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Holzfällerdorf Somamura

Kinzoku Kenta

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Gääähn. Es gibt wirklich viele langweilige Käffer zwischen Sora und Shiro, aber diese kleine Ansiedlung von vielleicht noch fünfhundert Seelen im Reich der Wasserfälle ist ein trauriges Beispiel dieser Gattung. Somamura liegt mitten in einem tiefen Wald, an der die Kreuzung des schmalen Waldwegs mit einem mittelgroßen Fluss in alter Zeit einen guten Ort für ein Holzfällerlager vermuten ließ - und dieses Lager hat sich über die Jahre, als die Holzfäller mehr und mehr vom umliegenden Wald abholzten und Platz für Wohnhäuser schufen, zu einer kleinen Ansiedlung entwickelt. Immer noch liegt die Gemeinde weit ab von dem, was man gemeinhin als "Zivilisation" bezeichnen würde, hatte sich über die letzten Jahrzehnte aber relativ positiv entwickelt - es gab verhältnismäßig viel Verkehr von Durchreisenden, die bei den ortsansässigen Handwerkern auch einiges Geld ließen, aber nach und nach sind die jungen Menschen in größere Städte abgewandert, wo große Sägewerke und Manufakturen weit effizienter arbeiten können. So sind inzwischen viele der hölzernen Häuser im Ort verlassen und verrotten langsam vor sich hin, weil sich auch niemand die Mühe macht sie ordentlich abzureißen.

Für Außenstehende ist der Ort heutzutage recht uninteressant - es gibt noch einen kleinen Gemischtwarenladen, in dem man sich mit neuen Vorräten eindecken kann, und eine einfache aber saubere Herberge, die ansonsten vor allem von Handelskarawanen genutzt wird - ansonsten hat Somamura erschreckend wenig von touristischem Interesse zu bieten. Die einzig verbliebene örtliche Tischlerei produziert fast nur für den lokalen Bedarf, und ein Geschäft für Holzschnitzereien und Puppen, das vor einem Jahrzehnt noch florierend lief, ist lange zugesperrt und dient nur noch als Wohnhaus der vorigen Inhaber.


Mission: Der Glanz träumender Puppenaugen

"Ding-Dong! Nächster Halt: Somamura. Vom Fortschritt überholtes Holzfällerkaff mitten im Wald. Lokale Besonderheiten: Blockhütten, Hinterwäldler, und rätselhafterweise verschwindende Kinder." Kenta grinste seinen Begleitern zu, als sie das kleine Örtchen erreichten. Inzwischen hatte er einen gewissen Gefallen an ihrer kleinen Runde gefunden. Tamaki war ihm irgendwie sympathisch. Joudan hingegen ... Joudan war einfach witzig zu beobachten. Nachdem offensichtlich geworden war dass der Junge so gar nicht gut damit umgehen konnte, keinen ständigen Zugang zu fließendem Wasser zu haben, war sein Unterhaltungswert nochmal deutlich gestiegen. "Also ... " Stellte der Kinzoku fest, nachdem sie sich auf dem wahnsinnig leer wirkenden Dorfplatz umgeschaut hatten - die zwei Leute die zu sehen gewesen waren waren eilig weiter gestiefelt - und zuckte mit den Schultern. "Gehen wir mal in das Gasthaus und fragen ob uns jemand was über die verschwundenen Kinder erzählt." Vielleicht würde Joudan sich ja über die mangelhafte Einrichtung ärgern. Und vielleicht waren die Leute dort gesprächiger - oder wollten zumindest nicht einfach wegrennen.
 

Kushou Joudan

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"Dorf. Zivilisation. Gasthaus. Dusche!" Oder Joudans-wegen auch einfach nur ein großer Waschtrog. Das waren die ersten Gedanken, die dem Blondschopf durch den Kopf schoßen als die kleine Reisegruppe endlich ihr Ziel erreicht hatte. Somamura war eigentlich fast ein wenig zu klein um sich "Dorf" zu schimpfen. "Siedlung" wäre angemessener Gewesen, doch mit den letzten grausamen, unhygienischen Tagen auf dem Buckel war das Joudan mehr als egal. Die Erleichterung stand ihm förmlich ins Gesicht gechrieben als der Blondschopf erkannte, dass es sogar tatsächlich eine Herberge und einen Händler gab. Vielleicht würde sich jetzt ja alles zum Guten wenden. Von neuem Optimismus gepackt kontrollierte der junge Herr den Sitz seiner Ledertasche, seines Hemdkragens und der West und brachte seinen Torso in eine aufrechte, selbstsichere Pose.
Dass die örtliche Dorfbewohnern den drei Genin erstmal aus dem Weg zu gehen schienen wunderte Joudan nicht. Ein Hinterwäldlerdorf - oder "Holzfällerkaff", wie Kenta es so schön genannt hatte - sah sicher nicht all zu oft Besuch. Und die verschwindende-Kinder-Sache trug sicher nicht zur Weltoffenheit der Somamura-ler bei.

Kenta schlug vor, das Gasthaus aufzusuchen um dort nach den Kindern zu fragen. Schlaue Idee, denn wenn man irgendwo auf den Kontakt mit Fremdlingen eingestellt war, dann ja wohl im Gasthaus. Zusätzlich könnte Joudan dort dann gleich auch ein Zimmer für die Nacht mieten, wenn es schon ein Gasthaus gab dann wollte der Blondschopf dies natürlich auch nutzen. Sein Blick fiel zuvor aber noch auf den Protektor mit dem Wappen Amegakures, den der Genin am Schuterriemen seiner Umhängetasche trug. Noch von den Strapazen der Reise geschlaucht und entsprechend un-formell fragte Joudan leise: "
Sollen wir da als Shinobi auftreten oder gehen wir erstmal "undercover" vor?" Vielleicht war das eine blöde Frage, wusste Joudan nicht. Das war seine erste richtige Mission, also war Fragen stellen ja wohl erlaubt. Und auf eine richtige Vorgehensweise hatten die Dreie sich bisher noch nicht geeinigt.
Allgemein hatten die drei Genin bisher noch recht wenig geredet. Das lag nicht zu letzt an Joudans Laune. Der Händlersspross war diese Art von Reisen nicht gewohnt, sie verlangte ihm einiges ab und entsprechend mieß war seine Laune die letzten Tage über gewesen. Doch mit dem Ziel der Reise nun in greifbarer Nähe klärte sich die Laune des jungen Herrens auch wieder auf. Bald, bald würde er wieder ganz zu seinem üblichen selbst zurückgefunden haben. Nur an die Heimreise durfte er nicht weiter denken. Davor würde ihm jetzt schon grauen.
 

