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Holzfällerdorf Somamura

Yagami Tamaki

Chuunin
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Während des erneuten Besuchs bei Hama hielt Tamaki sich dieses Mal im Hintergrund. Er tat der Höflichkeit genüge, grüßte die Händlerin und verabschiedete sich schließlich auch von ihr, sonst aber schwieg er und versuchte, sich auf die Geschehnisse einen Reim zu machen. Oh, nicht jene, die seine Teamkollegen involvierten. Die versuchte der Suzuya seit dem Frühstück tunlichst unter seinen geistigen Teppich zu kehren und die stille Übereinkunft unter ihnen, sich wieder auf ihren Auftrag zu konzentrieren, half dabei enorm. So versuchte auch Tamaki das unvollständige Puzzle mit den Teilen, die Hama und Ikue ihnen bisher geliefert hatten, weiter zusammenzusetzen. Gedankliche Kleinstarbeit, aber wenn dem Genin etwas vertraut war, dann seine kleine innere Welt. ‚Es kann natürlich jemand dahinterstecken, den wir noch gar nicht bedacht haben. Von dem wir vielleicht noch gar nichts wissen. Aber wenn das alles nicht völlig willkürlich ist oder uns jemand gezielt an der Nase herumführt, muss es mit Ikue und ihrer Familie zusammenhängen.‘. Dabei drängte sich ein Gedanke ganz besonders auf, doch bevor Tamaki diesen ausreichend gründlich umwenden und betrachten konnte, passierte etwas vollkommen Unerwartetes.

Der eben noch komplett in sich gekehrte Junge schaute zu Joudan auf, in seinem Gesicht milde Überraschung. Hatte er ihm eben wirklich eine persönliche Frage gestellt? Warum jetzt, wo doch vor kaum einer Stunde noch alle Zeichen auf das Gegenteil gedeutet hatten? War es einfach nur Konversation, um den Weg zu den Tatorten nicht gänzlich in Schweigen zu verbringen? Vielleicht auch der Versuch, einen Verbündeten zu finden? Oder Mitleid? Denn Tamaki war nicht entgangen, dass er auf seine beiden Teamkollegen wie ein vor Trübsinnsoße triefender Trauerkloß wirken musste. Aber was immer die tatsächliche Motivation sein mochte – Joudan schweigend anzuglotzen war mit Sicherheit nicht die beste Reaktion darauf. Tamaki räusperte sich. „Ich… nein.“. Langsam schüttelte er seien blassbraunen Schopf. „O-tou-san besitzt einen Delikatessenhandel und o-kaa-san… naja, die ist Wahrsagerin.“. Stimmte soweit alles, es war nur nicht die ganze Wahrheit. Aber bis auf das unausgesprochene Detail, dass seine Mutter eine ehemalige Jounin war, hätte Tamaki schon gar nicht viel mehr über seine Abstammung zu berichten gewusst. Nicht einmal, ob er in Sunagakure vielleicht noch Verwandtschaft hatte. Tamaki musterte den älteren Genin mit einem langen Blick, den man am ehesten noch nachdenklich nennen konnte, dann nickte er sacht und versuchte sich an einem zaghaften Lächeln. „Deine Schwester werd ich gern mal kennenlernen.“. Oder? Ganz sicher war sich der Suzuya nicht, war es doch schon wieder eine der sozialen Unwägbarkeiten, die er für gewöhnlich lieber mied. Aber wenn das Mädchen allein war und sich vielleicht Freunde wünschte? Tamaki wusste nicht, ob ausgerechnet er dann er richtige Umgang wäre, aber auf einen Versuch konnte er es wohl ankommen lassen. Es gab ja durchaus einige Leute, mit denen er sich gut verstand und nicht gleich das Gefühl bekam, davonlaufen zu müssen. „Ihr… seid sonst nicht so unter Leuten?“, fragte der Suzuya vorsichtig. Wenn er nicht komplett auf dem Holzweg war, hatte Joudan doch auch die Akademie in Sora besucht. Nein, er hatte ihn sogar definitiv dort gesehen. Und irgendwie konnte er sich nicht vorstellen, dass ausgerechnet jemand wie der Kushou bislang nur wenige Kontakte geknüpft haben sollte. Umso neugieriger war Tamaki auf die Antwort.

Als sie den ersten Tatort erreichten, sah auch der Suzuya sich um. Schön war es hier, das fiel selbst ihm als ausgemachtem Stadtmenschen auf. Bestimmt ein schöner Ort, um mal allein zu sein, wenn nicht gerade irgendwelche Missetäter im Unterholz auflauerten. Auf die Frage nach einem kundigen Spurenleser musste Tamaki den Kopf schütteln. Allerdings hieß das nicht, dass man sich nicht trotzdem aufmerksam umschauen konnte – und das gehörte zu seinen nicht ganz freiwillig erworbenen Talenten. Der Kleinste in der Gruppe nahm es also auf sich, auf den Findling zu klettern und die Art, wie er das tat, ließ ahnen, dass er solcherlei nicht oft tat. Eigentlich… überhaupt nicht. Selbst mithilfe von Kinobori wirkte es umständlich, so dass man fürchten mochte, Tamaki würde im nächsten Moment einfach rücklings von dem Findling abfallen. Aber mit Geduld und einer kurzen (aber aufregenden!) Schrecksekunde gelang es ihm dann doch und er sah die Welt aus einer ganz ungewohnten Perspektive. „Huff…“, schnaufte er und richtete sich auf, um die Umgebung zu betrachten. „Also… hier sind eine ganze Menge Leute gewesen…“. Auch Kenta und Joudan konnten die vielen Fußabdrücke – oder vielmehr Reste von Fußabdrücken – im weichen Waldboden sehen. Wenn man sich die Mühe machte, ihren Weg zu verfolgen, soweit das überhaupt noch möglich war, würde man feststellen, dass sie alle aus dem Dorf herrührten und auch wieder dorthin zurück führten. „Aber dort…“, Tamaki gestikulierte in Richtung des Waldes. „Da links von der Birke sieht es so aus als wäre was Schweres über den Boden gezogen worden. Oder ein Mensch. Sonst seh ich hier nichts.“. Keine Kampfspuren und auch sonst nichts Außergewöhnliches. Die beste Idee wäre dann wohl der Spur tiefer in den Wald zu folgen, was die Dorfbewohner aus Angst um ihr Leben nicht getan hatten. Entsprechend musste wohl das Sora-Team ran, da gab es nur ein Problem. Tamaki räusperte sich leise und sah sichtlich betreten zu seinen Teamkollegen. „Könnt ihr mir runterhelfen?“. So ganz traute er sich nämlich nicht.
 

Kinzoku Kenta

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Kenta bekam am Rande mit, wie Joudan offenbar versuchte, neue Kontakte in die Gruppe zu knüpfen - naja, "Gruppe". Korrekter wäre: Er versuchte Kontakte zu Tamaki zu knüpfen. Fühlte sich da jemand plötzlich unsicher und suchte neue Freunde und Rückversicherung? Er ließ es indes ein Weilchen laufen und hing seinen eigenen Gedanken nach, denn in Kentas Augen war die Sache - was diese Mission hier anging - erstmal erledigt. Wenn sich eine gute Gelegenheit bot einen Streich durchzuziehen würde er das tun, keine Frage, aber der beste Rahmen dafür war ohnehin Sora oder Getsurin. Jetzt beschäftigte ihn vielmehr die Tat, die hier passiert war ... und immer wieder ähnlich passierte. Konnte für jemanden sprechen dem es einfach Spaß machte Leute verschwinden zu lassen und sich woanders länger mit ihnen zu befassen, keine Frage, nur irgendwie hatte er nicht das Gefühl, dass hier irgendjemand aus Spaß an der Freude, aus Rachsucht oder zur Bereicherung Missetaten verübte - also nicht aus Motiven die der Kinzoku intuitiv verstanden hätte. Sicher, möglich war es alles, aber ... es fehlte ihm alles Genussvolle an den Ereignissen, soweit er sie beobachtet hatte. Und sie hatten auch gar nichts demonstratives. Es waren einfach Kinder oder Heranwachsende verschwunden - und nicht mal Kleiderfetzen aufgetaucht um zu suggerieren was genau passiert war. Zumal die Einbeziehung eines Teenagers auch irgendwie dagegen sprach dass hier jemand Kinder für eine ganz spezielle Sache suchte, von der sie schlicht noch keine Spuren gefunden hatten. Vielleicht ein körperlich schwacher Typ, der sich Erwachsene nicht so wirklich zutraute und darum jüngeres Volk ins Visier nahm. Aber welchen Zweck hatte das Ganze für denjenigen? Für jemanden der gerade erst seine Blutlust entdeckte wirkte das alles viel zu sauber, es stand bestimmt mehr dahinter.

Hmm .. naja. Half alles noch nicht viel, bevor er nicht eine Leiche zu Gesicht und damit einen intimeren Eindruck vom Verursacher bekam ... eine Leiche von deren Vorhandensein er schon recht sicher ausging. Für Überlebende dauerte das Ganze schon ein bisschen lange. Nachdem sie den ersten Tatort erreicht hatten, fragte Joudan wieder in die Runde, und Kenta zuckte mit den Schultern. "Es ist nicht viel mehr als Hinsehen und Denken. Aber sag mal - Ich hab eine Großmutter die das Ninjatum recht früh an den Nagel gehangen hat. Sind deine Eltern auch irgendwann ins Zivilleben ausgestiegen? Du siehst nicht aus als kämst du aus einem militärischen Haushalt." Griff er die Konversation scheinbar beiläufig wieder auf, und schickte sich gerade an nach Abdrücken zu suchen, die zu einer jungen Frau gepasst hätten - dass hier einige Plattfüße rumgelatscht waren erkannte man ja schon ganz gut - da beschloss Tamaki, den großen Stein zu erklettern, und Kenta hielt inne. "Gute Idee. Zeig uns wo du was vielversprechendes siehst, dann gucken wir das speziell an." Machte ja mehr Sinn als jetzt erstmal das ganze Gelände abzulaufen. Und Tamaki fand auch was ... mögliche Schleifspuren? Das klang genau wie die Sorte Spur die Kenta jetzt gern zurückverfolgen wollte ... sobald er Tamaki vom Stein geholt hatte, wie er gleich darauf etwas belustigt feststellte. Beschwingt und mit der Lässigkeit eines Hobbyturners folgte Kenta ihm nach oben. "Das Klettern hättest ja nicht du übernehmen müssen ... wie die neugierige kleine Katze die nicht mehr vom Baum kommt, mh?" Fragte er leise neckend, dann - hob er Tamaki kurzerhand an, sodass der die Arme um seine Schultern schließen konnte (um ihn ganz lässig und doch sicher auf ausgestreckten Armen zu tragen war sogar Tamaki ein bisschen zu schwer). "Dann krall dich mal fest, Tamaneko-chan." Empfahl Kenta, während er mit ein paar Schritten den Stein hinab wieder nach unten stieg und zum Schluss einen Sprung hinlegte und Tamaki mit einem verschmitzten Grinsen wieder auf dem Boden absetzte.

"Gut, dann würde ich sagen - auf in den finstren Wald, meine Herren!"
Naja, finster. Es war noch nicht mal Mittag, entsprechend war der Weg entlang ihrer Schleifspur noch gut ausgeleuchtet und der Spur zu folgen gestaltete sich auch für Nichtspezialisten recht machbar - es hieß tatsächlich erstmal nur, die Augen offen zu halten. Nach einigen Minuten Fußwegs konnten sie zunächst eine Sache feststellen ... es war zu leise. Keine Tierlaute weit und breit, und selbst für scheue Wildtiere war es doch wohl ungewöhnlich dass sie nicht mal auffliegende Vögel bemerkten? "Irgendwas ist hier draußen auf jeden Fall unterwegs." Fasste Kenta seinen Eindruck zusammen und blieb einen Moment stehen, da der Boden hier gerade kein gutes Spurenbild mehr hergab. "Und nur ein Mörder würde wohl nicht den ganzen Wald verjagen. Dass Lebewesen getötet werden ist man als Wildtier schließlich gewohnt ... oh, wartet mal. Seht ihr das da vorne?" Fragte er, und wies auf etwas ungewöhnlich helles, längliches, zwischen zwei entfernten Bäumen gerade so noch erkennbares. Beim Näherkommen schien es mehr und mehr einem menschlichen Arm zu gleichen ...
 

Kushou Joudan

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"Doch, doch, schon. Aber wir wohnen noch nicht so lange in Soragakure.", erklärte Joudan und tippte dabei beiläufig auf den Amegakure-Protektor, den er sich an seine Ledertasche gebunden hatte (da interferierte die stillose Metalplatte am wenigste mit Joudans Outfit). "Und nach Hause kommen wir auch nicht mehr so oft, die Arbeit, du weißt. Rin geht seit einem Jahr nun auch auf die Akademie und hat da schon viele Leute kennen gelernt, aber mehr Freunde zu haben schadet nie, oder?" Joudan nickte Tamaki freundlich lächelnd zu, dann jedoch kamen sie auf die Lichtung, auf der sich der Zwischenfall zugetragen hatte. Kenta gab jedoch Joudans Frage mit einer kleinen Stichelei, der der Blondschopf eher von jemandem wie Saki erwartet hätte, an ihn zurück. Während der Kushou dicht an den Findling heranging, um Tamaki zu fangen, wenn er denn abrutschen sollte, antwortete er seinem Teamleiter wahrheitsgemäß: "Wir kommen aus einer Händlerfamilie, das hast du sehr gut deduziert, Kenta." Doch weiter kam Joudan nicht, denn Tamaki rief aufgeregt gestikulierend, dass er eine Spur gefunden hatte. "Gute Arbeit, Tamaki!", lobte Joudan seinen Teamkameraden während Kenta sich daran machte, den kleinen Jungen wieder vom Stein herunterzuholen.

