Hause oder wie? Nein, so weit ging glücklicherweise selbst der Aburame nicht, welcher großzügig seine Zustimmung zu allem gab, was die Erwachsenen auch immer beschließen würden. Immerhin, diese Einstellung übertraf schon mal alles, was er bis zu diesem Zeitpunkt angestellt hatte. Trotzdem beantwortete dies nicht die eigentliche Frage: Was nun?
Mit einem Rundblick, der zwei Drittel der anderen Anwesenden traf, sagte Kimihiro: „Also gut, Selbstmord oder Mord, eine Untersuchung müssen wir so oder so anstellen, immerhin haben wir ja anscheinend weder Hinweise für die eine, noch für die andere Theorie. Ein Besuch bei den Frauen wird dabei tatsächlich nötig sein, und der Obduktionsbericht der Leiche, welchen unsere verehrte Teamleiterin mittlerweile auch haben dürfte, hilft sicherlich ebenfalls. Da diese Besuche allein aber wohl kaum alle Beteiligten beschäftigen werden…“ Alle Beteiligten? Ein Blick auf Noboru ließ Kimihiro stocken. An ihn gerichtet fuhr er fort: „Nara-san, was ist eigentlich mit eurem Team? Je nach dem, was eure Kollegen im Moment unternehmen, sollten wir uns nämlich entsprechend anpassen… denke ich.“ Ja, anpassen, das klang richtig. Immerhin sah der maskierte Noboru weder so aus, als käme er gerade von der Akademie, noch als ließe er sich von Itoe, Kimihiro oder der noch immer abwesenden Junko etwas sagen. Allerdings war es auch nicht an dem Künstler, die genauen Zuständigkeiten abzuklären, was vor jeder kopflosen Informationssuche allerdings dringend getan werden musste. Also hieß es einmal mehr, den Staffelstab weiterzureichen. Und wer war erneut die Glückliche? Richtig, die einzige geistig wie körperlich anwesende Chuunin des Teams. Diese traf dementsprechend in diesem Augenblick ein fragender Blick mit einer leichten Prise Entschuldigung darin, immerhin war es doch für den Moment Itoes Aufgabe, all diese Formalitäten von sich aus anzusprechen und die Situation damit in die Hand zu nehmen, und nicht die des Künstler, welcher sich in Gesellschaft zweier Höherrangiger und eines… eines… anderen befand. Dennoch trat Kimihiro, die Augen noch immer erwartungsvoll auf seine Mitbewohnerin gerichtet, etwas nervös von einem Fuß auf den anderen, immerhin hatte die Hyuuga bezüglich dieser Aufgabe bisher wenig Elan gezeigt, und ihr Umgang mit Noboru war überdies einfach merkwürdig gewesen. Merkwürdig? War das das passende Wort? Oder…
*Das passt, keine Sorge. Einfach nur merkwürdig. Nichts weiter, m’kay?*
 

Hyuuga Itoe

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Der Beruf des Shinobi war entfernt mit dem eines Lehrers zu vergleichen. Man erledigte nicht einfach seinen Job sondern musste auch seine Freizeit opfern um überhaupt die Möglichkeit zu schaffen, die Arbeit korrekt auszuführen. Dazu gehörte Training genauso wie Bildung und Kontakte. Wenn ein Chuunin noch nie ein Buch über Mordmotive in der Hand gehabt hätte, dann müsste doch da irgendwas schief gelaufen sein, oder?
Von daher war es relativ Schade, dass man ihr nur bedingt Glauben schenkte. Leider Gottes hatte Noboru allerdings mindestens genauso viel Recht wie Itoe – wenn nicht einen Tick mehr. Solch ein Szenario für den Selbstmord zu wählen würde höchstens zu einem sadistisch veranlagten Menschen passen, der mit seinen letzten Atemzug noch einige Alpträume herbeirufen wollte. Doch das Opfer dieses Tages hatte für dieses Festival gelebt, er hatte Stimmung verbreitet und den Kindern zugelächelt. Auf diese Weise hätte er sich kaum umgebracht – Itoe sah es ein; war geschlagen. Irgendetwas war merkwürdig. Trotzdem war sie nach wie vor überzeugt, dass keine der beiden Frauen für diesen Selbstmord verantwortlich sein konnte. Es würde einfach nicht passen.
Noch ein wenig Stichelei in Richtung Arachino und der Junge musste sich erneut behaupten. Es war wirklich nervig. Er schien auch nicht wirklich verstanden zu haben, dass Itoe ihn nicht direkt als kleines Kind bezeichnet hatte. Ihre Aussage war tatsächlich sogar viel eher auf Noboru und Kimihiro zutreffend gewesen, aber wer überall und immer Gründe findet sich angegriffen zu fühlen, der findet diese Gründe eben auch. Ganz einfach.
Ein wenig aufplustern (Itoe schätzte den Nara auf 20, Plus/Minus ein, zwei Jährchen – in diesem Alter und entsprechendem Rang ließ man sich immer sehr leicht von frischen Genin einschüchtern), kurz zeigen, dass man verbal nicht auf den Mund gefallen zu sein schien und voilà, fertig war der Auftritt Arachinos. Itoe schüttelte nur sachte den Kopf und seufzte innerlich. Der Junge machte es keinem hier einfach.
Derweil erinnerte sich die Hyuuga noch einmal kurz an den ausgemachten Treffpunkt mit Junko. Drei Stunden waren es gewesen, es war also noch Zeit genug um produktiv zu werden. Mehr oder weniger. Problem an der Sache war, dass Junko innerhalb dieser drei Stunden vermutlich alles relevante abklappern wollte und Itoe nicht wusste was die Teamleiterin schon abgehakt hatte und was nicht. Lediglich die Geliebte kam höchstwahrscheinlich in keinerlei Aufzeichnungen vor, die Junko so schnell in die Hände hatte kriegen können und bildete somit den einzigen Anlaufpunkt für das hier versammelte Team.
„Mhm. Wir können der Geliebten ja einmal einen Besuch abstatten. Vielleicht erfahren wir ja etwas neues.“ Moment, wieso klang das wie das Eingeständnis einer Niederlage? Kein enthusiastisches „Los, stürmen wir vorwärts!“ war zu vernehmen, was, zugegeben, aber auch ein wenig unangebracht gewesen wäre. Für diese Unternehmung brauchte man Name und Adresse. Die gesammelten Dokumente befanden sich noch immer in Noborus Hintertasche (ausgeleert hatte er nur die Seitentasche) und hoffentlich hatte er nicht gedacht, dass er nun einfach so davon kam. Itoe wollte schon zu Beginn einen Blick auf die Briefe werfen und das wollte sie nun immer noch, es war vollkommen egal was sich innerhalb dieser kurzen Zeitspanne alles aufgetan hatte.
Noboru-san, wolltest du uns nicht noch die Dokumente zeigen?“, fragte Itoe den jungen Mann lächelnd und trat mit ausgestreckter Hand einen kleinen Schritt auf ihn zu.
Es war eigentlich ganz einfach. Briefe einsehen, die Lage bezüglich Noboru klären, Kimihiro anweisen einen kleinen Schmetterling über dem Shinobi kreisen zu lassen, Geliebte besuchen, Junko treffen. So sah der vorläufige Plan aus, danach konnte man in Ruhe weitersehen.
 
M

Mameha Junko

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Arachino musste zu Noboru hinaufschauen, wobei er sich wahrscheinlich in seiner Wut immer noch nicht der Tatsache gewahr wurde, dass er gerade versuchte, einen Zwanzigjährigen einzuschüchtern. Meine Güte, was hatte Noboru nur geritten, zu sagen „Hey, Arachino, bedrohe mich doch bitte mit deiner Käferarmee!“? Also wirklich, der Nara hatte echt kein Benimm und den Aburame praktisch gezwungen! Ergo wurde die Drohung des Käferjungen mit einem lässigen „Yare yare.“ bedacht. Der wurde langweilig. Keine Lust mehr, den Konflikt weiter hochzuschaukeln. Am Ende machte der Junge noch Dummheiten oder sowas, und das wäre ungesund – für alle Parteien.

Dann bliebe da auch noch die Frage nach dem Team des Naras, von welchem er sich ja maßgeblich entfernt hatte. Die Frage war durchaus klug und berechtigt, und dennoch wurde sich von Noboru mit einem leicht amüsierten, schiefen Lächeln bedacht, soweit man das unter seiner Maske erkennen konnte. „Mach dir darüber keine Sorgen, Misumi-san.“ Sodann fügte er noch mit einem Augenzwinkern hinzu „Vielleicht bin ich ja in der Nachtschicht.“ Klasse. Was immer Noboru hier auch machte, er tat es maßgeblich auf eigene Faust oder wollte zumindest sein Team nicht mitreinziehen. Andererseits verhärtete diese Aussage den Verdacht, dass etwas mit ihm nicht stimmte. Beherrschte er die Szene bereits so sehr, dass er sich alles erlauben konnte, wie Arachino befürchtete? Oder malte er vielleicht den Teufel an die Wand?