Yagami Tamaki

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Sehr zu Tamakis Beruhigung war es während des weiteren Weges nicht notwendig gewesen ihn zu tragen, obwohl er auf den letzten Kilometern mehrere Male mit dem Gedanken gespielt hatte, um Hilfe – oder wenigstens eine Pause – zu bitten. Er war eben doch der Kleinste und Schwächste des Teams und auch wenn er eine Menge guten Willens mitgebracht hatte, hatte sich dies bald bemerkbar gemacht. Aber nachdem er mitbekommen hatte, wie sehr Joudan mit der Reise zu kämpfen hatte (wenn auch auf anderer Ebene) und Kenta wohl auch eher von notorisch guter Laune vorangetrieben wurde als von überschießender Körperkraft, wollte der Suzuya den beiden nicht noch eine zusätzliche Last sein. Und Tatsache: er hielt durch. Gerade so, aber er schaffte es und erreichte Somamura auf eigenen Füßen.

Tamaki ließ einen leisen Stoßseufzer vernehmen und sah sich in dem waldumstandenen Dörfchen um. Auf den ersten Blick war es einfach nur klein, heruntergekommen und weitgehend menschenleer. Und während ihm die ersten beiden Umstände weitgehend egal waren, fand er den letzteren sogar begrüßenswert. Solange sich die Dorfgemeinschaft also nicht zu einem wütenden Mob zusammenraufte, der ihnen ans Leder wollte, dürfte er zumindest vor unerwünschten Menschenmengen einigermaßen sicher sein. Und doch lag hier, im verschlafenen, kleinen Somamura, einiges im Argen und irgendetwas an der ganzen Konstellation kam Tamaki jetzt schon seltsam vor. In diesem winzigen Nest, das ohnehin schon aussah als würde es in den nächsten Jahren aussterben, verschwanden also immer wieder einige der Bewohner. An die Geschichte mit der Puppenkönigin wollte der Suzuya nicht mehr so recht glauben, obwohl es bisher ihre heißeste Spur war. Für die seltsamsten Verbrechen existierten mitunter schlichte, naheliegende (und abscheuliche) Ursachen. Falls es sich hier überhaupt um Verbrechen handelte und die Verschwundenen nicht gute Gründe gehabt hatten zu verschwinden… Tamaki seufzte abermals. So interessant es war, darüber nachzudenken und die Möglichkeiten umzuwälzen – ohne konkrete Informationen führte es doch nur auf den trügerischen Boden der Spekulation.

Dass Kenta zuerst das Gasthaus ansteuern wollte, war also eine sehr willkommene Aussicht, und zwar in gleich mehrerlei Hinsicht. Dort gab es Stühle (hoffentlich…) und Befragungen ließen sich ja auch wunderbar im Sitzen durchführen. Joudans Zwischenfrage bestärkte Tamaki mit einem kleinen Nicken und schob abwesend den Kragen seiner Jacke so zurecht, dass er den um den Hals getragenen Stirnprotektor verbarg. Ob es nun nötig wurde oder nicht.
 

Kinzoku Kenta

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"Mmh ... Verwirrspiele anfangen, so kurz vor der Informationsquelle? Schlechte Idee, da verwirrt man sich nur gegenseitig. Nichts gegen euch beide, aber ich möchte auf unserer ersten Mission noch keine Legende von eurer Improvisationsgabe abhängig machen." Kenta zwinkerte Joudan zu. War er wirklich so bemüht sich hervorzutun dass er beim Mitdenken gar nicht mitdachte? "Und abgesehen davon - irgendjemand hier hat uns gebucht und bezahlt und damit einen guten Grund uns auch irgendetwas zu erzählen. Bestimmt nicht die reine Wahrheit, aber etwas mit dem wir anfangen können. Ich glaube nicht dass uns hier von den Bewohnern Gefahr droht, also kein Grund uns zu verstecken. Und als Fremde gleich welcher Art würden wir doch eher weniger Auskunft bekommen. Wir machen den direkten Ansatz - wir gehen rein, erholen uns von der Reise und fragen dann was los ist." Und damit schubste er die Tür auf. Keine Zeit verlieren! Kenta spürte die dörfliche Langeweile schon um der Ecke lauern, und wollte hier nicht mehr Zeit als nötig verbringen.

Das Innere der Gaststätte war schlicht, eher rustikal geprägt und insgesamt ziemlich blockig - offenbar hatte der Handwerker noch einen größeren Restposten Kanten gehabt. Es war insgesamt ganz schön tote Hose: Man zählte vielleicht zwei Gäste die auch eher nach Einheimischen aussehen als nach durchreisenden Kaufleuten, und der Wirt hinter der Theke war gerade damit beschäftigt, Becher zu putzen ... Kenta grüßte die Runde mit einem fröhlichen "Konbanwa!" - die daraufhin noch mehr erstarrte als ohnehin schon - und steuerte zielsicher die Theke an. Der Mann dahinter warf einen kurzen Blick auf die Gesamtsituation und schien kurz die Aussichten einer Flucht via gewagtem Sprung über die eigene Theke durchzurechnen, ehe er angesichts der Ergebnisse resignierte und sich ihnen zuwandte.

"... guten Tag, Reisende. Kann ich euch helfen?"
Fragte er nach einer zu langen Pause, und Kenta nickte unbeirrt. "Das hoffe ich! Kenta, Joudan und Tamaki aus Soragakure." Stellte er sie rasch und mit Fingerzeig vor "Wir haben einen Auftrag von hier erhalten und wollten uns über die örtliche Situation informieren ... und von der langen Anreise erholen." Ehe die beiden ihm noch vom Fleisch fielen ... und ja, Kenta selbst könnte auch was zu essen vertragen, er war nur amüsiert dass er sich von allen noch am besten zu halten schien. "... sucht euch nen Tisch. Ich hol Eintopf." Murmelte der Wirt, und nutzte die Gelegenheit, irgendwo hinten zu verschwinden. Als sie sich umwandten um diese Aufforderung umzusetzen registrierten sie, wie die Gäste sich davonstahlen. Kenta lachte leise. "Das sieht doch vielversprechend aus. Machts euch bequem, mh? Platz haben wir ja!"