Tatsächlich war es wirklich ein leichtes, der Spur zu folgen. Die Schleifspuren waren noch derart gut zu sehen, dass es Joudan beinahe so vorkam, als hätte man sie absichtlich zurückgelassen. Kenta hatte noch einen anderen interessanten Punkt angesprochen. Er hatte gesagt "irgendwas", nicht "irgendwer". Joudan glaubte nicht wirklich an Geister oder Monster oder dergleichen. Doch was, wenn es sich um ein gefährliches Raubtier handelte? Nun, das würde die Puppenteile nicht erklären. Apropos... Kenta schien etwas gefunden zu haben, das tatsächlich aussah wie ein... Arm?
"Bleibt ihr zwei zurück und haltet die Umgebung in den Augen, ich seh' mir das genauer an." Ungewohnter Befehlston und das auch noch von Joudan, der nicht der Missionsleiter war? Hier meldete sich sein "Großer-Bruder-Instinkt". Noch während er seinen Satz gesprochen hatte war er ein, zwei Schritte nach vorne, vor seine Teamkameraden gegangen, und hatte den linken Arm zur Seite ausgefahren, um seinen Worten auch mit einer Geste Nachdruck zu verleihen.
Nicht nur wollte er verhindern, dass die beiden Jungs sich in eine gefährliche Situation begaben, wenn es sich bei dem Objekt geradeaus tatsächlich um einen abgetrennten menschlichen Arm handelte, dann wollte der Blondschopf zumindest Tamaki den Anblick ersparen, wenn möglich. Leichenteile waren nichts für Kinderaugen.
Einen kurzen Moment schloss Joudan die Augen, während er auf den Arm zuging, um sich auf seine anderen Sinne besser konzentrieren zu können. Langsam formte er das Tora-Zeichen mit der linken Hand vor dem Gesicht und streckte die rechte Hand mit weit gespreizten Fingern in Richtung des Holzarms aus.
"Mezame San-Gan...", sprach er, denn irgendwie half es seiner Konzentration. Er sammelte eine nicht allzu kleine Menge Chakra in seiner rechten Handfläche und ließ sie mit dem Wort "Kawanami" frei. Das war das erste Mal, dass er sein selbst-erfundenes Jutsu "im Ernstfall" anwandte. Einen kurzen Moment wartete Joudan gespannt ab, dann öffnete er wieder die Augen. Kein Chakra-Echo hatte er wahrnehmen können, also schien vom Arm keine direkte Gefahr auszugehen. Hoffte er zumindest.
Mit erhobenem Haupt trat der Blondschopf die letzten wenigen Meter an den Arm heran, der zwischen zwei Bäumen am Boden lag.
"Kein Blut...", war seine erste Feststellung, die er mit seinem Kameraden teilte. "Das ist ein wenig seltsam." Der Arm wirkte noch recht frisch, nicht angefault oder dergleichen. Erst als Joudan seinen Kopf ein wenig über die Gliedmaße streckte fiel ihm das wichtigste Detail auf: Dort, wo man bei einem abgetrennten Arm eine schreckliche Verletzung vermutet hätte, war etwas, dass der Bastler Joudan als ein Kugelgelenk erkannte, wie man es von manchen simplen Prothesen kannte. "Oder Puppen..." Vorsichtig kratzte Joudan mit einem Fingernagel über den Arm und er gab nicht nach, wie ein Arm aus Fleisch und Haut es tun würde. Stattdessen spürte er die feine Maserung von geschliffenem, lackiertem Holz unter seinem Nagel. Der Handwerker in Joudan kam nicht daran vorbei, dieses Meisterwerk einen kurzen Moment länger zu betrachten als nötig. Selbst auf solch nahe Distanz mit dem Wissen, dass der Arm nicht echt war, wirkte er doch wie der eines echten Mädchens. "Es ist ein Puppenarm aus Holz, wenn auch ein sehr gut gearbeiteter.", rief er seinen Kameraden zu und blickte sich dann um. Ob seine Rufe wohl die Aufmerksamkeit von jemandem erweckt hatte? Vorsichtig hob er das Handwerksstück auf. Menschengroße Puppenteile? Vielleicht traf Joudan im Verlauf dieser Mission ja auf einen der berüchtigten Puppenspieler aus Suna oder Iwa? Die hatten den Blondschopf schon immer irgendwie fasziniert. Langsam kam er zu den beiden anderen Genin zurück, den Arm vorsichtig in den Händen haltend. "Wollt ihr euch das mal ansehen?"

Mezame San-gan: Kawanami (Erwachtes drittes Auge: Flusswelle)

Element: keines
Typ: Ninjutsu
Rang: C
Chakrakosten: C
Reichweite: 20m

Anmerkung: Persönliches Jutsu von Kushou Joudan

Voraussetzung: Chakrakontrolle 4, Chakramenge 2

Beschreibung: Der Anwender hält mit einer Hand das Tora-Handzeichen und streckt die Handfläche der zweiten Hand in eine bestimmte Richtung. Von dieser zweiten Hand aus breitet sich eine Welle aus Chakra aus, die etwa 20m Reichweite hat und kegelförmig ist (deckt etwa 90° ab). Personen, die eine gewisse Menge an Chakra in sich tragen, "reflektieren" einen Teil dieser Welle und werfen sie an den Anwender zurück. Dieser kann so einschätzen, wo sich, innerhalb des Kegels, Ninjas befinden. Eine andere Wirkung (Schaden, Zurückstoßen,...) hat die Chakrawelle nicht.
Die Technik hat allerdings einige Nachteile/Voraussetzungen:
  • Wer eine Chakrakontrolle gleich des Anwenders oder höher hat, kann die Chakra-Welle spüren und wird so auf die Anwesenheit des Anwenders aufmerksam.
  • Personen, die nur wenig Chakra besitzen, können nur schwer erspürt werden. Die Attribute Chakramenge des Ziels und Chakrakontrolle des Anwenders müssen zusammenaddiert 7 oder mehr ergeben, sonst ist der "Scanvorgang" nicht erfolgreich.
  • Erspürte Ninja werfen einen "Schatten" hinter sich, sodass der Anwender von mehreren direkt hintereinanstehenden Gegnern nur den ersten bemerkt.
  • Wände, Bäume,... können nicht "durchleuchtet" werden. Flüßigkeiten verzerren das Chakra-Echo so sehr, dass der Anwender nur spüren kann, ob jemand mit Chakravorrat in der Reichweite ist, kann die genaue Position aber nicht ausmachen. Allein Gase (auch Rauch) können ohne Probleme durchdrungen werden.
  • Zwischen dem Aussenden und dem Empfangen vergehen ein, zwei Sekunden, sodass ein sich bewegendes Ziel zum Zeitpunkt des Erspürens vielleicht schon an einem ganz anderen Punkt ist.
  • Jutsus und Bunshin unter dem S-Rang besitzen zu wenig Chakra, um von der Technik erspürt zu werden. Die einzige Ausnahme ist hierbei der Kage-Bunshin.
 
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Yagami Tamaki

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Tamaki verkrampfte sich etwas, als es ausgerechnet Kenta war, der ihn aus seiner misslichen Lage befreite. Er würde ihm dafür jetzt nicht auch eine langen, oder? Bis auf eine harmlose Neckerei aber geschah nichts, so dass der Suzuya innerlich aufatmete. „Ich verstehe, was sie antreibt…“, erwiderte er leicht beschämt und war dann doch überrumpelt, als Kenta ihn nicht auf seinen Rücken klettern ließ, sondern so anhob, dass er ihn praktisch umarmen musste. Tamaki konnte sich gerade noch an dem Kinzoku festhalten, sonst wäre der Abstieg eine noch wackligere Sache geworden als der Aufstieg. Kaum einen Moment später war die Sache auch schon ausgestanden und sie hatten wieder festen Boden unter den Füßen. Dennoch lag ein blassrosa Schimmer auf den Wangen des Suzuya, als er sich wieder von Kenta löste und sogleich einen Schritt zurück machte. „Danke, senpai.“, bedankte er sich recht förmlich und ließ sich sonst nichts weiter anmerken. Ohnehin gab es gerade wichtigeres.

Angespannt folgten sie der deutlich sichtbaren Schleifspur tiefer in den Wald. Sie waren noch gar nicht lange unterwegs, als Tamaki die Geräusche, die sie auf ihrem Weg verursachten, lauter vorkamen. Nein, das stimmte nicht ganz. Sie waren nicht lauter geworden, sondern die Umgebung still. Totenstill. Fast sofort wurde er selbst leiser und versicherte sich mit einem Blick zu Joudan und Kenta, dass es den beiden ebenfalls aufgefallen war. Langsam zog Tamaki eines seiner Kunai und nahm es fest in die Hand. Für einen ernsthaften Gegner mochte es noch nicht einmal als Waffe zählen, aber für den Moment vermittelte es ihm ein Stück Sicherheit. Dabei war es nicht wirklich Angst, die der Suzuya empfand. Oder nicht nur. Das hier war vielmehr aufregend und abenteuerlich, wenn auch auf eine todernste Art. Das war spätestens dann nicht mehr zu ignorieren als Kenta auf einen Fund aufmerksam machte. Tamaki hielt angespannt den Atem an, als er das blasse, längliche Objekt sah, das da ein gutes Stück vor ihnen lag. Eine Leiche etwa? Das würden sie sich doch gleich anschauen gehen. Mussten sie doch! Halb hatte der Suzuya schon zu einem Schritt angesetzt, als Joudan ihm und Kenta bedeutete, zurückzubleiben und es auf sich nahm, die Fundstelle zu untersuchen. Tamaki machte derweil einen langen Hals. Leiche hin oder her, er war viel zu neugierig, als dass er das nicht hätte sehen wollen. Selbst wenn er im Anschluss kotzen musste.

Es sollte anders kommen und trotz aller Neugier war Tamaki erleichtert, dass Joudan nur einen Puppenarm gefunden hatte – keine Leiche hieß schließlich, dass sie niemandes Tod bestätigen mussten. In Nachhinein war er froh, dass sie noch nicht mit den Familien der Verschwundenen gesprochen hatten. Ob sie noch Hoffnung hatten, ihre Kinder wiederzusehen? „Der sieht schon ein bisschen zerkratzt aus…“, überlegte Tamaki, als er den Arm neugierig inspizierte. „Aber Ikue hat doch nicht so große Puppen gemacht, oder?“. Die hier musste ja so groß sein wie ein Mensch. Aber wie passte das denn nun alles zusammen? Nachdem weder der Arm noch die Stelle, an der er gelegen hatte, weitere Spuren offenbarten, hieß es wohl weitersuchen. „Die Spur führt weiter in den Wald...“, merkte Tamaki an und so taten die drei das Naheliegendste und folgten ihr. Etwa eine halbe Stunde arbeiteten sie sich weiter voran (ja, für die geschundenen Beine des Suzuya war es tatsächlich Arbeit), dann endete die Schleifspur mit einem Mal. Hm. Angestrengt blickte Tamaki sich um. Dass er tatsächlich etwas fand, war letztlich kein Kunststück, schließlich war er von allen dem Boden am nächsten. „Schaut mal… können das alte Fußabdrücke sein?“, fragte er seine Kollegen und wies auf einige Stellen, an denen Laub und feuchte Erde platt getreten waren. Tatsächlich ließen sich mit ein wenig Geschick die Fußspuren zweier Personen rekonstruieren. Und obwohl die dazugehörigen Füße schmal gewesen sein mussten, schienen die Spuren recht tief zu sein. Die anfängliche Freude, etwas Brauchbares entdeckt zu haben, legte sich jedoch recht bald, denn die Abdrücke waren so spärlich gesät, dass Tamaki daran zweifelte, sie sinnvoll verfolgen zu können. „Habt ihr eine Idee, was wir machen könnten?“, fragte er leise und sah von seinen Teamkollegen wieder in die Umgebung. Unheimlich war es hier nämlich noch immer.
 