„Ich weiß nicht, ob ihr Erfahrung damit habt, aber eine Obduktion nimmt mehrere Stunden in Anspruch. So etwas wie ein Bericht wird noch nicht vorliegen. Aber wir können durchaus mit der Dame reden.“Er zog sodann nach der zweiten oder dritten Anfrage der Hyuuga mit einem zumindest an den Augen erkenntlichen entschuldigenden Gesichtsausdruck einen kleinen Packen Briefe aus der Hintertasche und händigte sie Itoe aus. „Schade. Ich dachte schon, du hättest sie vergessen.“Dann halt nächstes Mal. Zurück zum Geschäft.
„Bei der älteren Dame scheint es sich um Shinya Mutsumi zu handeln. Keine Ahnung, wer das sein soll. Der Name sagt mir jetzt auf Anhieb nichts.“ Aber vielleicht konnte ja Itoe sich daran erinnern, dass es sich bei dieser Frau um eine ältere Dame mit strengem Dutt, viel rosa Lippenstift, Puffärmeln und Parfümduftwolke handelte, welche die letzten Jahre hinter dem Richtertisch gesessen hatte. Hart aber fair, so war Großmutter Mutsumi. Falls sich Itoe daran erinnern konnte, hieß das, was nicht unbedingt wahrscheinlich war. Noboru zum Beispiel kam gerade überhaupt nicht darauf, und auch er hatte dieses Fest in schöner Regelmäßigkeit besucht.

Als er ihr die Briefe gab, streifte seine Hand abermals die von Itoe – rein zufällig, versteht sich. Oder? Andererseits häuften sich diese Zufälle in letzter Zeit. Entweder spielte er mit ihr oder es waren wirklich nur komische Gegebenheiten. War es vielleicht schon an der Zeit, Grenzen zu ziehen? Wollte Itoe überhaupt Grenzen ziehen?
 

Hyuuga Itoe

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Mit einem sachten Nicken nahm Itoe die Briefe entgegen und bemerkte abermals die sanfte Berührung Noborus. Die Hyuuga hatte schon vor einiger Zeit gemerkt, dass der Nara gerne mit ihr zu spielen schien, war aber ehrlich gesagt nicht auf die Idee gekommen, dass er absichtlich mit ihr flirtete – da fehlte dem Mädchen womöglich einfach die Fülle an Vergleichswerten. Sie zog die Hand nicht zurück, strafte Noboru auch nicht mit bösen Blicken – sie reagierte einfach gar nicht. Würde sie Noboru jetzt oder später darauf ansprechen konnte das eigentlich nur nach hinten losgehen, weshalb Itoe sich einfach sagte, dass sie es ausharren würde und damit war es das dann auch. Solange sich unser vermummter Freund auf Hände konzentrierte konnte ja nichts schiefgehen, nicht? Nicht?
„Danke.“ Ein kleiner Stapel Briefe befand sich nun in Itoes Händen, zusammengebunden mit einer dünnen, braunen und sehr rissigen Schnur. Einige der Umschläge waren in tadellosem Zustand, andere vergilbt und zerknittert. Es schien jedoch eher die Folge ausgeschütteter Getränke und schlechter Behandlung zu sein als die des Alters. Itoe nahm den Faden zwischen zwei Finger und zog langsam daran. Die Schnur löste sich ohne Probleme und fiel unauffällig auf den dunklen Teppichboden, wo sie liegen blieb und keine weitere Beachtung geschenkt bekam.
Itoe wischte die Briefe der Reihe nach durch ihre Hände um einen Überblick zu bekommen. Es waren nicht allzu viele, man würde also mit etwas Überfliegen relativ zügig alles durchgesehen haben. Wer wusste denn schon, ob sich etwas interessantes in diesen unscheinbaren Briefen verbarg? Huch, Itoe war ja gar nicht alleine – so ein Mist aber auch.
„Außerdem wird der Obduktionsbericht keinerlei Rolle spielen. Die Todesursache dürfte klar sein, zumal niemand das Opfer eines Selbstmordes aufmerksam und sorgfältig untersucht, das wäre doch vergeudete Lebensmüh'. Abgesehen davon wären Spuren irgend einer Form von Kontrolle wohl kaum mehr nachzuweisen.“ Itoe schüttelte den Kopf. „Vergesst den Obduktionsbericht.“ Denn mal ehrlich, was sollte da schon groß drinstehen?
Itoes Blicke wanderten erneut auf die Umschläge. Lektüre für den Weg? Erneut lupfte das Mädchen den Kopf. Shinya Mutsumi? Irgendwo im Hinterkopf Itoes klang der Name entfernt vertraut, aber das war es auch schon. Es war so als ob man den Namen eines vor Jahren verschollenen Nachbars hörte, den man eigentlich nie gesehen hatte. Itoe mochte dieses Fest sehr, was nicht zwangsläufig hieß, dass sie den Namen jedes Richters kannte. Sie war keine Fanatikerin, Leute, echt nicht. Aus diesem Grunde blieb der Name auch unerkannt – eine bessere Chance würde es wohl erst geben, wenn die ältere Dame leibhaftig vor ihnen stehen würde. Visuelle Zuordnung war stets einfacher, zumindest für Itoe.
Statt die Konversation weiter voran zu treiben kümmerte sich das Mädchen nun erst einmal um einige der Briefe. Hier ein vollkommen anonymer, dort zwei adressierte, dann wieder einige anonyme. Einige schnelle, gezielte Handgriffe und der erste Brief lag offen ausgebreitet vor Itoes Augen.
„...Lebensfreude entfacht. Wie konnte ich nur denken, wahre Leidenschaft zu kennen bevor ich dich kennen lernte? Meine Lenden beben noch...“ Itoe blinzelte und faltete den Brief etwas zusammen. Der hier war unwichtig, hm? Nächster. "... allein der Gedanke an dein großes, hartes G..." Meine Herren, ging das auch zivilisierter? "... meine Liebe für dich umfasst das Universum so wie du mich letzte..." Dann eben nicht.
Leider Gottes war in so gut wie jedem Brief etwas zu finden, dass einen zum Würgen anregte, wenn man daran dachte welches Alter hier eine Rolle spielte. Adressen konnte man dem Umschlag entnehmen, dem Inhalt lediglich die Information, dass Shinya Mutsumi anscheinend sehr beweglich ob ihrer alten Tage war. Doch wer weiß, vielleicht war ja doch noch etwas wichtiges darin versteckt? Itoe zögerte nicht lange und verteilte die Briefe an die Gruppe – genauer genommen bekam Kimihiro zwei und Arachino den Rest. Ihren Mitbewohner wollte sie nur etwas sticheln und seine Reaktion beobachten wenn er diese Briefe las, während der Käferjunge so eine Aufgabe hatte und zum Schweigen gebracht wurde. Damit waren doch alle glücklich, oder?
„Hast Du das Haus schon auf den Kopf gestellt oder gibt es noch etwas, das wir uns ansehen sollten bevor wir aufbrechen?“ Tatsache, Itoe hinterfragte nicht einmal, dass Noboru zuvor „Wir“ gesagt hatte. Wie hieß es so schön? Freunde hielt man sich nah, Feinde noch näher. Wenn man nicht wusste wo Noboru einzuordnen war, machte man zumindest nichts falsch wenn man ihn in Sichtweite behielt. Aber wenn Itoe erhlich war glaubte sie nicht, dass der Nara irgend etwas mit dem Selbstmord des Redners zu tun hatte. Er war wohl einfach nur ein komischer Kauz mit einem Faible für Mystery und einem Auftrag über den er womöglich nicht frei sprechen durfte. Oder so.
 