Sie bekamen dann ein paar Minuten später ihren Eintopf, der recht herzhaft ausfiel, und als Getränk gab es eine Kanne Tee für alle - sowas wie eine Speisekarte gab es hier offenbar nicht. Würde sich vielleicht auch nicht lohnen. Der Gastwirt versuchte gleich darauf, sich zu entfernen - und wurde erst durch ein lautstarkes Räuspern von Kenta erinnert dass sie eigentlich auch Informationen bestellt hatten. Er seufzte. "Es war nicht meine Idee euch anzuheuern ..."
"Dann fangen wir doch vielleicht gleich mit dieser Frage an. Von wem kommt überhaupt der Auftrag?" Hakte Kenta sich ein, während der Mann sich noch einen Stuhl an den Tisch zog.
"Das wäre Hama ... sie und ein paar andere im Ort haben zusammengelegt ... andere fanden das keine gute Idee." Aus der Art wie er es erklärte wurde deutlich, dass der Wirt selbst offenbar auch nicht so viel davon hielt dass sie nun hier waren. Kenta rollte mit den Augen. "Und weshalb nicht?"
"Nun ... Ihr seid Ninja. Ihr löst Probleme doch meist mit Gewalt." Erklärte der Mann vorsichtig. "Und sie- dieses Problem ... das ist wie ein Fluch. Man muss es aushalten. Wenn man kämpft, macht es schlimmer für die, die übrig bleiben ..." Er schluckte. "Hama war immer eine eigensinnige ..."

Anstatt weiter zu bohren entschied Kenta sich für einen Löffel Eintopf - er verspürte nämlich jetzt schon den Drang dem Burschen eine Ohrfeige zu geben und es nochmal etwa dreißig Dezibel lauter zu versuchen, so wie er um den für sie interessanten Teil seiner Informationen herumeierte und stattdessen irgendwelche vagen Lebensweisheiten verbreitete. Offensichtlich wäre es also besser wenn er eine kleine Pause von diesem Gespräch einlegte ... sollten ruhig die anderen weiter fragen.
 

Kushou Joudan

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Nun, ehrlich gesagt, jetzt wo Kenta das so erklärte kam Joudan sich fast ein wenig dämlich dabei vor. Gut, es war seine erste richtige Mission und die "Teaminterne Absprache" war bisher etwas karger ausgefallen (irgendwie wurde Joudan bisher mit seinen zwei Kameraden nicht wirklich warm), deshalb machte der Blondschopf sich keinen all zu großen Kopf deshalb. Er nickte Kenta zu und gab ihm damit zu erkennen, dass er sich nach dem Rothaarigen richten würde. Der junge Kushou wusste um seine Unerfahrenheit und bildete sich nicht ein, von Anfang an alles perfekt zu beherrschen. "Gute Entscheidung, dann den direkten Ansatz.", bestätigte er noch einmal und machte sich dann daran, Kenta und Tamaki ins Gasthaus zu folgen.

Das Innere des Gasthauses ließ, verglichen mit Joudans Unterkünften der letzten Tage, wenig zu wünschen übrig. Bei dem Gedanken, hier eine Weile sitzen und - heute Nacht - sogar in einem richtigen Bett schlafen zu können, ließ sein verwöhntes Herz höher schlagen. Das Reden überließ der Blondschopf vorerst Kenta, der auch sogleich beim Wirt mit der Vorstellungsrunde began. Als Joudans Name genannt wurde hob der Blondschopf freundlich die Hand zum Gruße und lächelte den Wirt ganz besonders an. Doch irgendwie schienen weder der Gastwirt noch die anderen Besucher sonderlich erpicht darauf zu sein, sich mit den drei Shinobi zu unterhalten. Als der Gastwirt den Eintopf holen ging konnte Joudan sogar erkennen, wie einige der - wahrscheinlichen - Dorfbewohner sich klammheimlich aus dem Staub machen wollten. "Vielleicht sind sie ja Reisende nicht zu sehr gewohnt...", rätselte der Blondschopf, nachdem er sich mit Kenta und Tamaki zu Tische gesetzt hat. Dann geschah etwas Merkwürdiges.
Kaum einen Augenblick nachdem Joudan die Tasche von den Schultern gestriffen und sich auf eine aus einem Baumstamm zusammengezimmerte Sitzbank niedergelassen hatte, fühlte er er ein Gefühl in sich aufkommen, als hätte man ihm den Teppich unter dem Boden weggezogen. Ungeschickt stellte er die beiden Ellenbogen auf dem Tisch ab und ließ sein Kinn auf den beiden Handballen ruhen. So konnte der Händlersspross wenigstens dem ungeschulten Auge gegenüber verstecken, dass er sich gerade kaum aufrecht sitzend halten konnte. War er vergiftet worden? Opfer eines Genjutsus? Viel simpler. Der Hänfling war tagelanges Marschieren einfach nicht gewohnt. Und wo ihn auf dem Weg hier her noch Motivation, Neugier und - vor allem - der Wille, endlich am Ziel anzukommen, vorangetrieben hatten, machte sein Körper nun endgültig schlapp. Joudan war sich sicher, dass Tamaki und Kenta bemerkt hatten, was in dem Blondschopf vorging, nickte ihnen aber knapp zu und versuchte, in einem etwas lockeren, spielerischen Tonfall zu sagen:
"Heute Abend freue ich mich auf ein Bett.." Wenn das die geringste Sorge das Kushous war, dann würden auch die anderen beiden hoffentlich nicht weiter nach seinem Zustand nachfragen.
Als der Wirt dann den Eintopf brachte ließ Joudan seine Portion vorerst stehen. Nicht, dass ihm vor dem Essen graute (oder vor den fragwürdig-hygienischen Umständen, die in der Küche wohl herrschten), der Blondschopf wollte vorerst noch seinen Kopf auf den Händen gestützt lassen. Zu sehr fürchtete er, einfach zur Seite hin umzukippen. Außerdem konnte er sich dann so besser auf die Worte Kentas und des Wirtes konzentrieren.


Der Rothaarige nahm den Wirt ganz schön in die Mangel. Gute Gesprächsführung, das fiel Joudan auf. Aber nachdem der Wirt eine kleine Pause einlegte - scheinbar war er an eine Stelle gekommen über die er ungern redete - und Kenta sich seinem Eintopf widmete, ergriff Joudan das Wort. Er richtete sich erfolgreich auf, Kopf und Rumpf behielten auch von alleine ihre Position bei, und wandte sich dann an den Wirt. "Keine Angst, guter Mann. Eure Situation weiter noch zu verschlechtern ist das Letzte, was uns begehrt. Die Ursache des Fluches auszumachen und euch aus derer schlecklich Klauen zu befreien, das ist unsere Intention." Joudan war sich ziemlich sicher, dass er den Wirt damit ein wenig beruhigt hatte. Zumindest hatte sich dessen Gesichtsausdruck ein wenig geändert. Nach einer kurzen Pause, in der der Wirt fragend von Joudan zu Kenta zu Tamaki blickte, setzte der Blondschopf wortgewandt nach. "Diese Hama von der Ihr redet... Ihr verwendet das Präteritum, nehme ich an, nicht unbegründet?" Der Wirt wendete sich an Kenta. "Redet der immer so?" Das machte Joudan deutlich, dass er sich wohl im Ton vergriffen hatte. "Ihr sagtet, sie 'war' eine eigensinnige... Also 'ist' sie es nicht mehr? Was ist mit Hama geschehen?", wollte Joudan wissen und beließ es damit dann gut sein - auch wenn er sich die Antwort schon denken konnte. Ob wohl Tamaki noch eine Frage an den Wirt hatte? Während der Blondschopf auf weitere Fragen und Antworten wartete, wagte er sich auch an seinen Eintopf heran und probierte einen Löffel. Gut, es war nicht der beste Eintopf, aber immerhin hatte der Koch nicht mit dem Salz gespart. Nette Geste, sicherlich.
 