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Kinzoku Kenta

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Gerade als ihre lange Expedition ein wenig dröge zu werden drohte, stolperte Joudan doch noch über einen interessanten Fund ... und machte gleich eine kleine Show draus, sie beide vor dem ominösen Ding zu "beschützen". Kenta schüttelte grinsend den Kopf, sagte aber nichts - wenn er sich freiwillig als Minensuchgenin zur Verfügung stellte, wer wäre er schon, da zu widersprechen? Seine Verantwortung für das Wohlergehen seines Teams legte er in der Regel relativ weit aus - solange niemand wirklich kaputt ging, sollten sie sich ruhig ausprobieren! Ohne eingeschaltete Herdplatten im Zugangsradius lernte man ja auch nicht, dass Hitze ungesund war. Und nur wenig später hatte er seine Sicherheitsüberprüfung beendet und zeigte ihnen den ... Puppenarm? Es wurde immer eigentümlicher. Allerdings hatte er noch eine weitere Frage. "Was genau war das für ein Jutsu, Joudan?" hakte Kenta nach, und nahm das Objekt noch einmal selbst in Augenschein - gleich darauf nahm er ihn Joudan aus den Händen, um das Konstrukt durchzubewegen. Oben ein säuberlich glattgeschliffenes Kugelgelenk ... am Ellenbogen ein Scharnier, die Hand ließ sich ebenfalls vollumfänglich drehen. Sogar die Finger. Überall waren die mechanischen Gelenke fachgerecht kaschiert, sodass sie nicht zu sehr ins Auge sprangen. Tamaki machte korrekterweise darauf aufmerksam, dass Ikues Handwerk wohl eher nicht diese Größe erreicht hatte, und Kenta hatte in einem anderen Punkt Bedenken: "Richtig - und ich glaube nicht, dass eine kleine Dorfwerkstatt selbst auf der Höhe ihrer Zeit das Personal und die Fähigkeiten hatte, sowas herzustellen. Das hier sieht aus wie Handarbeit ... soetwas macht man als Gesellenstück um den Meister zu beeindrucken, oder für die verwöhnte Tochter eines Daimyo. Hier draußen ist es mehr als fehl am Platze ..." Stellte er nüchtern fest, klopfte neugierig nach verborgenen Fächern oder Waffen, und gab das Ding anschließend Joudan zurück, nachdem er nichts dergleichen gefunden hatte. "Heben wir es am besten auf. Wer weiß, wozu es noch gut sein könnte."

Die weitere Erkundung des Waldes brachte sie hingegen nicht mehr viel weiter - nur eine halbe Stunde, bis Tamaki zwar gute Spuren fand, aber sie waren seltsam isoliert. Und Kenta musste leider einkalkulieren, dass er nur begrenzt Einsatzkräfte zur Disposition hatte ... "Wir drehen gleich ab. Zu dritt haben wir mit diesem Wald mehrere Wochen Arbeit vor uns, da brauchen wir hier und heute nicht jeden Winkel ablaufen." Er kniete sich auf den Boden und betrachtete die Spur einmal selbst. "Kleine Füße, aber tief ... mh. Ich bezweifle immer mehr, ob wir es hier überhaupt so ganz mit Menschen zu tun haben." Er stand auf und blickte nachdenklich in die Runde. "Es fühlt sich schon nicht an wie ein menschliches Verbrechen mit normalen Motiven ... und irgendwas hinterlässt hier auch noch Spuren die für Menschen eigenartig sind. Ninja sind natürlich immer eine Möglichkeit ... aber dann wundert mich dass sie in einem dichten Wald überhaupt Fußabdrücke hinterlassen." Taten sie drei zwar auch gerade, aber sie begingen hier ja auch keine epische Straftat. "Auch gar kein Anhalt dass sich hier jemand Mühe macht, etwas zu verwischen ... mh. Trotzdem, ein Ninja der mit Puppen kämpft wäre denkbar. Soll es in Sunagakure geben. Aber einerlei - ich sag euch was wir machen. Wir gehen ins Dorf und klettern auf's Dach. Von der Herberge aus hat man einen ganz ordentlichen Überblick über Somamura. Wer oder was auch immer hier aktiv ist, ich glaube nicht dass wir sie momentan einschüchtern ... schauen wir doch einfach ob sie sich wieder vorwagen."

Fühlte sich nicht wie ein großartiger Erfolg an, aber bis zur Nacht ziellos durch den Wald staksen würde es auch nicht besser machen - und dann wäre keiner von ihnen in der Form noch Nachtwachen zu halten. Also hieß es umkehren. Die Rückreise war unspektakulär, wenn man von dem Umstand absah dass der Wald bis auf das leise Bläterrauschen und ihre eigenen Schritte weiterhin absolut still war. Es war schon fast eine Erleichterung, Somamura wiederzusehen, auch wenn Kenta das niemals eingeräumt hätte. Für ihn war das Kaff nur bemitleidenswert - wenn er denn Mitleid gehabt hätte. "Tamaki hält Wache bis zum Einbruch der Nacht. Joudan, du übernimmst dann bis Mitternacht, danach kannst du mich wecken. Falls einer von euch irgendetwas auffälliges bemerkt, wird das ganze Team geweckt - und zwar sofort. Wir rücken dann zu dritt aus oder gar nicht." Und wenn die Nacht über nichts passierte, hieß es wohl zurück in den Wald.

... hoffentlich passierte was.
 

Kushou Joudan

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Der Fund des Puppenarmes stellte sich glücklicherweise als harmols heraus, wenngleich er auch zu den bisherigen Geschehnissen passte. Knöpfe waren eine Sache, ein lebensechter Puppenarm eine andere. Kenta und Tamaki untersuchten das Ding, aber bis auf die Tatsache, dass es herausragend gut gefertigt war, ließ sich nichts weiter erörtern. Sicher aber lenkte er Fund dieses Handwerksstückes den Verdacht weiterhin in Richtung von Ikue-san und ihrem familiären Umfeld lenkte.
Die drei Genin folgten noch eine kleine Weile ein paar Fußspuren, die Tamaki gefunden hatte, und Joudan erklärte Kenta so lange, was es mit dem erwachten dritten Auge auf sich hatte.
"Das eben meinerseits verwendete Jutsu dient dem Aufspüren von Chakraquellen, Kenta-senpai.", erläuterte der Blondschopf dabei knapp, ohne tatsächlich in die Details zu gehen. Nicht, dass er Kenta irgendetwas verschweigen wollte. Er hielt es nur gerade, während die dreien mitten im Wald seltsamen Fußspuren folgte, nicht für den richtigen Zetpunkt. Wenn Kenta mehr darüber wissen wollte würde er schon nachfragen.
Das Fährtenlesen war leider nicht von großem Erfolg gekürt, weshalb die Dreie sich schon bald mit einem neuen Plan auf den Weg zurück ins Dorf machten. Wenn sie schon nicht herausfinden konnten, wo der Entführer (oder was auch immer) steckte, dann war es ein ordentlicher Plan, auf der Lauer zu warten bis er (oder sie. Oder es.) wieder zuschlagen würde. Nicht der ausgefallenste, doch manchmal waren die einfachsten Vorhaben die, die besonders vom Erfolg gekrönt waren.


Kenta trug Joudan für die mittlere Schicht ein. Tamaki machte sich gewissenhaft auf seine Schicht und Joudan verblieb im Gasthaus. "Sofern meine Dienst bis zum Anfang meiner Schicht nicht mehr benötigt werden würde ich mich gerne jetzt zur Ruhe legen, sodass ich dann bei Einbruch der Nacht ausgeruht und bei vollem Besitz meiner Kräfte bin.", erläuterte er den beiden, nachdem Kenta den Wachplan aufgestellt hatte. Von den beiden Teamkameraden hatte niemand etwas dagegen, deshalb verzog sich Joudan auf das gemietete Zimmer und legte sich früh schlafen. Er schlief dann auch, bis Tamaki ihn bei Anbruch der Dunkelheit wieder aufweckte. Die Frage, ob etwas spannedes oder erwähnenswertes passiert war musste Tamaki verneinen, also wünschte Joudan ihm eine gute Nacht und gesellte sich einen kurzen Moment zu den schwindenden Gästen der Herberge.
"Ninja-Junge, wir machen hier gleich den Laden zu.", wieß der Gastwirt auf. "Tee.", gab Joudan knapp zurück und zückte eine Thermoskanne aus seiner Ledertasche. "Ich werde heute Nacht lange draußen sein." Der Gastwirt erbleichte. "Das kannst du nicht, Junge. Nachts, da passiert..." "Tee, bitte.", schnitt Joudan dem Gastwirt das Wort ab und reichte ihm stattdessen die silben schimmernde Thermoskanne. Einen kurzen Moment später bekam er sie im Austausch gegen ein paar Münzen voll gefült mit Tee und den mahnenden (oder drohenden?) Worten "Aber sag ja nicht, dass man dich nicht gewart hätte." wieder zurück. "Habt herzlichen Dank.", entgegnete Joudan und ließ dabei offen, ob er sich für den Tee oder die Wrte bedankte. Dann verließ er das Gasthaus.

Noch während Joudan, unter zuhilfenahme des Wandlauf-Jutsus, der Gaststätte auf's Dach stieg, bildete er sich ein zu hören, wie die Türe zur Herberge von innen verschlossen wurde. Kein feiner Zug des Wirtes, doch verübeln konnte Joudan es dem Herren nicht. Nach seiner eigenen Haut zu sehen war der Urinstinkt aller Menschen. Mittlerweile war es schon sehr spät, Menschen waren in den Straßen Somamuras keine mehr unterwegs, ja selbst die Sonne schien sich nun hinter den Baumwipfeln zu verbergen und hinterließ ein unheimliches Zwielicht, das sich bald in völlige Finsternis wandeln würde.
Joudan hätte gerne den Waldrand im Auge behalten, doch lag das Dorf mitten auf einer Lichtung und Waldrand gab es beinahe in jede Richtung, was diesen Plan ein wenig erschwerte. Deshalb goss der Blondschopf sich Tee in den Deckel der Thermoskanne, schlug den Mantelkragen hoch (es wurde kalt, jetzt wo die Nacht anbrach) und wechselte alle paar Minuten die Position auf dem Dach, sodass er keine Richtung sonderlich lange unbetrachtet ließ. Hoffentlich weckte er so keinen seiner Gefährten auf.
Somamura war nachts unheimlich still, stiller als jede andere Stadt, in der Joudan bisher war. Mit geschärften Sinnen meinte der Genin, jedes noch so kleine Geräusch zwischen den Häusern und Bäumen hören zu können. Einmal vernahm er ein Rascheln im Unterholz des Waldes, doch als sich nach einigen Minuten kein Entführer gezeigt hatte kam Joudan zu dem Schluss, dass vielleicht ein größeres Tier am Waldesrand entlanggestrichen war. Wieder ein ander Mal hörte Joudan ein unregelmäßiges Pochen, wie ein seltsamer Herzschlag, doch es war nur der Wind, der das hölzerne, an Ketten hängende Schild des Gasthauses ab und an gegen die Wand trieb.
Es war schon so spät, dass Joudan sich langsam Gedanken machte, Kenta aufzuwecken, als er Schritte vernahm. Wer wagte sich um diese Zeit noch auf die Straße? Joudans mittlerweile an die Dunkelheit gewohnte Blick suchte das Dorf ab und konnte tatsächlich zwei, drei Gestalten ausmachen, die aus Richtung des Waldes ins Dorf... schlurften? Sofort war Joudan hochgeschossen und versuchte so, sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Insgesamt fünf Gestalten, annähernd menschengroß, konnte der Genin zählen, die im losen Verbund nun scheinbar nach etwas suchend durch die Straßen der Stadt wandelten. ihre Bewegungen schienen abgehackt, gar mechanisch zu sein, wie die einer Aufziehpuppe. Oder einer Marionette. Das war genug der Information, noch während Joudan an die Kante des Daches huschte, zog er ein Shuriken, an dem ein Drahtseil befestigt war. Der Blondschopf sprang, warf dabei den präparierten Wurfstern nach hinten, sodass er sich mit dem Drahtseil um den Kamin der Gaststätte wickelte, und nutzte diese Vorrichtung um den Sturz ein wenig abzufangen. Dennoch fuhr es dem jungen Herren ganz schön orentlich in die Knie, als er vor dem Gasthaus auf dem Boden aufkam. Der Griff in Richtung Türe war für's erste nicht mit Erfolg gekrönt, sie ließ sich nicht öffnen. "Hat der Wirt mich tatsächlich hier ausgesperrt...", schoss es Joudan durch den Kopf, wenngleich er nach der nächstbesten Option suchte. Mit einigen Schritten kam der Blondschopf vor dem Fenster an, hinter dem Kentas und Tamakis Zimmer lag. Mit dem Ring eines Kunai pochte der Genin gegen die Glasscheibe und den Holzrahmen und hoffte dass das reichen würde, die beiden aufzuwecken. Beunruhigend nur, dass das Pochen bei dieser Stille sicher durch die halbe Stadt zu hören war. Joudan klopfte weiter, blickte sich dabei aber hektisch immer wieder um.
"Tamaki... Kenta..."
 