A

Aburame Arachino

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Meh... Arachino ging der Auftrag mittlerweile extrem auf den Geist. Er konnte, abgesehen von Itoe, die ihm zwar suspekt, aber trotzdem OK zu sein schien, keinen der Anwesenden wirklich Leiden.
Kimihiro? Der Typ gab sich sichtlich alle Mühe, den Aburame zu ignorieren, sollte er, Chin war das Jacke wie Hose, was kümmerte es ihn denn groß, was so ein 0815-Typ von ihm hielt. Typen wie ihn gab es zuhauf. Wenn er kein Interesse daran hatte, das Chin in seiner nähe war, bitte, den gefallen konnte er ihm tun. Sogar sehr gerne, eine Person weniger, der er es Recht machen musste.
Dann war da noch der Nara... Der Typ, der eine so sexy Ausstrahlung hatte, das Arachino bei ihrem ersten Treffen schon einen starken Kloß im Hals hatte... trotzdem hatte der Kerl sich als arrogantes Arsch herausgestellt... Warum waren die interessanten nur immer so? Und jetzt wünschte sich Chin im Grunde nur, das er ihm so richtig schön eins reinwürgen könnte... was natürlich nicht ging. Aber Gedult sollte sich ja in solchen Fällen angeblich auszahlen.
Und jetzt auch noch der Scheiß... Itoe drückte ihm einen Stapel Briefe in die Hand, ihm war schon klar, welchen Zweck diese zu erfüllen hatten: Den kleinen Neuling beschäftigen. Tss... Dafür wurde er nicht bezahlt... Sein auftrag war gewesen, mit dieser tollen Truppe das Festival zu bewachen und gegen Verbrechen vorzugehen... nicht rauszufinden, warum es irgendein Typ toll fand, sich eine zusätzliche Körperöffnung zu verpassen. Der Typ war ihm doch im Grunde scheißegal. Ebenso die Angehörigen und die Geliebten der Leiche... Das war alles nicht seine Aufgabe. Man bestellt schließlich auch keinen Dachdecker und bat ihn dann, die Dusche zu reparieren...
Mit den Briefen in der Hand ging er auf Den Tisch zu, den der Nara vor kurzem noch durchsucht hatte und zog den Stuhl beiseite. Wenn er schon mit Beschäftigungsmaßnahmen ruhig gestellt werden sollte, könnte er es sich wenigstens bequem machen. Er setzte sich hin und legte die Füße auf den Tisch, den Stuhl lies er leicht nach hinten kippeln. Dann öffnete er den ersten Brief. Seine Augen wanderten über die ersten Zeilen, als sie sich plötzlich weiteten und ihm erneut ein leiser Pfiff entglitt. Wer auch immer das Geschrieben hatte... um schmutzige Details war sie nicht verlegen. Um extrem schmutzige Details auch nicht...
Chin las einen Brief nach dem anderen durch, das ein oder andere mal musste er schmunzeln, ein paar andere male Schlucken, und einmal wäre er fast rücklings vom Stuhl gekippt. Aber er konnte sich doch stets beherschen. Aber eine schöne Lektüre war es schon. Seine Umgebung hatte er ausgeblendet, daher wusste er nicht, ob in der Zwischenzeit etwas interessantes passiert war, allerdings kümmerte es ihm auch nicht mehr.
"Tja, weiterhelfen tun uns die Dinger nicht..." Er warf die Briefe auf den Tisch, behielt aber seine Stuhlposition bei. "Aber diverse Zeitschriften zahlen bestimmt nicht schlecht für diese Lektüren..." grinste er Itoe und den Nara an.
 

Misumi Kimihiro

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Zufrieden bemerkte Kimihiro, wie sich die Situation tatsächlich zunehmend entspannte, und die Gruppe endlich auf einen gemeinsamen Nenner kam. Gut, Itoes Meinung, der Obduktionsbericht würde nichts bringen, konnte Kimihiro zwar in keiner Weise teilen – irgendetwas konnte er sicherlich zur Lösung des Falls beitragen, auch wenn es nur eine winzige Kleinigkeit sein mochte – doch wenigstens gab es das erste, handfeste Ziel seit langem: Shinya Mutsumi einen Besuch abstatten. Dass dieser Plan ganz ohne das Zutun von Noborus Team zustande kam verwunderte den Misumi übrigens, allerdings hielt sich der Künstler mit der Bemerkung des Nara nicht wirklich lange auf. Vielleicht machten seine Kollegen im Moment tatsächlich Pause, vielleicht war er wirklich Teil der Nachtschicht, im Grunde zählte nur, dass Nara Noboru ein Konoha-nin war und man seinen näheren Hintergrund für den Moment weder in Erfahrung bringen konnte, noch musste. Viel wichtiger waren hingegen Informationen bezüglich dieser ominösen Geliebten.
Passend zu diesem Gedanken händigte in der Zwischenzeit Noboru Itoe ein paar Briefe aus, die wenig später auch in die Hände von Arachino und Kimihiro fielen. Der Künstler nahm zwei der Schriftstücke mit einem Nicken entgegen, entfaltete die erste der beiden Nachrichten, und begann zu lesen. Aufmerksamen Beobachtern sei gesagt, dass Kimihiros Gesichtsausdruck in diesem Augenblick noch recht neutral und ernst war. Im Laufe der Lektüre verdunkelte sich allerdings die Farbe seiner Wangen deutlich, eine Augenbraue nach der anderen wanderte in die Höhe, und sein Mund verlor zunehmend an Spannung, bis er leicht offenstand. Eigentlich hätte nur noch einer der Umstehenden Kimihiro mit seinem eigenen Pinsel ein dickes Fragezeichen auf die Stirn schreiben müssen – wobei diese derart gerunzelt wurde, dass es dafür schon eines hervorragenden Schreiberlings bedurft hätte. Trotzallem las Kimihiro weiter, auch wenn er sich zunehmend fragte, ob ein Besuch bei dieser Dame wirklich… wirklich… wirklich nötig war.
*Nicht nur der Inhalt… so, uhh… dann auch noch… Moment… soll das ein Gedicht sein? Aber… aber…!*
Kopfschüttelnd legte Kimihiro den ersten Brief beiseite, nur um wenig später auch nach mehr als oberflächlicher Untersuchung des Stücks Brief Nr. 2 an seine Mitbewohnerin zurückzugeben. Das Papier beinahe angeekelt von sich gestreckt brachte der Misumi erst keinen Ton heraus, bevor er sich letztlich doch zu einem ganzen Satz durchringen konnte: „Ich glaube leider kaum, dass uns das weiterbringt…“
Zwar war das Gute an dieser Einschätzung, dass sich Kimihiro wohl nicht auch noch durch die anderen Zeilen quälen musste, die man schwerlich als „Schrift“ bezeichnen konnte, ohne jedes andere je zu Papier gebrachte Wort aufs Schärfste zu beleidigen, war es doch schade, dass die Gruppe wohl oder übel gänzlich ohne ein fundiertes Hintergrundwissen über die Dame bei ihr auftauchen musste. *Wobei… das stimmt so nicht ganz. Immerhin konnten wir einen guten Eindruck darüber gewinnen, was die Frau für… ‚romantisch‘ hält.* Dass man darin zugleich ein Argument für die Selbstmordthese sehen konnte versuchte Kimihiro, Ironie in allen Ehren, so gut es ging zu verdrängen.
Mit vor der Brust verschränkten Armen und einem noch immer leicht verstört wirkenden Blick wandte sich der Künstler an die versammelte Runde – sogar an Arachino. „Falls es abgesehen davon…“, ein rascher Blick zu den Briefen auf dem Tisch neben dem Aburame folgte, bei dem es dem Künstler merkwürdig kalt den Rücken hinab lief, „…nicht noch mehr Lesenswertes gibt, könnten wir uns doch eigentlich auf den Weg machen, oder?“
 
M

Mameha Junko

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Wollte Arachino vielleicht ein Schild hochhalten? „Ich bin angefressen, beachtet mich!“? Und wenn er sich schon darüber ärgerte, dass arrogant behandelt wurde, warum war sein Standart-Umgang mit seinen Mitmenschen dann derart gestaltet? Oh ja, er war arrogant, indem er einfach, ohne Kimihiro näher zu kennen, ihn als „langweilig“ oder nicht individualistisch genug einschätzte und daraufhin seines Interesses nicht würdig erachtete. Verhielten sich Itoe oder Noboru anders, indem sie sich einfach weigerten, den impulsiven Aburame toll zu finden? Fragen über Fragen.
Den Kommentar Arachinos bedachte Noboru mit einem Heben der Augenbraue und der einfachen, ruhigen Frage „Bist du ein Shinobi oder ein schäbiger Hehler?“, bevor er sich wieder wichtigeren Dingen widmete. Tsk, die Jugend heutzutage, schien er sagen zu wollen. Was ausgerechnet ein fauler Nara zu irgendwelchen Regeln und Kodexhandlungen im Shinobibereich sagen sollte, schien in diesem Moment nicht zur Debatte zu stehen.