Yagami Tamaki

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Tamaki versank ein kleines Stück im Kragen seiner Jacke, als Kenta den Vorschlag mit einigen leider guten Argumenten abtat. Aber es bedeutete wohl nicht das Ende ihrer Freundschaft (sofern das, was sie hatten, überhaupt eine war) und nach dem langem Marsch war es bestimmt verschmerzbar, dass er geistig nicht auf voller Höhe war. Zumal es nicht nur ihm so ging… Dennoch hatte die Entscheidung des Kinzoku etwas (sehr!) Gutes: sie würden noch schneller ins Gasthaus kommen und mussten zudem keine Kraft darauf verwenden, sich nicht zu verplappern. Zumindest Tamaki hätte gerade nicht garantieren können, dass ihm nicht irgendetwas rausgerutscht wäre.

Während Kenta mit dem Wirt sprach, war der Suzuya froh, einfach nur dabeistehen und an der richtigen Stelle nicken zu müssen. Die eigenartige Atmosphäre in dem Gasthaus entging ihm dabei zwar nicht, aber auch das war etwas, das sie später aufdröseln konnten. Fürs Erste war er froh, als er sich endlich auf einem der rustikalen Möbelstücke niederlassen konnte. In Tamakis Fall war dies ein Stuhl, der so grob behauen war, dass man ihn bei einer Schlägerei gut als scharfe Hiebwaffe hätte führen können. Zumindest wenn man stärker war als der eher schmal gebaute SoraNin. „Mir wäre auch der Boden recht.“, erwiderte er mit einem verlegenen Lächeln auf Joudans Kommentar. Ja, ein Bett wäre wunderbar und Tamaki wäre lieber gleich als später zwischen die Laken gekrochen, aber für den Moment war er froh, dass er seine schmerzenden Beine ausruhen konnte. Er fragte sich sowieso, wie seine beiden Teamgefährten sich überhaupt noch auf den ihren hielten. Um nicht auch noch das letzte bisschen Kraft zu verlieren, zog der Suzuya seine Eintopfschüssel direkt zu sich und begann zu löffeln. Ohne aufzuschauen lauschte er dem Gespräch, das sich zwischen dem Wirt, Kenta und schließlich auch Joudan entspann.

Dass das Dorf sich über die Hilfe aus Soragakure uneins war, machte die ganze Sache natürlich etwas komplizierter – zumindest rechnete Tamaki nicht damit, dass man ihnen freimütig mit Informationen helfen würde, und wenn doch, blieb die Frage nach deren Wahrheitsgehalt. Andererseits konnte die abwehrende Haltung der Dörfler auch ein Hinweis sein. Vielleicht steckte wirklich einfach nur Angst dahinter, vielleicht aber auch mehr. Eine der ersten Sachen wäre also herauszufinden, wer auf ihrer Seite stand und wer nicht. Eine Verbündete jedenfalls schien diese Hama zu sein, über die der Wirt sich nicht unbedingt freundlich äußerte. Tamaki legte den Löffel beiseite, putzte sich mit einem frischen Taschentuch den Mund (Servietten gab es hier natürlich nicht) und schaute dann ebenfalls zum Wirt auf. „Wer ist Hama überhaupt?“, fügte er hinzu, nachdem Joudan seine Fragen gestellt hatte. „Und wo finden wir sie?“. Letzteres natürlich unter dem Vorbehalt, dass die Frau noch unter den Lebenden weilte. Noch bevor der Mann zu einer Antwort ansetzen konnte, angelte Tamaki sich den Teebecher und nippte vorsichtig an dem noch heißen Getränk. Aber wer konnte schon wissen, ob sie nicht gleich wieder aufstehen mussten!
 

Kinzoku Kenta

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"Meistens, ja." Gab Kenta zwischen zwei Löffeln Eintopf zurück, als er zu Joudans Wortschatz befragt wurde. "Gebt ihm ein bisschen Zeit, er's noch jung." Mh. War gar nicht so übel. Mit einem Ohr hatte er dem Gespräch weiter zugehört, und noch nicht wirklich etwas wesentliches zu ergänzen gefunden - offensichtlich sollten sie mit Hama reden, und da waren die Fragen, wer und wo die Dame war und weshalb so nur verhuscht von ihr die Rede war, ganz offensichtlich die richtigen.
"Hama ... ist die Inhaberin unseres Ladens." Erwiderte der Wirt nach einer Pause, in der er offensichtlich noch so einige andere Gedanken zu Hama gehabt hatte, sich aber nicht imstande gesehen hatte sie in eine präsentierbare Auskunft zu gießen. "Die ganze Geschichte ist natürlich schlecht für ihr Geschäft, also .. hat sie irgendwann mit ein paar wenigen anderen entschieden dass sie auch allein nach Hilfe schicken würde. Ich meine, natürlich ist es vor allem ihr Geld gewesen, ich kann es ihr nicht verbieten ..." Augenrollend nahm Kenta zur Kenntnis, dass man den Mann offenbar jeden zweiten Satz dran erinnern musste dass es hier nicht um sein persönliches Verhältnis zu Hama über die letzten zehn Jahre ging, und räusperte sich. "Vielen Dank für eure Hilfe. Wir werden uns mit Hama unterhalten und dann mal sehen wie wir weiter vorgehen ... allerdings werden wir bestimmt nicht unverrichteter Dinge abreisen, also brauche ich Unterkunft für drei Personen für mindestens diese Nacht, vielleicht auch mehr. Ich würde gern zu dritt ein Zimmer belegen, habt ihr da Möglichkeiten?"