Yagami Tamaki

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Nachdem die Spuren im Wald sie nicht viel weitergebracht hatten, waren sie also ins Dorf zurückgekehrt und dort hatte Tamaki brav seine Wache bis zum Einbruch der Nacht gehalten. Achtsam zwar, doch als sich die Aufregung um den gefundenen Arm und die Fußspuren gelegt hatte, war auch das bedrückende Gefühl zurückgekehrt, dass nicht nur hier in Somamura einiges nicht stimmte, sondern auch zwischen ihnen im Team alles andere als Einvernehmen herrschte, selbst wenn sich inzwischen ein dünner Schorf über den gestrigen Ereignissen gebildet hatte. Und so lag ein trüber Schleier über der inneren Welt des Suzuya, während er auf dem Dach des Gasthauses hockte und auf das abendliche Dorf heruntersah. Natürlich geschah nichts. Hatte er auch nicht erwartet. Es war offensichtlich, warum Kenta gerade ihn für die Wache bei Tageslicht eingeteilt hatte. Kein schönes Gefühl, auch wenn es rational betrachtet sicher die klügere Option gewesen war.

Wer in Somamura zu später Stunde noch einen Botengang zu erledigen hatte, tat dies in Eile und mit vielen verstohlenen Blicken über die Schulter. Auf diese Weise wirkte jeder verdächtig, was ihren Nachforschungen aber auch nicht weiterhalf. Mit dem schwindenden Licht des Tages waren die Straßen und kleinen Wege wie leergefegt und für Tamaki war es an der Zeit, seinen Posten zu verlassen. Nicht sonderlich elegant, aber immerhin, ohne sich zu verletzen, stieg der kleine Genin vom Dach herunter und kehrte ins Gasthaus zurück. Dort erstattete er Joudan kurz Bericht, dann stopfte er sich die Kopfhörer in die Ohren… und nahm sie direkt wieder ab, weil er doch besser hören sollte, wenn jemand um Hilfe rief oder an sein Bett trat, um ihn niederzumeucheln. Keine Musik also… Nichtsdestotrotz war Tamaki vor schierer Anstrengung sehr bald schon eingeschlafen.

Was dann geschah, war so surreal, dass Tamaki mehr von den Geschehnissen mitgerissen wurde, als dass er sie irgendwie hätte beeinflussen können. Ein lautes Klopfen ließ ihn aus dem Schlaf schrecken, der gerade so tief gewesen war, dass der Suzuya einen Moment brauchte, um sich in dem dunklen Zimmer überhaupt zu orientieren. Währenddessen war Kenta bereits zum Fenster geeilt und hatte es geöffnet, um Joudan einzulassen. Der wiederum schien außer Atem – und das sicher nicht nur wegen körperlicher Strapazen. Es war soweit. Puppenhafte Gestalten, mit denen sie inzwischen wohl alle gerechnet hatten, streiften durch die dunklen Straßen des Dorfes und suchten nach weiteren Opfern. Für langes Nachdenken und Planen war nunmehr keine Zeit und so bedeutete Kenta ihnen mit einem raschen Befehl, ins Obergeschoss des Hauses zu eilen und von einem der dortigen Fenster aus, wieder aufs Dach zu klettern - so umgingen sie die Gefahr, ihren Angreifern draußen direkt in die Arme zu laufen.

Oben angekommen, sah auch Tamaki die unheimlichen Schatten, die sich in unnatürlichen, grotesken Bewegungen durch die Straßen arbeiteten. Gerade so als stünde ein anderer Wille hinter ihrem Tun. Doch das war nicht das einzige Verstörende. Die Gestalten suchten nicht einfach nur nach Unglücklichen, die um diese Stunde noch draußen waren. Sie bewegten sich auf ein gemeinsames Ziel zu: die Schänke. „Die wissen, dass wir hier sind…“, flüsterte Tamaki. In seinen aufgerissenen Augen spiegelte sich ein Funken Mondlicht, während er nach einem Kunai griff und es fest umklammerte. Der Impuls zu fliehen, war schier übermächtig, doch wohin hätte er laufen sollen? Ein Kratzen und Schaben an der hölzernen Wand des Gasthauses ließ den Suzuya zusammenzucken. Ungelenk versuchten die Puppenschemen inzwischen, die senkrechte Wand des Hauses zu erklimmen. Doch ihre Hände waren zu ungeschickt, um die kleinen Vorsprünge von Fenstersims oder Türsturz zu greifen. Leise keuchend wich Tamaki vom Rand des Daches zurück. Seine Gedanken rasten. Es würde doch auf einen Kampf hinauslaufen, oder? Und was sollte er dann tun? Genjutsu würden hier nicht helfen, also musste ein besserer Plan her – und zwar schnell.
 

Kinzoku Kenta

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Joudan hatte Glück, dass Kenta ein gutes Ohr für Metall hatte. Das dumpfe Klopfen von Metall auf Glas weckte den Kinzoku recht schnell, und er riss zügig das Fenster auf - nur kurz ärgerte er sich dass er keine Zeit hatte ein Foto von Joudans erschrockenem Gesicht zu machen, dann kletterte der Blondschopf schon nach drinnen, während Kenta auf die Straße spähte um zu sehen, was ihn denn so schockiert hatte. Tatsächlich ... Puppen? "Wir gehen über die Dachfenster." Bestimmte er, schlüpfte nur noch in seine Schuhe und eilte dann schon selbst voran, während ein frischer Schuss Adrenalin jeden Rest von Schläfrigkeit aus seinen Gliedern jagte, noch bevor er die frische Nachtluft um seine Nase spürte. Endlich ging es vorwärts!
Von der erhöhten Position hatten sie erstmals einen guten Überblick über das Dorf und konnten die vage menschenartigen, aber in ihrer Ausführung auch irgendwie künstlich erscheinenden Gestalten erkennen, während sie durch das Dorf streiften. Offensichtlich waren sie auf der Suche nach Menschen ... "Sie müssen dich vorhin bemerkt haben, Joudan." Stellte er nüchtern fest, und folgte Tamakis Blick nach unten, wo die Puppen inzwischen versuchten, die Wand der Herberge zu erklettern. Bisher noch ohne Erfolg ... es wirkte fast gar nicht, als würde jemand diese Gesten von fern her steuern, denn einem Menschen wäre es doch bestimmt eingefallen ein Fenster einzudeppern? Aber er konnte auch nicht abwarten bis sie auf diese Idee kamen.

"Ihr zwei tretet zurück und sichert meine Flanke. Und ich schaue mal, was sich machen lässt ..."
murmelte Kenta, und trat an den Rand des Dachs. Die frostige Nachtluft brannte auf seinen nackten Oberarmen - denn um irgendwas über das dünne Unterhemd zu werfen war er zu ungeduldig gewesen. Entlang seiner Oberarme und Schultern wallte silberglänzendes Metall aus der Haut auf, konzentrierte sich zu acht schmalen Punkten, und schoss dann als gewundene Peitschen nach unten (Kinzoku Tako). Es krachte, als das blanke Metall peitschend auf Holz und Keramik traf - und es gab ein dumpfes Knacken, das Kenta sofort als Knochen erkannte. Die Puppen gerieten in Aufruhr und schlugen mit ihren Armen wild nach den Armen oder der Wand der Herberge - aber so richtig schienen sie ihren Angreifer nicht zu erkennen, und schlurften nach ein paar Minuten langsam rückwärts. "Oh nein ... " zischte Kenta, der die letzten Minuten mit verbissener Konzentration nach unten gestarrt hatte "So einfach nicht!" Er schlang vier der Metallarme um die Puppe, die sich am schlechtesten bewegte, und riss sie in die Luft, während ihre Gefährten sich aus dem Staub machten. Unter ihm knirschten Dachbalken kurz, als plötzlich so viel Gewicht emporgerissen wurde, aber sie hielten. Es war eine kleine Puppe, die da im Mondlicht hing und ungelenk zappelte wie ein halb erschlagenes Insekt. Eine kleine Puppe ... die bei näherem Hinsehen viel Ähnlichkeit mit einem Teenager hatte. Die Kleider hingen in Fetzen, und während manche Teile wie der linke Arm so fein gearbeitet waren wie das eine Exemplar, das sie im Wald gefunden hatten, waren andere offensichtlich nur behelfsmäßig - rechts bestand der Arm aus mit Faden zusammengewickelten Zweigen, bei denen man sich fragte, wie dort überhaupt etwas bewegt wurde, und das Gesicht der Puppe wirkte eher wie eine Karrikatur als die ernstgemeinte Nachbildung eines Menschen. Um den Hals der Puppe baumelte etwas glänzendes. Es schien ein Anhänger oder eine Kette zu sein - als Kenta ihn mit einem freien Metallarm hochzog, lief ein letzter Ruck durch die Puppe, dann erschlaffte sie, und der rechte Arm segelte klanglos nach unten.

"Wow ..." stellte der Kinzoku nur fest, und bettete das Puppenwesen erstaunlich vorsichtig neben sich auf das Dach. Es war völlig leblos. "Tamaki, schau mal, ob sie sich irgendwie identifizieren lässt." Gab er vor, und ein Metallarm hielt dem Suzuya das Schmuckstück hin, dass es vor seiner Nase baumelte. "Ach, und Joudan - bring mir mal bitte Licht und meine Jacke. Ich möchte mir die Puppe gern genauer ansehen. Und ich wäre neugierig was dein komisches Jutsu dazu sagt." Und es wäre ohnehin schlauer, sie über Nacht nicht allein zu lassen. Nur für den Fall, dass da doch noch irgendwie Saft drauf war ...
 
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Kushou Joudan

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Joudans Versuch, seine Kameraden zu wecken, war von zweifelhaftem Erfolg gekrönt gewesen. Zwar wachten die beiden Shinobi innerhalb kürzester Zeit auf, doch waren nun auch die meisten der puppenhaften Gestalten auf dem Weg zum Gasthaus. Ein kleiner Umweg über das Zimmer auf's Dach brachte die drei Shinobi in eine erhöhte Position, was beinahe jeden Kampf vorteilhaft gestaltete. Kenta befahl Tamaki und Joudan, sich ein wenig nach hinten fallen zu lassen und ihm den Rücken - oder eher: die Seiten - freizuhalten. Danach konnte der Blondschopf das erste mal einen Kinzoku in Action erleben. Metallene Tentakeln stoben aus seiner Haut und peitschten in einem Wirbel aus Stahl auf die Puppen ein. Mit dieser Technik schaffte der Kinzoku es, die Puppen allesamt in Schach zu halten und zu verhindern, dass sie dem Dach der Schänke all zu nahe kamen.
Der Kampf ging alles andere als leis von statten. Holz, Keramik und Knochen splitterten unter Kentas Peitschenhieben, die Dachbalken des Gasthauses knarrten und ächtzten unter den Bewegungen der drei Shinobi und ab und zu wurde eine der Puppen hart zu Boden geschleudert, was in einem dumpfen Aufprall resultierte. In manchen Häusern erwachten sicherlich die Bewohner des Dorfes, doch keine Türe, noch nicht einmal ein Fensterladen wurde geöffnet. So blieb den drei Ninjas nur das fahle Licht des Mondes und der Sterne sowie der schwache Schimmer, der von einer einzelnen Öllampe aus dem Zimmer der drei Soras durch das milchige Glasfenster schien. Er erleuchtete die Angreifer gerade genug, das Joudan ihre Silouhetten ausmachen konnte, doch Details blieben unerkannt. So war es dem Händlersspross, als würde er hier zusammen mit seinen beiden Mitstreitern gegen schattenhafte Dämonen kämpfen. Das unhuman-klickende Geräusch, die die Puppen bei Bewegungen von sich gaben, untermalte dieses Bild nur noch weiter. So war Joudan nicht gerade unglücklich darüber, dass Kenta es wohl nur darauf auslegte, die Wesen auf Distanz zu halten. Das konnte Joudan.

Er wurde nur nicht sonderlich gebraucht.

Kenta hätte es sicher alleine geschafft, das Dach gegen die unheimlichen Wesen zu verteidigen. Um nicht ganz nutzlos daneben zu stehen, nahm sich der Blondschopf einige Shuriken aus seiner Tasche und blickte hinab. Ab und an - und zwar genau dann, wenn gerade mehrere der Wesen sich gleichzeigtig daran machten, das Gasthaus wieder zu erklimmen - warf er seine matt-schwarzen Klingensterne dann nach Händen und Füßen der Kreaturen. Das reichte zwar nicht, um sie zu verletzen (oder eher: beschädigen), doch meist war der Treffer genug, dass die Puppen den Halt oder Stand verloren und dann wieder zu Boden fielen. So versuchte der Blondschopf die Zahl der Angreifer, die zeitgleich nach oben kletterten, immer konstant bei zweien oder dreien zu halten, sodass Kenta sich nicht mit allen fünfen auf einmal beschäftigen musste.
Regelmäßig warf Joudan dabei einen Blick über die Schultern zu Tamaki, der hier so ganz und gar nicht in seinem Element war. "Der Arme.."