Kimihiros Reaktion auf die Briefe jedoch war außerordentlich amüsant. War der Junge nicht schon sechszehn bis siebzehn? Dass er dann noch bei schlecht geschriebenen Ferkeleien errötete, konnte nur eins bedeuten: Männliche Jungfrau. Köstlich! Noboru musste sich zwingen, sich wieder auf die Pflicht, den Fall und den grausigen Selbstmord zu konzentrieren, um sich im Bezug auf Kimihiro keine (Horror)-Szenarien auszumalen.
Also, Konzentration. Kon-zen-tra-tion. Die kleinen grauen Zellen wurden zum Arbeiten angeregt, die Rädchen im Getriebe wurden geölt und durften sich wieder drehen – wie Meditationsräder. Ach Mist, schon wieder abgedriftet.

„Ich habe keine Zeit gehabt, noch viel weiterzusuchen und habe mich eher auf den privaten Bereich hier konzentriert. Ansonsten bin ich auch der Meinung, dass wir uns mal mit Mutsumi-chan unterhalten sollten. Vielleicht weiß sie ja von irgendwelchen Gründen für Mord oder Selbstmord.“ Eher als seine Frau, sollte man meinen. Und schon setzte sich der Naran in Bewegung – eine Adresse gab es immerhin dank der Briefe und er selbst wollte auch nicht mehr Zeit vergeuden. Lüge, er wollte eigentlich Zeit vergeuden, durfte aber nicht, weil die Verpflichtung zu groß war, schade auch. Einen Kommentar konnte er sich trotzdem nicht klemmen. Also warf er einen Blick über die Schulter und deutete nonchalant auf die Briefe in Arachinos Hand.
„DAS kann ich übrigens besser.“ Gehaucht und mit Augenzwinkern versehen und noch nicht einmal an eine bestimmte Person gerichtet. Zeit, erneut zu erröten, Kimihiro! Beinahe hätte Noboru gegluckst, konnte sich aber im letzten Moment noch beherrschen.
 

Hyuuga Itoe

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War das wirklich notwendig? Mussten so viele Shinobi in ihren jungen Jahren ein Klischee darstellen? Ein kippelnder Stuhl, die Beine natürlich auf dem Tisch und auch ansonsten eine „Ich bin euch allen überlegen (oder tue zumindest mal so) und ihr könnt mich mal an meinem super-knackigen Arsch lecken. Ich. Bin. Ein. Rebell. BOOYAH!!!“-Einstellung. Vielleicht war Itoe mal wieder zu schnell in ihrem Urteil über einen Menschen, doch der Aburame verlor gerade Sympathiepunkte ohne Ende. Konnte er sich nicht zusammenreißen? Nicht einmal so ein kleines bisschen? So langsam konnte sie sogar Kimihiro verstehen, der Arachino einfach ignorierte. Wie schnell der Neuling doch seine harte Fassung wieder gewonnen hatte. Erinnern wir uns einen Moment an seinen jüngsten Zusammenbruch? Dankeschön, es kann weiter gehen. Harter Bursche, der Kerl. Richtig hart.
Die Briefe brachten das Team tatsächlich nicht voran, es ging schließlich nur um die Reaktionen. Arachino hatte dabei versagt, Kimihiro zauberte ein Lächeln auf Itoes (und anscheinend auch Noborus) Gesicht. Gerötete Wangen, der Biss auf die Lippen und die geweiteten Augen, alles war da – herrlich. Zu lange konnte man sich aber auch an dem unbeholfenen Kimihiro nicht ergötzen, denn auch wenn es irgendwie manchmal in Vergessenheit geriet, so gab es hier eine Aufgabe zu erledigen. Wider Arachinos Annahme, dass mit „auf das Marktviertel aufpassen, Kleinigkeiten ignorieren“ ganz klar keine möglichen Mordfälle gemeint waren sagten Teamleiterin Madame Junko und Itoe (immer noch nicht vollkommen überzeugt) etwas anderes, also musste der Rest spuren. Bei der Gelegenheit stellte sich außerdem die Frage ob Itoe dem vermummten Kerl dort an der Wand eigentlich unterstellt war oder nicht. Einfache Antwort: Ihr Team, ihre Autorität, im Ernstfall konnte sie der Typ mal kreuzweise. Nur zur Sicherheit, versteht sich.
„Kimihiro-kun, dort hinten in dem herzförmigen Kästchen liegen noch einige parfümierte Briefe auf rosa Papier... Nein? In Ordnung, dann können wir glaube ich los.“ Ein letztes Mal kam es dann doch durch. Ernste Situationen mussten schließlich aufgelockert werden. Alles im Sinne der Mission. Klar doch.
Noborus letzter Kommentar wurde übrigens mit wahnsinnig überzeugend gleichgültiger Miene ignoriert. Einfach den Nacken herab, über die Schulter und weg damit. Tse, Itoe hieß doch nicht Hanaya, die mit dem erstbesten Kerl in Reichweite gleich Speichelhockey spielte. Wie sich später herausstellte wurde das auf Mission Nummer zwei dann auch sofort wiederholt. Ob bei dem rothaarigen Rotzbengel Chuuninrang, Tod oder erstes Kind das Rennen gewannen stellte derzeit eines der größten Mysterien der Menschheit dar – aber zurück zum Selbstmord, eleganten Fensterabstiegen und anderen Blamagen.
Echte Shinobi machten sich nichts aus Treppen und anderem Hokuspokus, war ja auch alles unnötig. Wozu gab es Fenster und Wände? Noboru machte den Anfang, Itoe folgte und setzte zwei Mal an der Wand ab um dann ganz brav federnd auf den Pflastersteinen der Straße zu landen. Zweiter Stock und ein direkter Sprung musste nicht sein, Gelenke wurden geschont wenn möglich – die würden noch früh genug den Geist aufgeben.
Dann konnte es ja nun los gehen, hm? Ist ja nicht so, dass es gewisse Mitglieder des Teams gab die … Moment, fehlte da nicht jemand? Ein kleines Stirnrunzeln und Itoe nahm eine entspannte Haltung ein. Arachino nahm gerade nicht wirklich die Treppe, oder? Itoe widerstand dem Drang einen Blick durch die Wand zu werfen und wartete ganz gelassen. Ein kleiner Kommentar war aber dennoch gestatte, jetzt, da der Herr außer Hörweite war: „Waren wir früher auch so schlimm?“ Zeitgleich konnte Itoe schon darauf wetten, dass von Seiten des Naras ein fröhlich gehauchtes „Schlimmer.“ oder etwas vergleichbares kam, aber die Schulter-Taktik hatte das Mädchen ja inzwischen einigermaßen drauf.