Hatte er. Zwar wiederwillig, aber hatte er. Dabei ging es Kenta weniger um die Ersparnis die dadurch entstand dass sie zusammen das eine Vierbettzimmer belegten statt drei einzelne (inzwischen hatte er das Formular für Reisekosten ausfindig gemacht) als darum dass niemand nachts vom Team isoliert wurde - wer auch immer hier wirklich zu Gange war (an ein kinderfressendes Monster im herkömmlichen Sinn glaubte er keine Sekunde) war offensichtlich nicht zimperlich. Und zumindest Tamaki ging ohne weiteres als wunderbar entführbares Kind durch. Selbst wenn er gerade nicht halb weggedöst daherkam ... "Ich würde euch ja schlafen lassen, aber ich halte es für das beste wenn wir heute noch mit Hama sprechen." Erklärte er schmunzelnd vor allem in Tamakis Richtung, nachdem sie ihren Kram eingeräumt und sich einigermaßen eingerichtet hatten. "Kommt, der Laden wird nicht schwer zu finden sein. Ah, wir haben das nicht besprochen, aber ich hab nichts dagegen wenn ihr auch Fragen stellt. Schließlich sind wir ein Team und wollen dazulernen, nicht?" Kenta zwinkerte schelmisch.

Hamas Laden war für die Begriffe von Soragakure ein bescheidenes Einfamilienhaus mit einigen Regalen Gebrauchartikel im Erdgeschoss - somit war er neben dem Gasthaus vermutlich der absolute Mittelpunkt des dörflichen Lebens, dachte Kenta grinsend. Er ging als erster herein und zog amüsiert am Faden, der eine Glocke bediente, um das anzuzeigen, dann streckte er den Kopf um die Ecke und ... jep, das musste Hama sein. Bei Hama handelte es sich um eine etwas bitter wirkende, leicht in die Breite geratene Dame mittleren Alters, die ein fast unsichtbares Brillengestell auf der Nase und einen wie aus Beton gegossenen Dutt auf dem Kopf trug. Wenn man sie so anschaute hatte man das Gefühl, dass sie Wechselgeld mit einem einzigen Blick zählen konnte und absolut keine Süßigkeiten an Kinder verschenkte - nein, auch nicht zu Feiertagen. Sie nahm sich etwa zwei Sekunden Zeit die Gruppe mit leicht zusammengekniffenen Augen zu begutachten, dann schnaufte sie kurz. "Mh. Ihr müsst die Shinobi sein. Kommt mal ganz rein und macht die Tür zu, dann können wir mal Klartext reden. Ihr habt meine Nachricht aufmerksam gelesen, nehme ich an?"
 

Kushou Joudan

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So so, dann schien diese Hama wohl die richtige Ansprechpartnerin für Team Sora zu sein. Zum Glück war das Örtchen, in dem sie sich befanden, Örtchen nicht all zu groß, sodass keine größere Wegstrecke nötig sein würde, um zum Laden dieser Dame zu gelangen. Joudan hatte nicht wirklich großartige Lust auf noch mehr laufen. Noch immer nagte die körperliche Erschöpfung an seiner Laune, sodass er die kleine Spitze von Kenta vielleicht ein wenig kritischer wahrnahm, als er das wohl sonst getan hätte.
Das Gespräch mit dem Wirt näherte sich schnellen Schrittes seinem zweckmäßigen Ende. Er hatte wohl für's erste keine Informationen mehr, die die drei Genin ihm entlocken konnten. Also reservierte Kenta noch ein Zimmer für die Nacht und dann galt es auch schon bald, weiterzuziehen. Doch zuerst musste der restliche Eintopf in Joudans Schüssel dran glauben. Es schmeckte zwar nicht wirklich herausragend gut, doch der Blondschopf war froh darüber, etwas zu Essen zu haben, was er sich in den hungernden Rachen schieben konnte - natürlich manierlich und gesittet. Dann wurde ein großer Teil der Ausrüstung auf's Zimmer gebracht und nachdem Joudan nur noch sein übliches Inventar mit sich herumtrug und nicht mehr den ganzen Reise-Kram fühlte er sich gleich schon ein wenig befreiter.
"Alles klar." entgegnete der Blondschopf seinem Missionsleiter auf den Hinweis hin, sich ein wenig mehr in Unterhaltungen einzubringen. Das konnte er gerne haben, Joudan war hier um zu lernen und zu helfen.


Auf dem Weg zum Laden fiel Joudan erneut auf, wie
tot das Dorf Somamura war. Mit Getsurin, Sora- oder Amegakure wollte der Blondschopf das kleine Örtchen gar nicht vergleichen. Doch im Gegensatz zu anderen Ortschaften, die die Genin durchreist hatten, war hier wirklich niemand auf den Wegen unterwegs. Die Fensterläden waren in vielen Häsern geschlossen, so wirkte das Dorf fast wie vom Krieg gebeutelt. Der Anblick stimmte Joudan ein wenig traurig, doch er würde, zusammen mit Tamaki und Kenta, sein Bestes geben, um wieder ein wenig Leben in die Straßen Somamuras zu bringen.

Als die Dreie dann, Kenta voraus, den Laden des Dorfes betraten, ließ Joudan sein geschultes Auge über die Regalbretter schweifen. Werkzeuge, Decken, eine Abteilung mit Nahrungsmitteln, Stiefel aus grobem Leder, hier im Laden gab es so wirklich alles zu kaufen. Nur von jedem Artikel waren ein, maximal zwei Stück vorhanden und Auswahl hatte ein interessierter Käufer nicht wirklich.
"Ihr habt meine Nachricht aufmerksam gelesen, nehme ich an?" Das hatte Joudan in der Tat nicht. Er hatte einen Missionsbefehl vom Büro des Shukans bekommen und eine Notiz von Kenta, ein Brief der Auftraggeberin war nicht dabei gewesen. Den hatte wohl Kenta, als Missionsleiter, bekommen.
Der Blondschopf ließ seinen beiden Mitstreitern den Vortritt und schloß dann vorsichtig die Türe des Ladens hinter sich.
"In der Annahme liegt Ihr korrekt, wir sind die Shinobi aus Soragakure, nach denen Ihr sandet, Hana-san.", erläuterte Joudan knapp und deutete eine kurze Verbeugung an. Hana war ihm schon ein wenig lieber als der Wirt. Zwar hatte sie nicht gerade eine warme, einladende Ausstrahlung, doch immerhin drückte sie sich nicht um ein offenes Gespräch. Dieses mal übernahm Joudan die Aufgabe, das Team vorzustellen. "Kenta, Tamaki und Joudan, angenehm." Bei jedem genannten Namen wies er mit der offenen Handfläche in Richtung seines entsprechenden Teammitgliedes, nur bei seinem eigenen Namen nahm er die noch immer geöffnete Hand und legte sie vor die eigene Brust. Der Genin ließ der Kauffrau genügend Zeit, sich selbst vorzustellen, diese winkte aber nur ab. "Ja, ja, ist genug. Ihr wisst ja schon wer ich bin." Guter Einwand. Seine nächste Frage stellte Joudan mit ein wenig Bedacht. Er wollte der werten Dame nicht gerade auf die Nase binden, dass er ihren Brief noch nicht zu Gesicht bekommen hatte. Würde er sich aber nach etwas erkundigen, was denn im Briefe stand, würde die Tatsache auffallen. "Also gleich Klartext. Hana-san, lasst Euch gesagt sein, Ihr habt das Rechte getan, Soragakure in dieser Angelegenheit zu verständigen." So viel mal zur Diplomatie. Wenn man innerhalb des Dorfes gemischter Meinung über Hanas Handeln war dann war es für die Dame sicher nett zu hören, dass sie keine schlechte Entscheidung getroffen hatte. Wie also weiter? "Könnt Ihr uns etwas über die Verschwundenen erzählen? Gemeinsamkeiten?" Eine gute Frage, dachte sich Joudan und lugte nicht zu Kenta oer Tamaki hinüber um deren Reaktion zu betrachten. Der Blondschopf war sich sicher, dass in einer Auftragsbeschreibung keine Details über die Opfer des Verbrechens standen. Gäbe es darüber nämlich offensichtlich nennenswertes zu erzählen, dann hätte Kenta es seinen beiden Teammitgliedern sicherlich schon mitgeteilt.
 