Dann, urplötzlich und ohne sichtbares oder hörbares Signal, traten die Puppen den Rückzug an. Einige von ihnen waren unter Kentas Angriffen beschädigt worden und während der Teamleiter mit seinen Metalltentakeln nach einem Nachzügler griff erwägte Joudan die Idee, den Kreaturen zu folgen. Doch weder war gewiss, ob sich da, wohin sie sich zurückzogen, nicht noch weitere Kreaturen auf sie warteten, noch, ob sie den Kampf nicht wieder aufnehmen würden, wenn sie eventuelle Verfolger bemerkt hatten. Also begab sich Joudan auf den höchsten Punkt des Daches, von wo aus er darauf achten konnte, dass die Kreaturen auch wirklich das Dorf verließen und niemand anderen mehr behelligten.
Erst danach ging er den Befehlen Kentas nach.
"Aye, Sir." Durch das noch offene Dachfenster schwang der Genin sich in das Gasthaus und kehrte nach einigen Augenblicken mit der Öllampe aus dem Zimmer wieder zurück. Tamaki bekam die Aufgabe, sich mit dem Schmuckstück auseinanderzusetzen. Dass man bei den Familien der vermissten Kinder nachfragen könnte, darauf würde Tamaki sicher von alleine kommen, den Gedankengang behielt Joudan auch für sich. Stattdessen nahm er sich dem leblosen Puppenkörper an. Zwar konnte er das Ergebnis schon vorausahnen, dennoch wollte er sich Kentas Anweisungen nicht widersetzen.
Also konzentrierte er sich auf sein Sensor-Jutsu, sandte eine Welle Chakras in Richtung des Konstruktes aus. Sekundenlang wartete der Blondschopf auf einen einkommenden Chakraimpuls, doch konnte er keine Regung erspüren. Resigniert öffnete er die Augen wieder und blickte aus einer gehockten Haltung heraus zu Kenta auf.
"Momentan befindet sich keine größere Chakramenge innerhalb dieser Hülle. Um kleinere Reste oder dergleichen aufzuspüren ist mein Jutsu leider nicht... präzise genug.", erklärte er. "Noch nicht.", fügte er mental noch für sich dazu.
Dann griff der Blondschopf in seine Tasche und zog ein paar Spulen mit Drahtseilen heraus.
"Sollten wir dieses Wesen, gegebenenfalls eintreffene Eventualitäten voraussehend, dennoch an einem Pfeiler, Baum oder einigen Pflöcken im Boden festbinden wollen, kann ich diese Aufgabe sehr gerne übernehmen. Das ist, mehr oder minder, mein Forte." Wie auch immer die Antwort Kentas ausfallen sollte, Joudan würde es nicht vergessen, seine verworfenen Shuriken wieder einzusammeln und dabei besonders gründlich zu sein. Nicht, dass sich ein Kind morgen beim Spielen verletzen würde.

Mezame San-gan: Kawanami (Erwachtes drittes Auge: Flusswelle)
Element:
keines
Typ: Ninjutsu
Rang: C
Chakrakosten: C
Reichweite: 20m
Anmerkung: Persönliches Jutsu von Kushou Joudan
Voraussetzung: Chakrakontrolle 4, Chakramenge 2
Beschreibung: Der Anwender hält mit einer Hand das Tora-Handzeichen und streckt die Handfläche der zweiten Hand in eine bestimmte Richtung. Von dieser zweiten Hand aus breitet sich eine Welle aus Chakra aus, die etwa 20m Reichweite hat und kegelförmig ist (deckt etwa 90° ab). Personen, die eine gewisse Menge an Chakra in sich tragen, "reflektieren" einen Teil dieser Welle und werfen sie an den Anwender zurück. Dieser kann so einschätzen, wo sich, innerhalb des Kegels, Ninjas befinden. Eine andere Wirkung (Schaden, Zurückstoßen,...) hat die Chakrawelle nicht.
Die Technik hat allerdings einige Nachteile/Voraussetzungen:
  • Wer eine Chakrakontrolle gleich des Anwenders oder höher hat, kann die Chakra-Welle spüren und wird so auf die Anwesenheit des Anwenders aufmerksam.
  • Personen, die nur wenig Chakra besitzen, können nur schwer erspürt werden. Die Attribute Chakramenge des Ziels und Chakrakontrolle des Anwenders müssen zusammenaddiert 7 oder mehr ergeben, sonst ist der "Scanvorgang" nicht erfolgreich.
  • Erspürte Ninja werfen einen "Schatten" hinter sich, sodass der Anwender von mehreren direkt hintereinanstehenden Gegnern nur den ersten bemerkt.
  • Wände, Bäume,... können nicht "durchleuchtet" werden. Flüßigkeiten verzerren das Chakra-Echo so sehr, dass der Anwender nur spüren kann, ob jemand mit Chakravorrat in der Reichweite ist, kann die genaue Position aber nicht ausmachen. Allein Gase (auch Rauch) können ohne Probleme durchdrungen werden.
  • Zwischen dem Aussenden und dem Empfangen vergehen ein, zwei Sekunden, sodass ein sich bewegendes Ziel zum Zeitpunkt des Erspürens vielleicht schon an einem ganz anderen Punkt ist.
  • Jutsus und Bunshin unter dem S-Rang besitzen zu wenig Chakra, um von der Technik erspürt zu werden. Die einzige Ausnahme ist hierbei der Kage-Bunshin.
 
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Yagami Tamaki

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Flanke sichern! Flanke sichern! Obwohl ihm das Herz bis zum Hals schlug, besann Tamaki sich auf das, was er im Fall von Kampfhandlungen an der Akademie gelernt hatte. Und das bedeutete zunächst einmal, auf denjenigen zu hören, der hier die meiste Erfahrung hatte – nicht zuletzt, weil es seine eigenen Chancen, hier lebend herauszukommen, um einiges erhöhte. Mit einem hastigen Nicken bestätigte er Kentas Befehl und huschte mit leisen Schritten auf die gegenüberliegende Seite von Joudan, um dort Stellung zu beziehen. Tamaki wurde schon dadurch um einiges wohler, dass er weitestgehend hinter dem Kinzoku bleiben konnte. Während er sich also noch unauffälliger machte als ohnehin schon, behielt der Suzuya die Umgebung genauestens im Auge, so gut es unter den bescheidenen Lichtverhältnissen eben möglich war. Etwas anderes musste er für den Moment zum Glück auch nicht tun, denn die Ereignisse überschlugen sich dankenswerterweise an anderer Stelle.

Tamaki kam nicht umhin auf die acht silbrig glänzenden Fortsätze zu starren, die aus Kentas Armen und Schultern wuchsen. Er konnte nicht recht sagen, ob es die kalte Nachtluft oder dieser Anblick war, die ihm eisige Schauer den Rücken hinunter jagten. Das Bluterbe des Kinzoku einmal in Aktion zu sehen, war verstörend und faszinierend zugleich … und zu ihrem Glück auch mehr als effektiv. Tamaki wandte den Blick wieder ab und verharrte in angespannter Haltung auf dem Dach. Viel mehr als seine Beobachtungsgabe zu nutzen und aufzupassen, konnte er gerade nicht tun. Musste er aber auch nicht. Kenta hatte die Situation vollkommen im … Tentakel. Das Splittern und Knacken der Puppen ließ den Suzuya dann und wann zusammenzucken – den Kampf in der Dunkelheit nur zu hören, statt ihn zu sehen, machte ihn umso gruseliger. Als es dann plötzlich laut knackte und etwas mit Schwung über die Dachkante flog, sprang der kleine Genin mit einem leisen Fiepen zurück. Hatten die Puppen sie doch noch erreicht?! Nun… ja. Und nein. Nachdem die erste Schrecksekunde verstrichen war, erkannte Tamaki, dass von dem eigenartigen Gebilde kaum mehr eine Gefahr ausging. Und als einer von Kentas Metallarmen etwas vom Hals der ungelenk zappelnden Puppe löste, war es endgültig vorbei. Aus dem Augenwinkel beobachtete Tamaki noch wie die anderen Schemen schwankend in den nächtlichen Gassen verschwanden, erst dann wagte er es wieder, sich zu bewegen – und lief dabei fast in das Amulett hinein, das Kenta ihm am verlängerten … Arm hinhielt. „Verstanden.“, bestätigte er atemlos und nahm das kleine Schmuckstück an sich.

Wirklich etwas erkennen konnte der Suzuya erst, als Joudan mit dem Licht zurückkehrte. Sein Blick fiel jedoch zuerst auf die leblose Puppe, die ein wahres Flickenwerk verschiedenster Handwerkskunst war. Und ihre Größe ließ einen unguten Gedanken in Tamaki aufsteigen. „M-meint ihr, das könnte…?“. Die Nacht war so totenstill geworden, dass selbst seine leise Stimme geisterhaft hervortrat. Dann entsann sich der Genin seiner eigentlichen Aufgabe und öffnete die Hand, die das Amulett fest umschlossen gehalten hatte. Ein altes Ding war es. Nicht besonders edel oder gut gearbeitet, soweit er es einschätzen konnte. Aber ja, es hatte schon einige Jahre auf dem Buckel. Mit dem Finger ertastete Tamaki ein filigranes Scharnier an der Seite. Nicht nur ein Amulett also, sondern ein Medaillon. Mit angehaltenem Atem klappte er die beiden Seiten auf – und ließ die Luft in einem traurigen Seufzen entweichen. „Ikue…“. Er wandte sich zu Joudan und Kenta um und hielt seine schmale Hand mit dem aufgeklappten Medaillon ins Licht, so dass die beiden einen Blick darauf werfen konnten. „Hey, seht mal her.“ Die kleine, halb verblasste Fotografie im Inneren zeigte eine glückliche Familie. Vater, Mutter, Tochter und Sohn. Ikue und ihre Familie. Aus einer Zeit, in der sie noch beisammen gewesen waren und sich das Leid nicht tief ins Herz der alten Frau gefressen hatte. „Wir … ich muss morgen noch einmal zu ihr. Und es ist besser, ich gehe allein. Aber…“. Verlegen sah der Suzuya zu seinen beiden Teamgefährten. „…es wäre gut, wenn ihr dicht in der Nähe bleiben würdet.“.

Von weiteren Erkenntnissen oder Überlegungen abgesehen, geschah in dieser Nacht nicht mehr viel. Das Trio zog sich bald wieder in das gemeinsame Zimmer zurück und verbrachte die Stunden bis zum Morgen schlafend, grübelnd oder mit irgendetwas dazwischen. Nur eines war sicher: viel Ruhe fand von ihnen wohl niemand.

Am nächsten Morgen…

… war Tamaki direkt auf den Beinen, denn zumindest er hatte kein Auge zugetan. Nicht nach dieser Nacht und nicht bei dem, was ihm noch bevorstand. In der Schänke war es derweil auffällig still. Nicht nur, weil zu dieser frühen Stunde kaum Gäste anwesend waren. Auch der Wirt wirkte seltsam blass um die Nase und bediente die drei Shinobi beim Frühstück ungewohnt zügig und wortkarg. Lustlos stocherte Tamaki in seinem Essen herum und hoffte einfach nur, dass sie bald aufbrachen und die Sache hinter sich bringen konnten. Auch Somamura schien sich verändert zu haben, als sie wenig später durch die Straßen gingen, die in der trägen Morgensonne wie ausgestorben vor ihnen lagen. Hatte am Vortag ein bedrückender Schleier auf dem Dorf gelegen, war unter der allgegenwärtigen Tristesse heute eine gewisse Alarmiertheit spürbar und die SoraNin kamen nicht umhin, sich beobachtet zu fühlen. Verstohlene Blicke – ängstlich, aber auch neugierig – schienen ihnen zu folgen … bis sie das Haus der alten Puppenmacherin erreicht hatten.

Tamaki atmete einmal tief durch und sah zu Kenta und Joudan auf. „Also gut. Ich lass‘ die Tür einen Spalt auf. Und wenn sich Gefahr abzeichnet, verschwinde ich.“. Das konnte er immerhin gut. Nachdem die letzten Absprachen beendet waren, stieg der Suzuya langsam die Stufen zu Ikues Wohnstatt hinauf. Wohl war ihm dabei nicht, aber noch einmal mit der alten Frau zu sprechen, war das Beste, was sie gerade tun konnten. Und zumindest ihm hatte sie zugehört. Beherzt klopfte er an der Tür … und nichts tat sich. „Ikue-san?“. Noch immer war aus dem Inneren des Hauses nichts zu hören. Vorsichtig drückte Tamaki die Klinke herunter. Die Tür war nicht verschlossen und im einfallenden Lichtschein sah er die alte Puppenmacherin. Irgendwo unter seiner Angst regte sich Mitgefühl. „Ikue-san…?“. Er fand sie vor wie sie sie gestern verlassen hatten. Eingesunken in ihren Schaukelstuhl, die leblosen Augen in eine ferne Welt gerichtet. Dem Suzuya schien sie selbst wie eine Puppe. Eine zerbrechliche Hülle, die jeden eigenen Antrieb verloren hatte. Aber sie atmete noch. Und würde hoffentlich etwas Licht ins Dunkel bringen. „Ich bin’s noch einmal. Tamaki.“. Vorsichtig trat der kleine Genin über die staubigen Dielen. Die alte Frau hob müde den Kopf. „Was willst du?“, fragte sie mit brüchiger Stimme. „Habt Ihr gestern Nacht den Kampf gehört? Wir sind von … Puppen angegriffen worden. Eine von ihnen trug das hier um den Hals.“. Tamaki streckte die Hand mit dem Medaillon aus und kam langsam näher. Eine Mischung aus Furcht und Hoffnung in den Augen suchte er den Blick der Alten. „Bitte Ikue-san… Ich sehe doch, wie sehr Ihr unter alldem leidet. Bitte lasst uns helfen. Was geht hier vor sich?“.
 