Das Team war wieder versammelt, hatte es etwas ruhiger angehen lassen als sie durch die hellen Straßen der Stadt auf das Haus besagter Geliebten zusteuerten. Es war nur zweimaliges Nachfragen nötig gewesen um die gewünschte Straße samt Haus zu finden. Es war klein, gemütlich und aus Holz und Stein – typisch asiatische Bauweise. Der Vorgarten schien gepflegt und gehegt, Blumen reihten sich an geschnittene Büsche und kleine, polierte Steine umsäumten einen winzigen Gartenteich in dessen Mitte ein steinerner Frosch Wasser spuckte. Der Rasen war kurz geschnitten und der eiserne Zaun sowie das süße mit kleinen Hasen verzierte Holztörchen perfektionierten den Eindruck eines netten, kleinen Vorstadt-Einfamilienhauses. Nichts erweckte den Eindruck einer Nymphomanin über ihrer Zeit.
Was jedoch merkwürdig war, das war die kleine Menschentraube direkt vor dem Haus. Einige hatten die Augen erschrocken geweitet, andere hielten sich die Hand vor den Mund und der Rest umklammerte sich selbst – alle mit empor gerichtetem Blick. Die Shinobi konnten nicht erkennen zu was die versammelten Leute dort schauten, denn die große, blattreiche Ulme des Nachbargartens verbarg das Objekt der Neugierde gut.
Nur wenige Schritte, dann konnte die Gruppe einen Blick auf den Balkon des Hauses werfen. Erster Stock, eine ältere Dame. Irgendwie bestand kein Zweifel, dass dies hier Shinya Mutsumi war. Ein so süßes wie rosa Kleid umhüllte ihren Körper und flatterte im Wind. Ihre Haut war faltig aber rein, lediglich ihr Gesicht ein wenig geschwollen, die Schminke verlaufen – sie hatte geweint. Ihre nackten Füße schoben sich einen Zentimeter weiter über die hölzerne Barrikade. Mutsumi-sans Blick wirkte leer, das dicke Hanfseil um ihren Hals robust. Als die alte Frau beinahe schlapp nach vorne über die Brüstung kippte hielt die Menge die Luft an, manche machten einen schockierten Schritt vorwärts, riefen etwas unverständliches, doch als sich der Körper Shinya Mutsumis im freien Fall befand herrschte Stille. Grausame, greifbare Stille.
Das endgültige und bestialische Knacken ihres Genicks ertönte umso lauter.
Leichter Wind fuhr durch die Bäume und ließ sie rascheln, kein Vogel wagte es einen Ton von sich zu geben während der Körper der Frau in unbeschreiblicher und doch subtiler Grausamkeit hin und her pendelte, ihr Kopf gegen einen der Verandapfeiler stieß und ihr nackter Fuß rau über den Boden schleifte.
Im Film hätte Itoe jetzt etwas gesagt wie „Knick, Knack, das machte Zack!“, „Die Befragung hat sich wohl erledigt.“ oder „Das hier wird auch wirklich nicht einfacher.“ In Wahrheit war Itoe nicht so taff. Der Kloß in ihrem Hals saß viel zu fest als dass ihr gerade nach Reden zumute gewesen wäre. Während Shinya Mutsumi auspendelte, begleitet von Stille und einem schürfenden Geräusch, hallte dieses eklige Knacken in den Köpfen der Anwesenden wider, zwei erbrachen sich in den sorgsam gepflegten Vorgarten und zerstörten damit den letzten Rest von Mutsumis Würde.
Itoe kannte Kimihiro und Arachino konnte sie in der Hinsicht einschätzen. Keinem der beiden war jetzt gerade vermutlich nach vielen Worten. Was Nara Noboru davon hielt spielte für das Mädchen keine Rolle. Er wollte die Initiative ergreifen? Durfte er, Itoe würde noch einige Momente warten um allen die Verarbeitung des eben erlebten zu ermöglichen – auch sich selbst. Und doch wusste sie, dass man diesen Anblick kaum innerhalb so kurzer Zeit verarbeiten konnte. Zwei Menschen hatten sich heute vor ihren Augen umgebracht. Jeder hatte eine Grenze, die nur überschritten werden musste. Itoe hatte keine Ahnung wo die Grenze von ihr oder ihrem Team lag.
Sie selbst versuchte es mit Verdrängung. Das erschien ihr derzeit am Sinnvollsten. Wer also einen Blick in das Gesicht der Hyuuga warf, der erkannte ein aktiviertes Byakugan, dass die Gegend mehr schlecht als Recht nach irgend etwas absuchte, dass etwas anderes als einen Selbstmord nahelegte. In Wahrheit war dies lediglich das Einzige das Itoe momentan machen konnte um dieses grauenhafte Knacken in ihrem Kopf zu übertönen.
 
A

Aburame Arachino

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"Huh?" Arachino lies augenblicklich den Stuhl nach vorne kippen, indem er seine Füße vom Tisch nahm, so das sein ganzer Körper mit nach vorne geschwungen wurde, bis er seinen Ellbogen auf der Tischplatte abstützen konnte. Er saß nun leicht nach vorne gebeugt, sein linker Arm ruhte auf seinem Bein, während sein rechter auf dem Tisch aufgesetzt war und sein Kinn auf der Faust dieses Arms aufgelegt war. "Was ich bin? Hm? Tja, was bin ich wohl... Ein Shinobi... der einer zusätzlichen Einnahmequelle nicht abgeneigt ist." Er grinste dabei über beide Ohren. "Abgesehen davon, das ich es kaum ernst gemeint hatte... was wäre groß dabei wenn? Oder widerspräche das deinen Moralvorstellungen, Nara?" Er lachte echt selten, noch eine Sache, die er ändern sollte, aber diesmal musste er kichern. wer hätte es denn schon gemerkt? Die Briefe waren wertlos als Beweismittel. Und nach dem Tod ihres Besitzers würden sie eh nur noch Staub ansetzen. Immer noch grinsend stand Chin auf, allmählich fühlte er sich wieder wohl. Warum? Er verstellte sich nicht mehr. Warum? Es war ihm Scheißegal geworden. Hey, die beiden Trantüten von Teamkollegen hatten sich eh schon ihre Meinung gemacht und den Nara würde er eh nie wieder sehen. Da konnte man doch mal ein bischen experimentieren.

Dann kam der Abgang und natürlich mussten die ganzen super Ninjas alle ihren "An der Wand lang lauf" Akt abziehen. Tja, für Chin blieb dann wohl nur die Treppe. Sollten die anderen ruhig ein wenig warten. Während er den Gang, den er schon auf dem Hinweg genommen hatte, zurück ging, kam er erneut nicht umhin, die geschmackvolle und sicher nicht billige Einrichtung zu bewundern. Er hätte sich ja gerne was eingesteckt... das Zeug war jetzt eh Herrenlos... Aber nachher hatte ihn diese Hyuuga mit ihren Geister-Augen noch im Blick und dann gäbs stunk... Darauf hatte er grade echt keinen Bock. Zudem... Das Haus war bestimmt morgen auch noch da. Die Spassbremsen da draußen nicht. Er ging nicht durch das Fenster, durch das er eingestiegen war, sondern durch die Türe, die in der Nähe war. Mit hinter dem Kopf verschränkten Armen und in den Himmel gerichteten Blick schloss er zum Rest der Gruppe auf, er genoss im Moment nur das Wetter. Er trottete hinter der Truppe her, sah sich die Wolken an, und lauste der merkwürdigen Ruhe... Seit dem Selbstmord war es merklich stiller geworden... na ja, irgenwie verständlich, vielen Leuten war sciher nicht nach Feiern zumute, wenn sich grade jemand umgebracht hatte... So konnte man ab und zu sogar Vögel hören. Da konnte man fast vergessen, dass man auf einer Mission war, und grade... na ja, Selbstmord und so...
Und grade als Chin fast seinen inneren Frieden wieder hatte, stießen sie auf die große Ansammlung von Menschen, die da standen, als gäbe es etwas umsonst. "Was ist denn da los?" entfuhr es dem jungen Aburame, aber zugleich durchfuhr ihn auch ein beklemmendes Gefühl.
Die nächsten Szenen ließen ihn erstarren und er nahm kaum noch etwas wahr. Erst als der leblose Körper wie ein Uhrenpendel hin ud her ging, schaltete sein Gehirn wieder ein. Das durfte doch alles nicht wahr sein. 2 Mal... 2 verdammte Mal an einem Tag... "ECHT JETZT!...." er schrie das völlig unbewusst raus, während er sich von der Gruppe abschlug und schnellen Schrittes in eine Seitengasse ging. "WAS FÜR EIN KRANKES DORF IST DAS HIER...!" Nein, er war sich kein Stück im klaren darüber, was er da von sich lies. Seine Wut auf diese Situation hatte ihn, wieder mal, voll im Griff. So stieß er drei mal mit seiner Schulter gegen die Wand der Seitengasse, in die er sich geschlagen hatte, bis er stehen blieb. "Krank... krank... krank... UARGHHHH!" Das war zu viel gewesen. Er kippte nicht um wie beim letzten Mal... nein, das wollte er sich nicht noch Mal antun. Statt dessen stand er jetzt hier und kotzte den Boden voll. Klasse... Er schlug seine Faust gegen die Wand. Nachdem er Luft geholt hatte, drehte er sich um. Irgendwie spührte er, dass er hier nicht alleine war. Wer hatte ihn denn bei dieser tollen Vorstellung gesehen? Der Nara? Itoe?
 

Misumi Kimihiro

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Befreit folgte Kimihiro dem Nara und seiner Mitbewohnerin aus dem Fenster nach draußen, froh darüber, für kurze Zeit nicht nur den Aburame, sondern auch das Haus des Verstorbenen hinter sich lassen zu dürfen. Während dem Aufenthalt war sich der Künstler dessen nicht bewusst gewesen, doch die Tatsache, dass sich die Gruppe die ganze Zeit unter dem Dach eines kürzlich noch lebendigen, atmenden Menschen versammelt hatte, der nun für die Klärung seines Ablebens auf alle beteiligten Shinobi baute, war gelinde gesagt „bedrückend“. Auch die Konfrontation mit Noboru und dessen merkwürdiges Verhalten, die zugegebenermaßen aufsehenerregenden Briefe, sowie Itoes Anwesenheit und Kommentare hatten diesen Effekt nur mildern, nicht aber ganz unterdrücken können.
Draußen dagegen fiel Kimihiro sofort auf, wie frischer die Luft und wie heller das Licht war, und diese Eindrücke halfen ihm sehr dabei, wieder einigermaßen zu sich zu kommen. Beinahe fühlte es sich so an, als wäre die Gruppe nicht Zeuge eines scheinbaren Selbstmordes geworden, den es nun aufzuklären galt. Beinahe konnte man glauben, dass sich die kleine Bande Shinobi einfach nur aufmachte, ihren üblichen Wachrundgang fortzusetzen.
Beinahe…