Yagami Tamaki

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Also doch wieder aufstehen… Obwohl Tamaki insgeheim schon damit gerechnet hatte, gelang es ihm nicht ganz, seine Enttäuschung über den raschen Aufbruch zu verbergen. Und allein das sagte bereits einiges über den Zustand des jungen Genin aus. Hastig trank er den noch etwas zu heißen Tee aus und verbrannte sich prompt daran… na, viel schlimmer konnte es jetzt wohl nicht mehr werden. Etwas zerknautscht kam Tamaki auf die Beine, die sich natürlich ebenfalls direkt meldeten und gegen die neuerliche Beanspruchung nachdrücklich protestierten. Aber der Suzuya war über den Punkt hinaus, an dem er darauf noch hätte reagieren wollen und da er trotz allem noch Laufen konnte, nahm er es vorerst einfach zur Kenntnis. Ein wenig schwerfällig trottete er Joudan und Kenta hinterher, um das Reisegepäck aufs Zimmer zu bringen. Immerhin diese Last war damit schon einmal von seinen schmalen Schultern genommen und es fühlte sich nicht mehr ganz so sehr nach einem drohenden Zusammenbruch an. Auf die Anmerkung des Kinzoku, dass sie gern selbst Fragen stellen konnten, nickte Tamaki folgsam. Mit dem Wirt eben hatte es ja schon einigermaßen gut geklappt – dafür, dass der Mann nicht reden konnte oder wollte, konnte keiner von ihnen.

Auch als sie das zweite Mal hindurchliefen, wurde Somamura nicht freundlicher. Im Gegenteil. Während Tamaki mit seinen beiden Gefährten an den abweisend wirkenden Holzhütten vorbei ging, schien es ihm als hätte die Trostlosigkeit sogar noch einen draufgesetzt um sich in all ihrer tristen Pracht zu präsentieren. Er hegte leise Zweifel daran, ob sich am Zustand des Dorfes so viel ändern würde, selbst wenn sie ihre Mission erfolgreich abschlossen. Ungeachtet dessen mussten sie natürlich alles versuchen, um die verschwundenen Personen wiederzufinden und weitere Tragödien zu verhindern. Aber wo sich Angst und Misstrauen einmal eingegraben hatte, brauchte es für gewöhnlich lange, bis wieder ein annehmbarer Zustand erreicht war und der Stillstand Platz machte für neue Entwicklungen.

Der örtliche Krämerladen war bald erreicht und aller Müdigkeit zum Trotz regte sich Tamakis Neugier. Hier war es wirklich ganz anders als in den vielen Geschäften Soragakures und erst recht anders als in dem kleinen Kontor seines Vaters. Was wohl passierte, wenn jemand dringend neue Stiefel brauchte, aber ihm die paar, die hier angeboten wurden, nicht passten? Er selbst hätte unmöglich in diese Flusskähne von Schuhen gepasst. Nun… vielleicht mit beiden Füßen in einen. Die abschweifenden Gedanken des Suzuya fanden ein jähes Ende, als Hama in den Ladenraum trat. Tamaki blinzelte irritiert. Die Händlerin wirkte als hätte man seine Mutter und seine Oma gekreuzt. Eine verstörende Vorstellung, die der ohnehin schon gebeutelte Junge nicht weiter gedanklich verfolgen wollte. Soweit wie das eben möglich war, wenn das Endprodukt dieser unheiligen Kreuzung direkt vor einem stand.

Zum Glück übernahm erst einmal Joudan das Reden und so beschränkte Tamaki sich darauf, harmlos auszusehen und an den richtigen Stellen zu nicken und zu lächeln. Hama indes musterte das Team kritisch, bevor sie auf die Frage des Kushou antwortete. „Bisher sind drei uns‘rer Kinder verschwunden. Die kleine Yumi war die erste… Danach hat es Botan erwischt. Und als letzten Genji, den Rotzbengel. Naja, vorletzten…“. Trotzig reckte sie das Kinn vor als wollte sie dem unbekannten Übel zeigen, dass sie nicht klein beigeben würde. „Das waren die Kinder. Keins älter als vierzehn. Seit vorgestern ist aber auch noch Akiko, die Tochter uns‘res Schmieds, verschwunden. Die war auch noch jung, aber mit Sicherheit kein Kind mehr, wenn ihr wisst, was ich mein‘.“. Hamas Blick streifte Tamaki, der …nun, vielleicht nicht unbedingt Missbilligung, aber doch Zweifel darin zu erkennen meinte. Und das war noch nicht einmal unverständlich. Kinder und junge Menschen verschwanden und Soragakure schickte genau so etwas, um das Problem zu lösen. Doch die Händlerin war wohl einfach zu pragmatisch, um die Hilfe, die sie bekam, nicht auch in Anspruch zu nehmen. „Alle sind sie nach Einbruch der Dunkelheit verschwunden. Klar, dass jetzt kaum noch einer nach Sonnenuntergang raus geht. Und die paar Blagen, die hier noch leben, schon gar nicht.“. Während er dem Gespräch so aufmerksam folgte, wie es gerade möglich war, hatte Tamaki sich unauffällig nach einem Stuhl umgesehen. Leider ohne Erfolg, also musste er sich anders ablenken. „Hama-san, wir würden die Familien der Vermissten später gern selbst noch befragen. Ihr könnt uns sicher ihre Namen nennen und wo wir sie finden?“. Auch das konnte die resolute Frau, wies aber darauf hin, dass wohl nicht jeder gern mit ihnen sprechen würde. Keine Überraschung nach dem, was ihnen im Gasthaus bereits begegnet war. Tamaki bedankte sich artig und überlegte einen Moment. „An welchen Orten sind die Kinder denn jeweils verschwunden? Und lässt sich der Zeitpunkt des Verschwindens näher eingrenzen?“. ‚Nach Einbruch der Dunkelheit‘ umfasste schließlich die ganze Nacht bis zum Morgengrauen. „Wann hat das alles überhaupt angefangen?“. Der Suzuya hatte noch viele Fragen und seine beiden Teamkollegen sicher auch.
 