Kinzoku Kenta

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Kenta nahm seine Jacke und die Lampe entgegen und machte "Hrm", als Joudans Auskunft zu Chakraspuren eher vage bleiben musste, auch wenn er sich von der Eigenentwicklung eines Anfängers nicht allzu viel erhofft hatte. Am Ende blieb es eben doch am Techniker hängen, und so beugte er sich zu der Puppe hinab und begann ihre einzelnen Glieder zu inspizieren. Es war wirklich augenfällig, wie verschiedene Grade von Komplexität ineinander übergingen ... als hätte jemand mittendrin beschlossen dass es SO ausgetüftelt nicht sein musste um seinen Zweck zu erfüllen. Und zwar mehrfach, bis er irgendwann beim bloßen Rumwurschteln angekommen war. Dass diese Puppe überhaupt irgendwie eigenständig laufen konnte ließ sich aus dem was er hier sehen konnte nicht erklären - es musste Chakra drin gesteckt haben, vermutlich nicht wenig. Verdammt, es musste schon viel Chakra drin gesteckt haben damit es trotz dieser Flickwerkarbeit nicht einfach auseinanderklapperte. Ob Joudan es jetzt noch finden konnte oder nicht ... Kenta schnalzte kühl mit der Zunge. "Von allein steht das Ding nicht wieder auf, denke ich ... " verkündete er sein Ergebnis - just als Tamaki ihm das aufgeklappte Medallion zeigte. Ah. Schau her ... an Zufall glaubte bestimmt keiner der Anwesenden, darum verzichtete er darauf, diese Überraschung geistreich zu kommentieren.
"So machen wir es." Legte der Kinzoku auch prompt fest, als Tamaki schon selbst die richtige Lösung vorschlug. "Und die Puppe packen wir gleich ein, ich glaube nicht dass er sie hier auf seinem Dach haben möchte. Ob du sie unten noch einwickelst ist dir überlassen, Joudan. Ich persönlich glaube nicht dass sich hier noch irgendetwas bewegen wird, wenn kein Chakra mehr drin ist." Kenta machte Anstalten wieder nach unten zu gehen - dann fiel ihm auf dass er etwas vergessen hatte, und die acht Stahlpeitschen rollten sich auf, bevor sie klickend von Kentas Haut abbrachen. Er hob die Schlaufen auf und reichte sie Joudan mit einem Zwinkern - für den Fall dass er noch Stahldrähte brauchte.

Den Rest der Nacht verbrachte Kenta ziemlich aufgedreht - nicht so sehr weil er sich in Gefahr gewähnt hatte, sondern weil er das Gefühl hatte dass sie auf ihrer Suche endlich einmal voran kamen. Und wenn Tamaki alleine ging bestand sogar die Chance dass Ikue ihnen jetzt auch irgendwie weiterhalf ... haach, hoffentlich dauerte das nicht zu lange. Dementsprechend hatte der Kinzoku gar nichts dagegen, dass der Wirt am folgenden Morgen so uncharakteristisch wortkarg war. Er aß als vermutlich einziger mit gesteigertem Appetit und stand gleich darauf schon auf der Matte, um loszuziehen. Es wurde Zeit, endlich einmal Ergebnisse zu erzielen.
Und das hieß heute, erst einmal Tamaki arbeiten zu lassen, auch wenn es ihm unter den Nägeln knisterte. "Wir bleiben hier in Hörweite. Aber solange wir nichts von dir hören blieben wir hier draußen." Bemerkte der Rotschopf, und stellte sich neben dem Eingang der kleinen Behausung auf - nicht von ungefähr warf er dabei Joudan einen warnenden Blick zu. DU verbockst es nicht noch einmal, mein Freund.

Drinnen in Ikues Behausung hatte Tamaki nicht zum ersten Mal das Gefühl, dass die Zeit an diesem Ort stehen geblieben war. Es war nicht der Staub, der unbeachtet auf allen Oberflächen lag, die nicht täglich benutzt wurden - es war eher als hätte die innere Erstarrung der Hausherrin auf ihr ganzes Domizil übergegriffen. Sie blieb erstarrt, als Tamaki sich näherte und beschrieb weshalb er hier war ... und auch auf das Medaillon reagierte sie nicht sofort. Erst nach einigen langen Momenten, in denen ihr Blick langsam zu dem Schmuckstück und dann wieder in die Ferne glitt, bemerkte Tamaki eine Veränderung in seinem Gegenüber.
"Meine Tochter Misako ... das gehörte ihr." Erwiderte Ikue schließlich. Ihre Stimme, bisher fern und kaum fassbar, war jetzt schwer und zäh geworden, als müsse sie durch eine Barriere sprechen. "... mein Mann und Sohn waren in die Stadt gegangen. Sie haben sie dann später mitgenommen ... ich hab erst später erfahren weshalb. Masaro ... mein Mann ... sie haben in der Stadt kaum Fuß fassen können. Er kam auf die Idee, sie ... wegzugeben. Für Geld. Um erstmal auf die Beine zu kommen." Ein pfeifender Laut erklang, den Tamaki ihm ersten Moment kaum zuordnen konnte - dann ging ihm auf, dass es ein Schluchzen war. "Mein kleiner Schatz ... ich ... ich weiß nicht wie es ihr dann ergangen ist. Er hat sie aus den Augen verloren ... und seitdem war sie fort. Mein Mann ist letztes Jahr in der Stadt gestorben." Sie schüttelte langsam den Kopf. "Und Tamura ... er wollte seit Jahren dass ich zu ihm komme, aber ... ich konnte nicht. Ich dachte immer, dass sie irgendwann wieder hier her kommt. Dafür musste ich bleiben." Der Schatten eines Lächelns huschte über das Gesicht. "Vielleicht ... vielleicht habe ich Recht behalten, wenn ihr Anhänger hier ist. Was denkst du, Tamaki?"
 

Yagami Tamaki

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Ikue betrachtete das kleine Amulett und Tamaki wagte kaum zu atmen. Was passierte nun? Ein kompletter Zusammenbruch (für den er zumindest einen Plan gehabt hätte)? Ging die alte Frau gleich zornig auf ihn los (wofür Kenta und Joudan draußen hoffentlich einen Plan hatten)? Oder würde sie wieder in staubig-trister Passivität versinken (was außer Tamakis zartem Leben niemandem geholfen hätte)? Die zaghafte Hoffnung des Suzuya schwand mit jeder Sekunde, in der die alte Frau auf das Schmuckstück starrte. Oder darüber hinaus, in irgendeine Ferne, in die ihr niemand folgen konnte. Manchmal aber schien das Schicksal gnädig und erfüllte auch die noch so kleinste Hoffnung. Ikue begann zu sprechen, Tamaki hörte zu und seine Augen wurden groß.

Oh nein…“, murmelte er leise, um die Alte möglichst nicht zu unterbrechen. Ganz vermeiden konnte er die Reaktion nicht, denn Shinobi hin oder her – Tamaki war noch lange nicht so abgebrüht, dass ihn Ikues traurige Geschichte nicht bestürzt hätte. Misako, die Tochter, war von ihrem eigenen Vater verkauft worden? Wer machte denn so etwas? Seine Familie mochte ihm ja bisweilen einige Schwierigkeiten bereiten, aber auf eine so grausame Idee wären sein Vater und seine Mutter nie gekommen und wenn die Zeiten noch so bitter gewesen wären. Der Suzuya nagte an seiner Unterlippe. Aber was war Ikues Rolle in alldem? Warum war sie nicht mitgegangen, wenn es für den Rest ihrer Familie hier keine Zukunft gegeben hatte? Nun, zumindest warum sie geblieben war, offenbarte sich und Tamaki verzichtete darauf, weiter nachzubohren. Für die Ermittlung war es nicht wichtig und nur um seine Neugier zu stillen, wollte er Ikue nicht noch weiteren Schmerz zufügen.

Aber ob es ohne ginge? So wie sich einige weitere Puzzleteilchen ineinanderfügten, erhärtete sich der Verdacht, dass sie die alte Puppenmacherin brauchten, um an die Ursache der Vermisstenfälle heranzukommen. Vielleicht sogar im engsten Sinn… Und auch, wenn Ikue ihm leidtat, saß Tamaki der Schreck des gestrigen Puppenangriffs noch viel zu deutlich in den Knochen. Nein, das hier musste ein Ende finden. „Es… könnte sein, dass sie in der Nähe ist.“, gab der Suzuya vorsichtig zurück. Er wusste nicht, ob es stimmte. Misako war zwar eine heiße Spur, aber Tamura, der Sohn, kam ebenfalls in Frage. Und beide hätten ein Motiv. Was sie aber voneinander unterschied, war der Umstand, dass Ikue auf ihre Tochter reagierte. Allein das kurze Aufflackern von Hoffnung in den toten Augen lastete schwer auf Tamakis Gewissen und ließ ihn ebenfalls hoffen, dass das hier noch ein gutes Ende finden konnte. Auch wenn er nicht wirklich daran glaubte. „Helft Ihr uns sie zu finden? Sie… braucht sicher ihre Mutter.‚… oder sie hasst dich bis aufs Blut und stiftet in deinem Namen Unheil, weil sie aus irgendeinem Grund nicht an dich herankommt.‘. „Ihr solltet sie wiedersehen.“. Und wie ein solches Treffen auch ausging – auf die eine oder andere Weise würde es Ikues Leid wohl ein Ende setzen. Innerlich wand Tamaki sich gegen diesen grausamen Gedanken, während er noch einmal seine Hand ausstreckte. Dieses Mal mit der stummen Bitte, ihn zu begleiten. Langsam, sehr langsam schlossen sich Ikues lange, dünne Finger um Tamakis Hand. Sie waren eiskalt und kraftlos. Der Suzuya unterdrückte ein leises, ängstliches Wimmern und den stärker werdenden Drang, einfach davonzulaufen. Aber nun, da er die Dinge angestoßen hatte, musste er es durchziehen. Irgendwie. Seine Selbstbeherrschung wurde noch für einige quälend lange Momente auf die Probe gestellt, dann erhob sich die große alte Frau und schritt wie in Zeitlupe über die staubigen, knarzenden Dielen. Tamaki hielt ihre Hand noch immer, war sich aber gar nicht sicher, ob Ikue ihn gerade wahrnahm. Schritt für Schritt näherten sie sich dem schmalen Streifen Licht, der durch die angelehnte Tür einfiel. Dann traten sie hinaus.

Das helle Tageslicht und die frische Luft, ließen den Suzuya nicht nur im übertragenen Sinne aufatmen. Und Joudan und Kenta wiederzusehen, gab ihm ebenfalls etwas Boden unter den Füßen zurück. „Das Medaillon stammt von Ikue-sans Tochter Misako.“, teilte er den beiden mit und konnte das leise Zittern in seiner Stimme nicht verhindern. „Ikue-san wird uns helfen, sie zu finden.“. Er warf der alten Puppenmacherin ein flackerndes Lächeln zu, um sie zu ermutigen - wie auch sich selbst.
 
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Kinzoku Kenta

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Ikue nickte auf Tamakis Worte. Die Bewegung war immer noch langsam, gemessen, als habe sie zuerst überlegen müssen, wie es funktionierte, dieses Nicken - aber es schien bereits mehr Energie in ihr zu stecken als noch einige Momente zuvor. "Ich habe eine Idee, wo wir suchen können."

Kenta tat während ihres Marsches zurück in den Wald etwas ungewöhnliches - er schwieg, während Ikue einen Weg vorgab. Nicht zu schnell, vielleicht auch weil sie in der hellen Morgensonne viel blinzeln musste, aber doch mit Gewissheit. Kentas Gedanken waren dazu alles andere als still, aber er ahnte, dass es nicht klug wäre, jetzt viel zu reden. Stattdessen beobachtete er die alte Frau ... die so alt gar nicht war, jetzt wo sie im Licht stand. Kenta schätzte sie auf ein paar Jahre jünger als Hama, die vermutlich auch noch nicht ganz die fünfzig erreicht hatte. Es war vor allem die Behausung, die die Bewohnerin so alt hatte wirken lassen. Hier im Wald wirkte sie zwar .. naja, etwas deplatziert in ihrem altmodischen dunkelgrauen Kleid und dem gleichfarbigen Mantel, aber bei weitem weniger fragil. Auch wenn er nicht glaubte dass sie lange gegen eine Mörderpuppe aushalten würde. Und irgendetwas ominöses hing in der Luft ... für Kenta war das namenlose Gefühl wie eine Verheißung, dass heute Blut fließen würde. So wie Tamaki dreinschaute, merkte er es auch ...
Als Ikue nach einer knappen Stunde anhielt, um etwas Atem zu schöpfen (wann war sie das letzte Mal eine größere Strecke gelaufen?) räusperte der Kinzoku sich kurz. "Ikue-san - wir haben in der letzten Nacht ein paar dieser Puppen getroffen, und sie waren ziemlich aggressiv. Ich weiß nicht, wie die Begegnung verlaufen wird, aber ..." er griff in seine Tasche und zog eine silbrig glänzende, mit Griff knapp dreißig Zentimeter lange Klinge hervor, die er mangels Scheide in Stoff geschlagen hatte. Er hatte die restliche Nacht ohnehin nicht mehr schlafen können, und wenn Kenta Langeweile hatte, fing er an zu basteln. "Nur für den Fall." Erklärte er, und bot Ikue den Dolch an. Sie sah die Waffe aus zusammengekniffenen Augen an - und und das wohl nicht nur, weil sie in der Morgensonne hell glänzte - dann nickte sie aber doch und nahm die Klinge entgegen, ohne dazu weitere Worte zu verlieren. "Wir gehen zu einem alten Baum im Wald." Erklärte sie stattdessen. Sie brauchte nicht zu ergänzen, dass der Ort für ihre Tochter eine Bedeutung gehabt hatte - und das tat sie auch nicht. Sie ließ die Klinge vorsichtig in einer Manteltasche verschwinden und machte sich gemessenen Schrittes wieder auf den Weg.