Auf dem Weg in Richtung Villa behielt Kimihiro nur einen seiner fünf Vögel in der Nähe, den anderen vier ließ er freien Lauf unter der Bedingung, dass alle in Kontaktreichweite blieben. Mancher mochte vielleicht meinen, dass die Tiere eines Künstlers nichts weiter waren als seelenlose Hüllen denen ein Ninja ein wenig Chakra eingeflößt, um sie zu willigen Werkzeugen zu machen. Kimihiro jedoch, der auch glaubte, dass Fische Gefühle hatten (wie konnte man etwas anderes denken?), war spätestens seit seinem Auftrag in Yakusoku der Meinung, dass Tintentiere genauso wie echte Kreaturen zu Emotionen in der Lage waren. Und wer, der auch nur irgendetwas fühlen konnte, arbeitete schon den ganzen Tag ohne Pause?
Der Nachteil dieser Tierliebe war jedoch, dass Kimihiro genau wie seine Kameraden erst dann den Aufruhr um das Haus von Shinya Mutsumi bemerkte, als es schon zu spät war. Im Schlepptau von Itoe und Noboru unterwegs bemerkte er es womöglich sogar etwas später als sie, doch das beraubte der Szene nicht ihrer Grausamkeit: Das tränenverschmierte Gesicht einer Frau, umrahmt von einem morbid-schlichten Hanfseil, das in vollkommenem Kontrast zu dem mädchenhaften Nachthemd stand, welches vom Wind gepeitscht wie verzweifelt an ihrem Körper zog und sie regelrechte anzuflehen schien, nicht den letzten Schritt zu tun. Doch es half nichts: Ein kleiner Schritt durchtrennte die Grenze zwischen Leben und Tod und übergab Shinya Mutsumi den Armen ihres Geliebten.
Wie viele andere der Umstehenden starrte Kimihiro fassungslos hinauf zu dem hin und her pendelnden Körper während er sich für den Gedanken verfluchte, dass das zweite Ableben innerhalb weniger Stunden, welches der Künstler praktisch hautnah miterlebte, auf widerwärtige Weise weniger aufwühlend erschien als das erste. Statt dem ohrenbetäubenden Chaos, welches die Taten Shogo Kojis heraufbeschworen hatte, schien Shinya Mutsumi die Welt stillstehen zu lassen, und wenn auch nur für einen Augenblick. Jeder Mann, jede Frau und jedes Kind schien gemeinsam den Atem anzuhalten, erstarrt im Angesicht des Lebensendes einer der ihren. So stand auch Kimihiro eine Weile einfach nur da und bemerkte nur am Rande, wie sich ein schwarzer Vogel auf seiner Schulter niederließ und das kleine Köpfchen sanft am Hals seines Schöpfers rieb.
Aus der großen Masse an Anteilnehmenden war es letztlich ein Shinobi, ein Mitglied seines Teams, der die Stille brach und mit lauter Stimme seinen Gefühlen freien Lauf ließ. Kimihiro blieb einen Augenblick noch wie angewurzelt stehen, dann drehte er sich langsam um und blickte entgeistert seinem Kollegen hinterher, welchem in diesem Moment ein kleiner, dunkler Fleck zu folgen begann.
Vorgeschichte hin oder her, noch war Arachino einer von ihnen, ein Ninja aus Konohagakure, und so sehr sich alle anderen sicherlich einen etwas erfahreneren, stärkeren, älteren Kameraden wünschten, so durfte man den Akademisten nicht einfach sich selbst überlassen.

„Hey.“
Betont langsam durchschritt Kimihiro die Seitengasse während sich sein Begleiter oberhalb auf dem Rand eines der beiden Gebäude niederließ, zwischen denen sich der schmale Weg auftat. Das Bild, welches sich dem Künstler bot, war alles andere als ansehnlich: Ein in sich zusammengefallener Teamkamerad, der über seinem eigenen Mageninhalt stand und fast etwas paranoid zurückschaute, als er sich des Künstlers gewahr wurde.
*Immerhin steht er.*
Kimihiro behielt einige Meter an Distanz bei als er damit begann, die Falten seines Kimonos nach den spärlichen Arzneien zu suchen, die er auf diese Mission mitgenommen hatte. Im Gegensatz zu seiner schmalen Kunaitasche war der Medizinbeutel, den er sich im Zuge der Nacharbeitung seiner ersten Chuuninprüfung gemeinsam mit dem entsprechenden Wissen angeeignet hatte, nämlich noch nicht zur Standartausrüstung des Misumi geworden. Kurz gesagt hatte er schlicht vergessen, die Tasche rechtzeitig vorzubereiten, weshalb ihm beim Aufbruch gerade genug Zeit geblieben war, ein paar der wichtigsten Utensilien in seiner Kleidung zu verstauen. Dazu zählten eine Handvoll Verbände und Pflaster sowie das obligatorische Beruhigungsmittel, wonach genau der Künstler in diesen Augenblicken suchte. Als jedoch nach viel zu langer Zeit seine Finger immer noch nicht das gewünschte Fläschchen gefunden hatten, gab er seufzend auf.
*Also die schwierigere Variante, wie? Natürlich…*
Mit ernstem Gesicht, die Arme leicht in die Hüfte gestemmt, sah er zu dem Käferjungen herüber. Seine erste Mission, und dann gleich zwei Selbstmorde… diese Situation einfach zu ignorieren war zwar überaus verlockend und einfach, und sicherlich konnte man jemandem, der diese zwei Tode ebenfalls miterlebt hatte, dieses Verhalten verzeihen, doch richtig machte es das noch lange nicht.
Mit ernster Miene und einem Nicken zu der kleinen Lache neben Arachino öffnete Kimihiro den Mund, wollte etwas sagen, einen Witz machen, vielleicht etwas über seine eigene erste Leiche sagen, einfach die richtigen Worte finden… doch es kam nichts. Die Gedanken des sonst so kreativen Künstlers waren leer, vollkommen leer. Wobei, nein, das war es nicht, Ideen, was er hätte sagen können, schwirrten ihm unzählige im Kopf herum, doch kein einziger Satz schien diese Situation wirklich besser oder leichter zu machen, als sie war. Der Künstler war kurz davor, einfach wieder zu gehen, in dem Glauben, es würde Arachino genügen zu wissen, dass er nicht ganz allein war, doch schließlich sagte Kimihiro trotzallem etwas – das, was ihm beim Anblick des Jungen als allererstes in den Sinn gekommen war.
„Es wird nicht leichter. Zumindest nicht viel.“
 