Kinzoku Kenta

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Hama runzelte die Stirn. "Das mit den Orten is' ne gute Frage. Die Sache ist, alle waren allein als sie verschwunden sind. Oder wurden. Was handfestes hab ich also nicht, dafür seid ihr schließlich hier." Ein tief forschender Blick wanderte von Ninja zu Ninja, und eine unansgesprochene, eher abschätzige Einwertung der drei, etwa in Richtung "zusammengewürfelte Rasselbande", schwang darin deutlich mit. "Soweit ich erfahren hab waren Yumi und Botan am Spielen. Womit Genji sich den Tag über beschäftigt, kann euch niemand sagen, am allerwenigsten sein Eltern! Ich weiß nur dass er am morgen noch Steinchen gegen mein Fenster geworfen hat, zum Mittag wurde er dann vermisst - sicher dass er auch dazugehört sind wir uns aber erst seit er die Nacht nicht heim kam. Hmf. Akiko war am Nachmittag mit ihrem "Freund" verabredet, ist aber nie angekommen."
Kenta nutzte die Pause, um seinerseits eine Frage einzuhaken. "Könnt ihr uns sagen, warum diese sicher auffälligen Vermisstenfälle mit einer ... Puppenkönigin in Zusammenhang gebracht werden? Einfach eine lokale Legende?"

Die Händlerin schnaubte. "Schön wär's! Glaubste ich hätte so einen versponnenen Kram, den die abergläubischen Spinner hier produziert ha'm, in meinen Brief geschrieben?" Nuun, wenn sie so fragte glaubte Kenta das nicht unbedingt - aber sie hatte noch ein bisschen mehr für ihn, und zog ein Regal auf ihrer Seite des Tresen auf. Darin - in einem übergroßen Einweckglas - befanden sich ... Knöpfe. Grüne, braune, und quietschgelbe Knöpfe. Ein paar Murmeln, ein paar andere Bauteile, die auf den ersten Blick nicht zuzuordnen waren. "Ich hab mir mit ein paar Freiwilligen das Dorf angeschaut, immer wenn jemand verschwunden war. Gefunden ham wir Schleifspuren, wie wenn jemand einen Körper von der Größe bewegt hätte ... und die hier. Keiner weiß wem sie gehörn. Darum hab ich die Puppenkönigin erwähnt. Weil hier an den Tatorten Puppenteile rumlagen!" Hama setzte triumphierend das Weckglas auf ihren Tresen.
Na gut ... das war ein etwas besseres Argument Pro Mörderpuppe als zunächst vermutet, aber Kenta war noch nicht fertig hier. "Ich würde das Glas gern mitnehmen. Ich bin zwar eher mit Elektrik vertraut, aber für die Nachforschungen könnten eure Beweismittel dort noch einmal wichtig sein." Begann er. "Ich nehme nicht an dass die vermutlichen Tatorte ungestört geblieben sind, aber ich möchte dennoch wissen wo das jeweils gewesen ist. Hat schon jemand den Wald abgesucht? Und ... gab es hier im Ort mal irgendjemanden, der sich mit Puppen beschäftigt hat? Wir haben das alte Geschäft gesehen, was ist mit dem Betreiber?"

"Das' ne traurige Geschichte, ist das." Beantwortete Hama zuerst die letzte Frage. "Unserm Puppenladen sind nach über hundert Jahrn einfach die Kunden ausgegangen. Ich verkauf' alles, aber wer außer Reisenden kauft schon Puppen? Die ham vor zehn Jahren dichtgemacht. Der Mann ist letzte Jahr gestorben .. die Frau lebt noch, aber sie spricht kaum. Ihr Sohn ist in die Stadt gezogen und arbeitet in ner Fabrik. Lebt von dem was der Sohn ihr aus der Stadt schickt ... kommt ab und an mal vorbei um das nötigste zu kaufen. Sie hatten auch noch ne Tochter .. aber was mit der is, weiß keiner. Hab sie seit dem Ladenschluss nicht gesehn. Das Gerede war, dass sie auch in der Stadt ist ... aber nich in ner Fabrik, wenn ihr versteht was ich mein. Schaut mal, ob ihr mehr aus der Frau rausbekommt ... auch wenn ich nicht glaub dass sie das gewesen sein kann, mit mir redet sie nicht. Und ... passt auf euch auf." Bei den letzten Worten galt Hamas kritischer Blick insbesondere Tamaki. Oh, und nein - tiefer als ein paar Meter abseits der Wege hatte sich nach den Taten keiner mehr getraut.

Sie bekamen im Anschluss noch die Stellen der "Tatorte" und die Namen der Familien - das Finden der Häuser sollte hier im Ort nicht so schwer werden - damit war das Gespräch erstmal vorbei, auch wenn Hama ihrem Wunsch nachkam und ihnen das Glas mit ihren Beweismitteln überließ.
"Okay ... ich geb's ungern zu, aber mein Interesse ist geweckt." Räumte Kenta ein, nachdem sie den Laden hinter sich gelassen hatten, und betrachtete neugierig die Beweismittel im Glas. "Dass wir unsere Verdächtigen erstmal im Umfeld des Puppenladens suchen sollten, ist vermutlich unstrittig? Auch wenn zu befürchten bleibt dass die Mutter auch mit uns nicht wirklich spricht ... vielleicht können wir uns trotzdem mal im ehemaligen Laden umsehen. Die drei Tatorte müssen wir ebenfalls nochmal selbst überprüfen, aber ich denke dafür haben wir nach dem alten Laden noch genug Licht. Den Wald würde ich hinten anstellen ... ich hab heute nicht mehr wirklich Lust auf Marschieren." Er grinste in die Runde. "Es sei denn ihr möchtet unbedingt damit anfangen?"
 