Es dauerte noch etwa eine weitere Stunde, bis sie sich dem besagten Stein näherten - und es war kein Wunder dass die Ninja bisher nicht darüber gestolpert waren, denn der Weg dahin nahm mehrere Haken durch den unwegsamen Teil des Waldes, und wo früher einmal ein Schleichpfad gewesen sein mochte, musste man sich jetzt praktisch durchkämpfen, wenn man nicht so wie Ikue genau wusste wo man hin trat. Doch am Ende wartete eine Überraschung auf das Team: Das fast brettdicke Unterholz öffnete sich plötzlich in eine kleine Lichtung, die auch am frühen Morgen von hohen Zweigen überschattet im Halbdunkel lag. Im Zentrum lag auch tatsächlich der alte, inzwischen kahle Baum, den sie erwähnt hatte .. aber vermutlich schaute keiner von ihnen gerade speziell auf den Baum. Ringsum bis an den Rand der Lichtung waren Hölzer, Schrauben, Muttern, Schlüssel, Gelenke, und, und und ... drapiert, in verschiedensten Stadien der Verarbeitung - manche bildeten schon erkennbare Puppenarme und -beine aus der wildesten Mischung von Material. Von den Zweigen des kahlen Baumes hingen - an Drähten oder Seilen aufgeknüpft - kopfüber menschliche Gestalten. Manchen konnte man die langsamen, rhythmischen Bewegungen des Atmens ansehen, andere zuckten nur mechanisch und wirkten in ihren Proportionen mehr als ein wenig ... falsch. Und inmitten der Lichtung, vor dem Stamm des Baumes umringt von ihren Kreaturen ... stand die Puppenkönigin.
Sie war auf den ersten Blick zu erkennen. Alles an ihr war mechanisch - das zu glatte, porzellanhafte Gesicht, die flatternden, zu golden glänzenden Haare, die blank polierten Hände. Ihre Puppenkleider waren Fetzen, grob zusammengenäht und mehr als instabil - sie trug mehrere Lagen, um die Lücken im Stoff zu kaschieren, und unter dem Kleid lugen da und dort Zweige oder Stücke von Tierknochen hervor, wie eilig als Platzhalter in eine instabile Konstruktion gestopft. Ihre zu großen, pupillenlosen Augen blinkerten im Zwielicht, als sie die Neuankömmlinge anblinzelte. Das Puppengesicht hatte keine Mimik ... dennoch war gut spürbar, wie die zunächst verwunderte Stimmung in Irritation umschwang. Sie öffnete den Mund, doch es kam kein Laut heraus, nur ein zorniges Klappern unsichtbarer innerer Gelenke. Puppen waren stumm ... was wollte sie? Neben den Shinobi war Ikue unterdessen erstarrt - nicht ganz versteinert, aber für den Moment hatte sie viel Ähnlichkeit mit der monströsen Erscheinung ein paar dutzend Meter vor ihnen.
 

Yagami Tamaki

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Während des gesamten Weges sprach Tamaki kein Wort. Stumm hielt er Ikues Hand und wagte es nicht, sie loszulassen, so als fürchtete er, die gebrochene Frau könne sich beim nächsten Windhauch in Luft auflösen. Auch sonst war niemand zu Gesprächen aufgelegt. Nicht einmal Kenta, der an anderer Stelle um keinen gewitzten Kommentar verlegen gewesen wäre. Machte er sich etwa Sorgen um Ikue? Tamaki bezweifelte es, während er die Übergabe des langen Messers mit verhaltenem Argwohn beobachtete. Er wollte durchaus, dass die ältere Frau soviel Sicherheit hatte, wie es unter diesen Umständen eben möglich war. Aber ein wenig fürchtete er doch, dass sie die Klinge in einem Anflug verzweifelten Wahns gegen sich selbst – oder ihn – richten könnte. Blieb zu hoffen, dass er die Anzeichen dafür früh genug erkannte... Und Kenta? Er wirkte konzentriert, ja beinahe vorfreudig auf das, was sie irgendwo hier in diesem Wald erwartete. Doch dass es nichts Gutes war, stand nach dem Fund des gruseligen Puppenarms und umso mehr nach dem Kampf mitten in der Nacht so gut wie fest. Und so war es nicht nur der auffrischende Wind, der den Suzuya zwischen den hohen Bäumen frösteln ließ.

Ein „alter Baum im Wald“ war ihr Ziel, aber nicht einmal alle unguten Vorahnungen hatten Tamaki auf das vorbereitet, was sie dort fanden: Eine Lichtung übersät von einem aberwitzigen Sammelsurium mechanischer Teile, die wohl nur Kenta etwas sagten. Aber so genau wollte er es auch gar nicht wissen. Der mächtige Baum in der Mitte der Lichtung musste einmal majestätisch schön gewesen sein. Nun reckte er seine kahlen Äste in den fahlen Morgen und als sei er die groteske Karikatur eines heiligen Tempelbaums, den man mit bunten Bändern und kleinen Gaben schmückte, trug dieser hier ... Dinge. Dinge, in denen zum Teil noch Leben steckte, doch die man kaum mehr als Kreatur aus Fleisch und Blut erkennen konnte. Tamaki wurde speiübel und er wäre am liebsten davongelaufen. Doch selbst inmitten aller Unaussprechlichkeiten gab es etwas, das seine Aufmerksamkeit einforderte: die Puppenkönigin, ein groteskes Flickenwerk aus Perfektion und Unvollkommenheit. Zerstört und unzählige Male repariert, in Fetzen und doch königlich, bedachte sie die Gestalten am Rande der Lichtung mit leblosem Blick. Tamaki kam nicht umhin, sich wie ein Eindringling in ihrem Reich zu fühlen. Erst jetzt merkte er, dass er Ikues Hand fest umklammert hielt, und wandte unsicher den Blick zu der alten Frau. Die Puppenmacherin sah starr auf das, was wohl von ihrer Tochter geblieben war. Es war unmöglich, zu sagen, was sie gerade fühlen mochte, und Tamakis Neugier hielt sich in erwartbaren Grenzen. War es richtig gewesen, sie herzubringen? Eine Frage, die er sich gerade mit Nein, Nein und nochmals Nein beantwortete. Ikue sollte nicht hier sein. Keiner von ihnen sollte das. Aber was nun? Die alte Frau wirkte wie erstarrt und auch die Puppenkönigin schien abzuwarten. Ob es klug war, ihr den ersten Zug zu überlassen? Tamaki warf einen unauffälligen Seitenblick zu seinen Begleitern und konnte nur hoffen, dass alle weiterhin auf die Puppenkönigin und ihren skurrilen Hofstaat schauten. Er drückte sich ein wenig weiter in Ikues Schatten und sah ebenfalls wieder zu der puppenhaften Misako, doch ein sanfter, bläulicher Schein lag in seinen Augen. Vielleicht konnte er so herausfinden, ob in dem Puppenmädchen noch etwas Menschliches steckte...

Ein Teppich aus schwarzen und roten Schlieren umgab die zarte Gestalt, schmutzig ineinander verwirbelt mit einem Klecks Grau, der unsicher dazwischen waberte. Auch einen Hauch von Rosa meinte Tamaki zu erkennen, doch war es so blass, dass es unter den anderen, viel intensiveren Farben fast verschwand. Mit den Augen eines Yagami ließen sich Einsamkeit, Verlorensein und viel, viel trotziger Ärger daraus lesen. Aber ebenso eine zunehmende Verunsicherung ... und vielleicht noch ein Funken kindlicher Unschuld. Eine Chance? Aber wie? Tamaki konnte seine Erkenntnisse ja schlecht einfach weitererzählen und sonst konnte er nicht viel ausrichten. Außer vielleicht, dem Ganzen eine Richtung zu geben? Wenigstens den Weg für einen guten Ausgang ebnen? Mindestens das war er Ikue wohl schuldig, wenn er sie schon hierher gebracht hatte. Zögerlich ließ er ihre Hand los – sie glitt kraftlos aus seinen Fingern wie Seegras. Halb in den Ärmeln seiner Jacke verborgen, schloss Tamaki die Hände zu jenen zwei Fingerzeichen, die seine Mutter ihm eingebläut hatte, bis er sie im Schlaf gekonnt hätte (Aura Ayatsuru – Anshin). Fest behielt er die Puppenkönigin im Blick und merkte an dem immer kräftiger werdenden Blau in ihrer Aura, dass seine Genjutsu gegriffen hatte. Sacht zupfte er Ikue am Ärmel. „Ikue-san... sprecht mit Eurer Tochter. Wenn jemand etwas ausrichten kann, dann Ihr.“. Es kostete Tamaki einige Mühe zu ignorieren, dass auch die zappelnden Gestalten am Baum von dumpf-hellgrauen Auren umgeben waren, die aber allenfalls verrieten, dass sie noch fühlen konnten, es im Moment aber nicht taten. Wären hier und da nicht winzige schwarze Sprenkel gewesen, die kamen und vergingen wie Regentropfen...


Aura Ayatsuru – Anshin (Aura manipulieren – Vertrauen)
Chakrakontrolle Stufe 6, Chakrakosten B: Man vertraut dem Anwender voll und ganz. Wenn das Opfer die Wahl hat, so wird es immer zu Gunsten des Anwenders entscheiden. Das Opfer bezeichnet dies durchaus als so etwas wie Freundschaft. Er würde ihm jedes Geheimnis erzählen und sich auch sicher sein, dass dieser es für sich behalten würde. Bestenfalls plaudert er sogar die geheimen Informationen aus, nach welchen man sucht, selbst wenn er eine vollkommen fremde Person vor sich hat.
 
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Kinzoku Kenta

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Kenta hatte kaum Augen für die wahllos aufgehäuften mechanischen Bauteile, die ihm unter normalen Umständen sicher Betrachtung wert gewesen wären - aber hier und jetzt galt seine Aufmerksamkeit voll und ganz dem Zentrum der Lichtung. Es gab sie also wirklich? Ganz wirklich und nicht nur als Fiktion einer einfallsreichen Kunoichi? So ganz wollte er es nicht glauben, wenn man bedachte dass seine bisherigen Missionen sich nahezu nur um flüchtige Ninja gedreht hatten, aber ... diese wandelnden Puppen, die ursprünglich mal etwas anderes gewesen waren - und die offenbar halb Verwandelten, die da von den toten Zweigen baumelten. Das war keine Jutsu, die ein Akademieabbrecher alleine austüfteln könnte, wenn es überhaupt eine Jutsu war. Und dieses Wesen da vor ihm auf der Lichtung ... das war auch kein Mensch. Plötzlich ergab all das, was ihn bei ihrer bisherigen Ermittlung so frustriert hatte, einen Sinn. Die schweren, aber doch recht kleinen Fußabdrücke, die sie irgendwann verloren hatten. Die sonderbare Art der Entführungen, die sich einfach nicht angefühlt hatte, als wäre sie aus irgendeiner normalen Regung motiviert ... denn woher hätte Kenta erahnen können, dass ihr Täter einfach Material gesammelt hatte, um sich Helfer zu bauen? Und vielleicht auch Freunde? Sonst hätte sie sich wohl nicht auf Kinder beschränkt ...
Nur - wie weiter? Kenta leckte sich unbewusst die Lippen. Er glaubte irgendwie nicht, dass die Königin der Puppen so leicht in Metall zu wickeln wäre wie ihre missratenen Handlanger ... Misako schien in jeder Hinsicht eine vollendete Puppe zu sein. Blitze? Würden gegen einen mechanischen Gegner nicht so gut wirksam sein ... und irgendwie schien ihr Gegenüber selbst nicht mal so sicher, ob es zu einem Kampf kommen sollte. Normalerweise ein exzellenter Grund, den Kampf mit einem Überraschungsangriff zu eröffnen, aber ihre Position war schlecht dafür ... dann hörte er wie Tamaki mit Ikue sprach und wandte sich halb zu dem Suzuya und der älteren Frau um. Ein wenig überrascht, ja, aber ... eigentlich eine gute Idee. Nein, eine sehr gute Idee. Er nickte langsam und fand Ikues Blick. "Ihr habt die beste Chance. Wir halten uns hier bereit." ergänzte er lediglich, und wandte den Blick dann wieder Misako zu, für den Fall dass sie sich doch noch entschloss anzugreifen. Am liebsten hätte er sein Team ein wenig besser positioniert als auf einem unglaublich schmalen Trampelpfad umgeben von dichtem Unterholz, aber in dieser Situation würde das den unausgesprochenen Waffenstillstand zwischen ihnen und der Puppenkönigin ruinieren. In wortloser Spannung verfolgten sie, wie Ikue die leicht abschüssige Lichtung hinabstieg, und Kenta wandte sich nicht noch einmal zu Tamaki um, während er Mutter und Tochter beobachtete. Etwas hatte sich verändert an Misako ... ihre Ausstrahlung schien ein wenig weicher geworden zu sein, auch wenn die starre Mimik einer Puppe diesen Eindruck kaum nachvollziehbar machte. Kentas Aufmerksamkeit glitt weiter zu Ikue, elektrisch blaue Augen fest auf ihren Hinterkopf gerichtet als versuche er, ihre Gedanken zu erkennen.