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Hyuuga Itoe

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Itoe war die letzten Augenblicke nur körperlich anwesend gewesen. Sowohl ihr Verstand als auch ihre Augen schweiften an anderer Stelle umher und umrundeten den Ort dieses grausigen Geschehens sorgsam. Das Mädchen hatte keine Ahnung nach was es suchen sollte, genauso wenig wie sie dachte, dass sie tatsächlich etwas fand. Sie war genau genommen nicht einmal wirklich in der Lage irgend welche Eindrücke und Informationen zu verwerten, zu tief saß der schock, zu laut war das Knacken in ihrem Kopf.
Arachinos erneuten Ausraster bekam sie nur am Rande mit. Er schrie, rannte weg, wollte die Tatsache nicht akzeptieren, dass sich soeben der zweite Mensch an einem Tag vor seinen Augen umgebracht hatte. So etwas wurde einem in der Akademie nicht beigebracht. Zwar hatte sich die Hyuuga gesagt, dass sie den jungen Aburame nach Hause schicken würde, sollte er noch einmal so aus der Haut fahren, allerdings waren die jetzigen Umstände grausam genug um auch erfahrenere Shinobi als Arachino zu brechen.
Die Adern auf Itoes Gesicht waren längst wieder verschwunden, als sich das Mädchen die Menschen vor und neben sich genauer ansah. Dabei fiel ihr auf, dass Kimihiro schon nicht mehr da war. Arachino benötigte Gesellschaft. Gesellschaft, die Itoe ihm gerade nicht bieten konnte. Unter anderen Umständen hätte sie gelächelt, denn sie war sich sicher, dass Kimihiro trotz seiner bisherigen Abneigung gegenüber dem Jungen gute Arbeit leisten würde.
Zu Itoes Linken stand Noboru. Zwar war es schwer aus seinem Gesicht etwas herauszulesen da die untere Hälfte von einer schwarzen Maske verborgen war, dennoch schien er schockiert zu sein, für kurze Zeit genauso gelähmt wie die drei jüngeren Shinobi. Ein Zeichen, dass sich unter dieser spaßigen und betont mysteriösen Fassade doch nur ein ganz normaler Kerl versteckte, der Angst, Wut und Freude empfinden konnte.
Der Kloß in Itoes Hals wurde nicht kleiner als sie ihren Blick geradeaus richtete. Unter den Menschen, die meisten hatten sich inzwischen mit vor Schmerz verzerrten Gesichtern abgewandt, befanden sich auch Kinder. Diese Tatsache schnürte Itoe sofort die Kehle zu und ihr wurde schlecht. Allein der Gedanke so etwas als kleines, unschuldiges Kind mitansehen zu müssen drehte ihr den Magen um. Nicht einmal die Hände der Mütter, die Augen verdeckend, hatten die Stille und die Gräusche verstecken können.
Itoe war nicht nach Reden, sie berührte Noboru lediglich leicht am Arm und bewegte sich dann langsam und zum Teil sogar ein wenig unsicher durch die kleine Menschenmenge auf Shinya Mutsumi zu. Sie mussten die arme Frau dort runter holen und ins Haus bringen. Diesen Anblick konnte man keinem der Anwesenden länger zumuten und leider Gottes war es Itoes Aufgabe dies zu erledigen.
Sie brauchte deshalb Noborus Hilfe, weil sie kaum den Körper der Frau halten und gleichzeitig das Seil durchtrennen konnte und es ein Ding der Unmöglichkeit war, Mutsumi-san einfach so auf den Boden fallen zu lassen. Itoe wollte kein weiteres Geräusch machen, sie wollte einfach nicht.
„Durchtrennst Du das Seil?“, fragte sie mit monotoner, leiser Stimme, den Blick stumpf und leer auf den Körper der toten Frau gerichtet, welche sie nun mit angehaltener Luft umfasste und leicht anhob.
Das Gewicht lag schwer auf ihren Armen, als das Seil durchtrennt wurde und sie nickte nur kurz in Richtung des Hauses. Gemeinsam mit Noboru brachte sie den Körper schweigend außer Sichtweite. Auf dem braun-roten Teppich sah Shinya Mutsumi beinahe aus wie aufgebahrt; Itoe drehte sich weg und schloss die Tür.
Sie wollte weder über sich reden noch über die tote Frau. Noch nicht. Doch was blieb ihr anderes übrig? Arachino und Kimihiro waren fort, sie hatte keinerlei Ausrede Zeit zu schinden. Ob Arachino hier mit klar kam? Der Tod war nichts, was man mal eben so auf die leichte Schulter nehmen konnte. Himmel, Itoe kam noch nicht einmal wirklich damit klar, wie sollte es ein Junge schaffen der noch vor weniger Zeit in der Akademie festsaß?
Glaubst Du sie hat sich selbst umgebracht weil ihr Geliebter … Sie hat geweint.“ Es waren nur wenige Worte die aus Itoes Mund kamen. Noch immer dem Fenster zugewandt war Noboru außerhalb ihres Blickfelds und irgendwie war das Mädchen froh darüber.
Sie hasste es, in Momenten der Schwäche beobachtet zu werden.
 
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Mameha Junko

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Die Szenerie war tatsächlich dazu erdacht, sogar Noboru verstummen zu lassen. Der Nara hatte schon eine Menge gesehen, aber dies hier ging sogar ihm unter die Haut oder er bewies gerade Taktgefühl jenseits allen männlichen Klischees. In aller Ruhe und mit fast schon teilnahmslos wirkenden Gesichtsausdruck, sofern man das unter der Maske beurteilen konnte, erledigte er pflichtbewusst seine Arbeit, schnitt das Seil in einer souveränen Bewegung mit einem seiner Kunai durch und half anschließend der Hyuuga dabei, den Leichnahm der Frau in die Wohnung zu tragen. Während der ganzen Aktion wirkten seine Bewegungen mechanisch, als würde er einfach nur einstudierten Bewegungen nachgehen und ganz von selbst funktionieren, ohne sich Gedanken darüber zu machen. Man konnte es auch einen automatisierten Bewegungsablauf nennen.

Es war schon bitter – gerade eben war Mutsumi noch eine lebende, atmende Frau gewesen, die zu viel Make-up auftrug und Kindern Bonbons schenkte. Und jetzt? Was war sie jetzt? Jetzt war sie nur noch eine tote Masse, und nichts war mehr von ihr übrig außer Erinnerungen. Konnte man Erinnerungen anfassen? Konnte man ihren schweren Parfümgeruch riechen oder sich Bonbons von Erinnerungen anbieten lassen? Nein, es war einfach vorbei.
Und keiner wusste warum.

Es gab natürlich gewisse Vermutungen. Ihr Liebhaber hatte sich vor nicht allzu langer Zeit den Bauch aufgeschlitzt und damit ein ganzes Festival gekippt. Aber war das ein Grund, sich aufzuhängen? Es war ein Grund zu weinen, aber war die ältere Dame wirklich so unglücklich gewesen. Hyuuga Itoe konnte es wahrscheinlich nicht sagen, denn sie kannte Shinya Mutsumi nicht, hatte sie nie gekannt. Sie beide hatten schon zu Lebzeiten Welten getrennt, und jetzt trennte sie noch viel mehr.
Noboru seinerseits schien auch in nachdenklicher Stimmung zu sein und hatte sich an einen Türrahmen gelehnt – allerdings mit dem Rücken zur Leiche und zu der am Fenster stehenden Itoe, während er in den nächsten Raum starrte. Es war nicht zu erraten, was er gerade dachte oder ob er nur aus Anstand dergestalt reagierte. Fest stand nur, dass seine Stimme nunmehr nur einen rauen Unterton hatte. Vielleicht war er wütend, vielleicht war er enttäuscht – oder war in Ehrfurcht. Konnte alles sein. Arachinos kleinen Wutausbruch hatte er unkommentiert gelassen, wieso sollte er jetzt auf Itoe reagieren?
„Keine Ahnung.“, antwortete er schulterzuckend, allerdings mit einer gewissen Schwere in der Stimme, die der Situation angemessen erschien. „Ja. Nein. Vielleicht. Es ist möglich.“ Aber nicht auszuschließen, wie eine gewisse nicht anwesende Kunoichi sagen würde. Itoe hatte noch ein wenig Zeit, zu antworten, aber irgendwann im Laufe der nächsten Minuten würden hier ein Arzt – obgleich viel zu spät – und die örtliche Miliz eintreffen. Danach würde, nur so als Vorankündigung, ein Laufbursche die Gruppe in das Rathaus zu ihrer Kollegin bitten. Aber bis dahin würde noch gut eine Viertelstunde vergehen.
 

Hyuuga Itoe

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Itoe musste nicht oft um Fassung und den Anschein von Stärke ringen, doch in diesem Moment war es schwer. So direkt und schlicht mit dem Tod konfrontiert zu werden war nicht einfach zu ertragen und zu verarbeiten. Gleichzeitig war es Itoes Aufgabe es herunterzuschlucken, weiter zu machen bis ihr Dienst vorbei war. Das Mädchen schluckte und drehte sich um.
Noboru hatte sich ebenfalls abgewandt und Itoe war ein bisschen dankbar dafür. Keine schalkhaften Augen die ihr in diesen Momenten folgten, keiner der sie dabei beobachtete, wie sie den toten Körper musterte. Das Kleid, frisch gewaschen. Das Gesicht, verweint und aufgedunsen. Der Hals, verdreht und rot unterlaufen. Die Füße, einer sauber mit lackierten Nägeln, der andere dreckig vom Boden der Terrasse. Itoe konzentrierte sich auf ihre Atmung und entließ die angesammelte Luft langsam und kontrolliert.
Anschließend runzelte sie die Stirn. Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie diese Frau kannte. Oder zumindest glaubte sie... gekannt zu haben. Itoes Blick driftete an den Wänden des Raumes entlang während sie fiebrig überlegte wo sie dieses Gesicht schon einmal gesehen hatte. Sie kam nicht drauf, was sie zusätzlich aufregte. Tote Menschen und Itoe konnte sich nicht einmal an ein Gesicht erinnern. Aber vielleicht wollte sich das Mädchen gerade auch einfach nur aufregen, dieses schmerzhafte, heiße Gefühl in der Magengegend schüren.
Mit langsamen Schritten durchwanderte sie das Zimmer. Das Mobiliar war etwas kitschig aber schön und gepflegt. Das Holz wurde vielleicht erst vor kurzem poliert, denn es glänzte und schimmerte als wäre es neu. In einem der Regale waren viele Bilderrahmen angeordnet und beantworteten endlich Itoes Frage, wer diese Frau war. Es war eines der kleineren Bilder, ganz links an den Rand gequetscht, darauf waren mehrere Personen hinter einem kleinen Tisch zu sehen. Itoe fasste sich leicht an die Stirn und drehte sich zu Noboru.
„Sie war Preisrichterin. Sie war die letzten Jahre als Jurorin für die Wettbewerbe des Festivals verantwortlich gewesen.“, erzählte Itoe dem vermummten Nara. Ob diese Information relevant war? Eine Gemeinsamkeit der beiden Opfer, sie arbeiteten beide für das Festival – hatten dafür gearbeitet. Wahrscheinlich hatten sie sich lediglich dort kennen gelernt. Dies hier sah mehr nach einem Selbstmord aus als der erste „Vorfall“ des Tages. Mutsumi-san hatte Koji geliebt, das hatte man aus den Briefen entnehmen können. Sein Tod musste sie sehr schwer getroffen haben, wenngleich auch sie sich in aller Öffentlichkeit das Leben genommen hatte.
„Waren die Briefe Deine einzige Spur?“, fragte Itoe nach einiger Zeit in die Stille hinein. Ursprünglich hatten sie mit dieser Frau hier reden wollen, doch da auch diese Fährte nun tot war blieb nichts anderes übrig als das Blickfeld zu erweitern und nach neuen Hinweisen zu suchen, die auf etwas anderes als Selbstmord hindeuteten. Wenn sie keine fanden, nun, Itoe war schließlich nach wie vor nicht vollkommen überzeugt. Vielleicht waren diese öffentlichen Selbstmorde ja einfach in Mode gekommen? Itoe kannte sich da nicht aus und war sogar froh darüber.
 