Als die beiden sich schließlich unter dem kahlen Baum gegenüber standen, waren sie schon zu weit weg, als dass man all ihre Worte klar hätte hören können, zumal Ikue leise sprach. "So lange ..." war zu hören, und die mechanische Tochter nickte steif und blinzelte. ".. hat dir dich hierzu gemacht?" waren die nächsten Worte, ein wenig lauter als zuvor, mit mehr Schwingung und Gefühl als Ikue bisher jemals gezeigt hatte - und die Puppenkönigin ging in die Hocke, um ... irgendetwas, von hier oben war es nicht zu sehen - in den Boden zu schreiben. Ikue schien damit wenig anfangen zu können, auch wenn sie konzentriert hinschaute. Kenta biss sich auf die Unterlippe. Mach jetzt nur keinen Fehler, Madame ... dachte er. Du bist mein bester Plan. Ob sie ihn überhaupt verstanden hatte? Ikue ging nun selbst in die Knie, nahm die Hand ihrer Tochter, und richtete sie auf. ".. zusammen" war das nächste Wort, dann umarmte sie ihre mechanische Tochter - beide stellten sich dabei ziemlich steif an, auch Ikue, als sie Misako mit einer Hand sacht über die Schulter strich. Ein Zittern lief durch den mechanischen Körper.

Als Kenta erkannte, dass Ikue reglos blieb, entspannte er sich merklich. Einen Moment später blitzte es silbrig - und der Dolch, den Kenta der Frau zuvor gegeben hatte, ragte gerade noch so zwischen den Schultern der Puppe hervor, aus einer schmalen Öffnung, die von fern erst jetzt richtig zu sehen war. Die Puppe stockte sichtlich in ihren Bewegungen, dann knirschte es so laut, dass es bis zum Rand der Lichtung klar hörbar war - dann gab es ein Krachen, die starren Glieder bäumten sich ein letztes Mal wild auf und verdrehten sich bizarr, und die Puppenkönigin fiel hintenüber und blieb reglos liegen, wie das zerbrochene Ding das sie war. Ikue stand einfach da - über der mechanischen Monstrosität, die ihre Tochter gewesen war - und nahm tiefe, schnaubende Atemzüge.

Kenta klopfte Tamaki anerkennend auf die Schulter. "Sehr gut. Aber gehen wir besser schnell runter, hm?" Es gab immerhin noch Arbeit. Vielleicht ließen die übrigen vier sich retten, überlegte Kenta vage, während er den ersten Schritt tat. Und Ikue brauchte jetzt sicher ihren kleinen Freund, der das alles möglich gemacht hatte.
 

Yagami Tamaki

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Hätte er selbst gehen sollen? Voller Zweifel sah Tamaki der Puppenmacherin nach und wagte es kaum zu atmen. Obwohl er sehr genau sah, was Ikue, Misako und die Gestalten im Baum fühlten, hätte er nicht sagen können, was gerade in ihm selbst vorging. Doch durch das aufgeschreckte Gefühlschaos des kleinen Genin sanken Angst und Schuld und ballten sich in seiner Magengrube wie ein schwerer Stein. Entgegen dem dringlichen Impuls, das Taragan wieder zu verstecken, bevor Kenta es noch sah, unterbrach Tamaki den Chakrastrom nicht. Falls das Treffen zwischen Mutter und Tochter eine ungute Wendung nahm, konnte er es vielleicht früh genug erkennen, um Schlimmeres zu verhindern. Wenigstens das war er Ikue schuldig. Es war unmöglich zu hören, was die beiden am Fuße des Baums miteinander besprachen, aber Tamaki konnte sehen, wie Ikues dumpfer Schmerz und Verwirrung mehr und mehr von tiefem Mitleid überlagert wurden. Sogar eine Spur Ekel meinte der Suzuya zu erkennen ... und eine unerwartete Entschlossenheit. Und das Puppenmädchen? Das aggressive Rot hatte sich aus ihrer Aura zurückgezogen und einem unsicheren Grau mit grünen Akzenten von Hoffnung Platz gemacht. Auch das scheue Rosa trieb hier und da zarte Blüten. Dann erlosch das Farbenspiel um Misako. Einzig eine violette Todesaura hing noch in der Luft, während Ikue mit blanker Klinge auf die sterblichen Überreste ihrer Tochter starrte. Ihre Aura war grau, unentschlossen, beinahe wie ausgelöscht ... und nicht mehr so drückend schwer wie zuvor.

Zutiefst erschrocken, aber auch auf eine ungesunde Weise fasziniert hatte Tamaki alles mitangesehen. Jetzt, da es vorüber war, wagte er es noch immer nicht, sich zu regen. Lediglich ein kaum merkliches ZIttern verriet seine innere Anspannung. Der Suzuya schien vergessen zu haben, dass er nicht allein hier war und zuckte heftig zusammen, als Kenta ihm auf die Schulter klopfte. Abrupt erlosch das Taragan. Die anderen hatten doch nichts gesehen, oder? Als Tamaki dem Kinzoku den Blick zuwandte und zögerlich auf seinen Vorschlag nickte, gab es keine Anzeichen dafür, dass er aufgeflogen wäre. Doch er hatte auch nicht vergessen, dass Kenta ein verdammt guter Schauspieler sein konnte ... und Tamaki glaubte nicht recht daran, dass er so viel Glück haben konnte, seine leuchtenden Augen gleich zwei Mal in Anwesenheit seiner Teammitglieder einzusetzen, ohne dass sie etwas bemerkten. Dennoch ... die Hoffnung blieb.

Mit klammen Beinen und fast so ungelenk wie eine der Puppen stakste Tamaki hinter dem Kinzoku her. Alles schien ruhig, ja beinahe totenstill, wären nicht Ikues schwere Atemzüge zu hören gewesen. Selbst die Gestalten, die in den Ästen des Baumes hingen, hatten aufgehört zu zappeln. Dennoch erkannte Tamaki beim Näherkommen, dass sie tatsächlich atmeten. Ob ihnen noch zu helfen war? Oder würden heute noch weitere Leben enden müssen? Als sie Ikue erreicht hatten, rückten diese Fragen weit in den Hintergrund. „I-Ikue-san?“, fragte er so vorsichtig, dass es kaum zu hören war. Die alte Frau hatte das Messer fallenlassen und stand einfach nur da und blickte auf die verstreuten Puppenteile. Sie atmete so schwer als hätte sie gerade einen Dauerlauf hinter sich gebracht. Tränen erkannte der Suzuya nicht. Langsam hob sie den Blick, der seltsam abgeklärt wirkte. Friedlich beinahe. Doch diese Frau hatte gerade die Existenz ihrer Tochter beendet und Tamaki konnte sich nicht vorstellen, dass es ihr damit gut ging. Der schwere Stein in seinem Magen wollte auf einmal heraus und alles, was er an Selbstbeherrschung noch aufgebracht hatte, fiel auseinander wie das Puppenmädchen kurz zuvor. Tamaki schniefte und presste die Lippen aufeinander, um nicht hemmungslos loszuflennen. Die Gestalten am Baum waren ihm gerade ebenso fern wie jeglicher Anspruch an Professionalität. Er lief zu Ikue und schloss seine dünnen Arme fest um sie. „Estutmirleid...!“, heulte er leise in die Falten ihres Mantels.
 

Kinzoku Kenta

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Kenta hatte ursprünglich vorgehabt, Tamaki einmal machen zu lassen, was Ikue anbetraf - vielleicht waren die vier Leute im Baum ja noch zu retten? So oder so war er sehr interessiert daran sich diese Transformation einmal aus der Nähe anzuschauen ... aber als er sah dass sein kleiner Teamkollege nun endlich doch die bisher unerschütterliche Countenance verlor, überlegte er sich das anders. Er bedeutete Joudan, sich mal ums Losmachen der Opfer zu kümmern (wurde eh Zeit dass der Junge was hilfreiches machte ...) und blieb selbst erstmal bei Tamaki und Ikue. "Hey ..." ließ er sich unerwartet weich vernehmen, und tätschelte Tamaki durch die braunen Haare. "Es ist gut. Es ist gut .. und es ist bald vorbei. Wir kümmern uns nur noch um die Leute hier, dann können wir nach Hause, hmm?" Kenta ließ seine Hand noch einein Moment locker auf Tamakis Schulter, während er Ikue ansah. "Und ihr? Schon Gedanken was ihr nun machen wollt?"
Ikue seufzte. "Das ist noch sehr früh ... vielleicht wird es Zeit für mich zu gehen." Sie schüttelte den Kopf. "Aber ich weiß es noch nicht. Vielleicht sollte ich mit Hama reden ..." Ein trockenes Husten - es war lange her dass sie so viel am Stück gesprochen hatte, aber Kenta nickte. So wichtig war es für ihn ja nun auch nicht, aber vielleicht für Tamaki. "Ich lass euch noch mal ein wenig allein, ja? Wir sehen mal ob wir da noch helfen können."

Konnten sie. Es stellte sich heraus dass die vier jungen Leute - zwei von ihnen Kinder - noch nicht wirklich zu Puppen geworden waren, sondern man die mechanischen Teile relativ einfach wieder abbauen konnte. Darunter kamen blasse, aber durchaus lebendige Arme und Beine zum Vorschein, und nach einer Weile waren die vier sogar wieder halbwegs wach und kontnen sich allmählich aufrichten, während Kenta sicherheitshalber die noch verbleibenden Puppen unschädlich machte - auch wenn der rätselhafte Spuk, der ihnen Leben eingehaucht hatte, offensichtlich verzogen war.
Der Weg zurück ins Dorf war beschwerlich und manches Mal mussten die Befreiten gestützt werden, aber sie wurden nicht weiter aufgehalten - und der Gastwirt staunte nicht schlecht, als die gefährlichen Shinobi mit Yumi, Botan und Akiko zumindest drei von vier vermissten erst einmal bei ihm abluden (und Kenta ihn gleich mal wegscheuchte um den Familien Bescheid zu geben). Für Genji war wohl jede Hilfe zu spät gekommen, und der bisher unbekannte junge Mann den sie gerade noch vom Baum gepflückt hatten, stellte sich mit rot anlaufenden Ohren als Akikos "Freund" aus dem Nachbarort vor - er hatte am Folgetag ihres Verschwindens nochmal versuchen wollen sie zu treffen, und war dabei den Puppen in die Hände gefallen. Nach und nach trudelte gefühlt das ganze Dorf in dem kleinen Gasthof ein, um die Überlebenden mit eigenen Augen zu sehen, und für so eine kleine Gruppe machten sie ganz schön viel Lärm. Aus dem tränenreichen (oder, im Falle von Akikos viel zu jungem und unsoliden Freund aus dem völlig falschen Dorf, zumindest nicht offen feindseligen) Wilkommen an die Überlebenden hielt Kenta sich eher raus - solche Szenen fand er immer langweilig - aber er grinste Hama zu, als er die mit ziemlich selbstzufriedener Miene zuschauen sah. Wohlinvestiertes Geld, hm?

Da er den Hinweg noch lebhaft in Erinnerung hatte, erlaubte Kenta sich und seinem Team noch eine weitere Übernachtung, um vor der Rückreise Kraft zu schöpfen, aber dann ging es beim ersten Morgenlicht auch los - hier wollte er nicht mehr Zeit verbringen als wirklich notwendig war. Auf dem Rückweg wurde deutlich, dass sich in Somamura nicht allzu viel verändert hatte durch ihr Wirken - der Ort wirkte von außen so leer und abgehängt wie vorher auch schon, und da würden drei Seelen mehr nicht viel daran ändern. Aber für Kenta lag auch ein Hauch hoffnungsvoller Veränderung in der Luft ... die nicht hier lag, zugegeben. Ikue würde vermutlich in die Stadt oder ganz woanders hin verschwinden - man blieb nicht am Ort wo man seine Tochter hatte erstechen müssen, oder? - und über die nächsten Jahre würde das Dorf entweder in der Nachbargemeinde aufgehen oder von der Karte verschwinden. Was das für die Menschen hieß? Das kam drauf an was sie draus machten, fand Kenta. Auch wenn er nicht wirklich schlau draus wurde, was diese Puppen beseelt haben mochte ...

Ende
 
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