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Mameha Junko

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Eine interessante Beobachtung, die Itoe da gemacht hatte. Vielleicht hatte die ganze Geschichte ja in Wirklichkeit nichts mit Selbstmorden zu tun und war vielmehr eine Hinrichtung der Preisrichter. Aber warum sollte jemand das tun? Aus Rache? Nein, dafür war das Vorgehen viel zu rational, viel zu kühl und kalkuliert. Und dann bestand ja auch immer noch die Möglichkeit, dass Shogo Koji tatsächlich Suizid begangen und Shinya Mutsumi ihm einfach gefolgt war. Vielleicht hatte der ältere Herr eine Nachricht bekommen, dass er an einer tödlichen Krankheit litt und sich somit entschlossen, seinen letzten Auftritt makaber, aber definitiv denkwürdig zu gestalten.

Noboru seinerseits kommentierte recht wenig. Tatsächlich lehnte er weiter am Türrahmen, den Rücken Itoe zugewandt und anscheinend versunken in seinen eigenen Gedanken. Als sie ihn auf ihre Beobachtung ansprach, reagierte er erst gar nicht. Es dauerte einige Wimpernschläge, ehe er den Kopf nur leicht drehte – Itoe hatte immer noch sein verlorenes Profil im Blick, konnte seinen Gesichtsausdruck beim besten Willen nicht sehen. Es war mehr ein Aufhorchen, ein Signal, dass er ihr zuhörte und sie nunmehr ansprach. Seine Stimme war belegt und schicksalsschwanger, als trage er das furchtbare Geheimnis hinter diesen Ereignissen auf seinen Schultern.

„Siehst du es? Beginnst du endlich zu begreifen?“ Endlich … was zu begreifen? Dass sie Preisrichterin war? Dass mehr dahinter steckte? Rede doch, du dummer Nara, aber mach nicht solche kryptischen Andeutungen!
 

Hyuuga Itoe

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Nara Noboru war ein merkwürdiger Mann, in vielerlei Hinsicht. Er verhüllte sich selbst, verschwieg seinen Nachnamen und damit einen Teil seiner Identität und gab auch ansonsten nichts von sich Preis. Weder durch Worte noch durch Mimik. Aber vielleicht, nur vielleicht, verhielt er sich einfach nur klug? GDas war eine Frage die Itoe nicht einfach mal so zwischendurch beantworten konnte. Diese Antwort erforderte Tee, eine gemütliche Couch und Ruhe. Nichts davon war im Moment vorhanden.
Itoes Stirn hatte sich längst wieder geglättet, als sich Noborus Profil vor den Schatten des dunklen Zimmers nebenan abhob. Ob sie es sah? Ob sie es begreifen konnte? Itoe schwieg. Für einen Moment vergaß sie sogar die Leiche im Zimmer. *Kann sich dieser Kerl nicht ein einziges Mal klar ausdrücken?*, fragte sich die Hyuuga und überlegte was Noboru meinte. Ja, sie sah, dass beide mit dem Festival zu tun hatten. Sie sah, dass es sich hier um eine Richterin handelte die über Versagen und Erfolg der Teilnehmer entschied. Doch eine Eröffnungsrede, was konnte eine Eröffnungsrede schon bedeuten? *Shogo Koji war nicht nur Festredner, er überreicht auch die Preise, kündigt sämtliche Wettbewerbe und Künstler an und ist das Sinnbild des Festivals.* Doch was bedeutete das schon? Wenn jemand dem Festival des goldenen Drachens schaden wollte hatte er es geschafft. Aber... war es überhaupt das, was Noboru meinte? Und viel wichtiger, warum machte er so ein großes Geheimnis darum, wenn er schon mit Itoe zusammen zu arbeiten schien? Erneut keimte in Itoe dieser kleine Verdacht auf, dass Nara Noboru mehr war als er zu sein schien.
Er hatte sie gefragt ob sie endlich begriff. Dies bedeutete, er hatte die Rolle dieser Frau für das Festival sowie sie korrekten Schlüsse schon vor ihr gezogen oder er hatte dieses Wissen bereits besessen bevor sich Mutsumi-san in den Tod stürzte. Nach einem Todesfall? Das war bei den Haaren herbei gezogen, außer natürlich Noboru wusste von irgend etwas, von dem Itoe keine Ahnung hatte. Es half nichts als zu fragen.
„Ich weiß es nicht. Vielleicht. Was möchtest Du mir sagen?“ Irgendwie glaubte Itoe nicht, dass Noboru seine Karten offen hinlegte, dennoch wagte sie einen Versuch. Und wieso hatte sie das Gefühl, dass dieses Gespräch nicht mehr allzu lange andauern würde?
Vielleicht war ihr ja auch einfach nur ein bisschen schlecht.
 
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Mameha Junko

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Ja, das Verhalten des Nara wurde immer rätselhafter, je weiter die Angelegenheit um diese Selbstmorde gedieh. Als es um Shogo Koji ging, war er noch einigermaßen heiter gewesen, aber jetzt schien er sich vollkommen zu verhüllen. Ob er klug handelte? Wusste man es? Vielleicht hatte er gelernt, dass ein Shinobi am besten so wenig wie möglich von sich preisgab. Vielleicht benutzte er sein Auftreten ähnlich wie Arachino, um sich selbst vor irgend etwas zu schützen – was allerdings angesichts seines allgemeinen Verhaltens unwahrscheinlich erschien. Und ganz vielleicht hatte er auch einfach Spaß daran, mysteriös aufzutreten und lachte sich innerlich kaputt, wenn andere Menschen darauf eingingen.

Und dann wiederum konnte es auch etwas ganz anderes sein. In dem Moment, als Itoe ihn bat, doch die Karten auf den Tisch zu legen, drehte er sich langsam, wie in Zeitlupe um und sah ihr direkt in die Augen. Was die Hyuuga darin sah, mochte sie vielleicht erschrecken: Die Intensität seines Blickes war außergewöhnlich, und es war eine Ahnung von etwas zu entdecken, was entfernt und in Ermanglung eines besseren Wortes als Wildheit identifiziert werden konnte. In diesem Augenblick strahlte er Stärke und Gefährlichkeit aus, wie ein Raubtier bereit zum Sprung, weil man es in die Ecke gedrängt hatte. War Noboru gefährlich? War er es? Oder war es nur eine Fassade?

„Das hier ist eine Falle.“ Diese rätselhafte Aussage war todernst, aufgrund seines Zustandes mit mehr Gewicht versehen. Es wirkte endgültig, wie ein Urteil, welches er gesprochen hatte. Dies war auch der Moment, indem Junkos Stimme in Itoes Ohr erklang. „Ist der Nara immer noch bei euch? Bringt ihn bitte so schnell wie möglich zum Rathaus, und passt auf, dass er euch nicht entwischt.“ Entwischen im Sinne von … sie sollten ihn abführen? Bitte was? Und warum? Hatte er vielleicht am Ende doch etwas damit zu tun und die Falle … galt Itoe und Konsorten? Was geschah hier?
 
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