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Joudan lauschte den Ausführungen Hamas und bei einem Punkt kam er tatsächlich zum stocken. Niemand hatte den Wald abgesucht? Welche Eltern würden, wenn ihr Kind verschwunden war, nicht einmal den Mut aufbringen um nach ihnen zu suchen? Das war für Joudan unverzeihlich! Doch bevor er sich weiter darüber aufregen konte erklärte Hama, dass der Puppenladen wohl eine gute Anlaufstelle war, um weitere Nachforschungen anzustellen. Kenta nahm noch das Einmachglas voller Puppenteile mit - darauf wollte Joudan später auf jeden Fall noch einen Blick werfen - und dann verließen die drei Shinobi wieder den Laden ihrer Auftraggeberin.
Auf dem Weg vor dem Laden gab Kenta zum Besten, was er von der Mission bisher hielt und was seine Vermutungen waren. Er schlug vor, zuerst den alten Puppenladen und dessen ehemalige Besitzerin aufzusuchen. Es war der offensichtlichste Weg, doch Joudan konnte sich irgendwie noch keinen Reim darauf machen, wie diese Frau mit den Vorfällen zusammenhängen konnte. Mit das Wichtigste an jedem Verbrechen war das Motiv. Und was hatte eine schrullige, einsame Frau davon, Kinder zu entführen? "Vielleicht hält sie sie ja im Keller gefangen, jetzt wo ihre eigenen Kinder nicht mehr hier leben?", dachte sich der Blondschopf und versuchte alsbald, den Gedanken wieder aus dem Kopf zu bekommen. Das wäre zwar arg an den Haaren herbeigezogen, doch konnte der Genin sich durchaus vorstellen, dass Einsamkeit Leute zu solchen Taten bringen konnte.

"Der Wald wird uns nicht davonlaufen...", gab Joudan matt als Antwort auf Kentas Vorschlag, den heutigen Tag voll im Dorf zu verbringen. Der Gedankengang, sich heute noch durch Gestrüpp und Dickicht zu wühlen, missfiel dem Kushou ganz offensichtlich. Deshalb machte er sich mit seinen beiden Kollegen auf zum Puppenladen. Immerhin war dieser, dank der überschaubaren Größe des Dorfes, leicht zu finden.

Wenn das Dorf Somamura schon einen unheimlichen Eindruck machte, dann setzte der Puppenladen dem die Krone auf. Er war nahe am Waldrand gebaut und die hohen Nadelbäume hinter dem Gebäude rahmten es schaurig in einem Dunkelgrün ein. Das Haus war, wie die meisten anderen hier im Dorf, beinahe vollkommen aus Holz gefertigt. Es war schmal und hoch, wirkte ein wenig windschief und machte nicht nur wegen seiner Architektur einen nicht gerade vertrauenswürdigen Eindruck. Die Front des Erdgeschosses, wohl einmal mit Schaufenstern ausgestattet, war beinahe komplett mit Brettern vernagelt worden. As wäre er die sprichwörtliche Büchse der Pandora war der ehemalige Laden sorgfältig, wenn auch nicht wirklich professionell, barikadiert. An der Seite des Gebäudes reichte eine schmale, morsche Holztreppe zum oberen Stockwerk, in dem auch schwaches Licht zu brennen schien.
Joudan blickte zu seinen beiden Kameraden.
"Na das sieht ja einladend aus." Dann machte er sich auf, die Stufen zu erklimmen. Knirschendes und knarrendes Holz unter seinen Füßen begleitete den Blondschopf bis er auf einer kleinen Holzplattform, etwa 2,5m über dem Boden, vor der Haustüre zu stehen kam. Bedächtig klopfte er zwei, drei mal mit seinen Handknöcheln gegen die massive Holztüre. Ob die Besitzerin wohl zuhause war?
 

Yagami Tamaki

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Arigatou, Hama-san.“, verabschiedete Tamaki sich leise von der resoluten Händlerin und folgte seinen Teamkameraden nach draußen. Wirklich wohl war ihm hier ja von Anfang an schon nicht gewesen, aber so wie die ältere Frau ihn gerade angesehen hatte, fühlte er sich umso mehr wie ein Todgeweihter. Nun, so schlimm würde es wohl nicht werden, schließlich war er nicht allein hier und selbst auch nicht so hilflos wie eines der hiesigen Dorfkinder. Auf der Hut sein musste er natürlich dennoch. Sie alle. Denn dass hier mehr als seltsame Dinge vor sich gingen, lag spätestens auf der Hand als Hama das Weckglas mit den Puppenteilen präsentiert hatte. Wenigstens hatten sie mit der nicht ganz unverdächtigen Geschichte um den Puppenladen des Dorfes einen neuen Anhaltspunkt gewonnen. Die restlichen Antworten, die sie erhalten hatten, fügten sich zwar ins bisherige Bild, brachten sie aber momentan noch nicht weiter. Die Familien der verschwundenen Kinder und Jugendlichen sollten sie später zwar auf jeden Fall noch befragen, aber vorerst war die Frau im Puppenladen die heißeste Spur.

Kenta schien das ähnlich zu sehen und nachdem auch Joudan dem Plan des Kinzoku zustimmte, atmete Tamaki innerlich auf. „Und wir dem Wald auch nicht...“, seufzte er hörbar müde. „Machen wir das morgen.“ Ein paar „Hausbesuche“ würde er noch hinkriegen, aber größere Wanderungen durften gern bis zum nächsten Tag warten. Blieb zu hoffen, dass niemand gerade in Gefahr schwebte, dessen Überleben von dem Sora-Team abhing. Aber sich vollkommen ausgelaugt in einen Kampf zu stürzen, hätte letzten Endes auch niemandem geholfen. Also auf zum Puppenladen…

… der das Team mit der dorfüblichen morschen Verschlossenheit begrüßte. Nicht, dass Tamaki hier noch irgendetwas erwartet hätte, das auch nur einen Funken Optimismus geweckt hätte. „Wie kann man denn so leben…“, murmelte der Suzuya angesichts der vernagelten Fenster, klang dabei aber eher traurig als urteilend. Verhalten schaute er die wenig vertrauenerweckende Holztreppe an der Seite des Hauses hinauf. So kaputt wie sie war, hing die Bewohnerin des Hauses wohl nicht sehr an ihrem Leben… So vorsichtig es seine schweren, müden Beine zuließen, folgte Tamaki seinem älteren Teamkollegen hinauf zur Eingangstür – zumindest hier kam dem Suzuya sein Fliegengewicht einmal zugute. Dann wartete er. Auf Joudans Klopfen tat sich zunächst einmal nichts. Erst nach einigen Minuten, als die Genin schon kurz davor waren, wieder zu gehen, waren schwerfällige Schritte aus dem Inneren des Hauses zu hören. Ein grober Schlüssel drehte sich im Schloss, dann öffnete sich die Tür und tauchte die kleine Plattform in blassgelbes Licht. In der Türöffnung zeichnete sich die Gestalt einer großen, hageren Frau ab, die aus verhärmten Augen auf ihre unerwarteten (und unwillkommenen?) Gäste sah. Wie versteinert stand sie da und schwieg. Tamaki schluckte und schob sich ein wenig näher ins Licht. „Ähm… Ikue-san, richtig?“, fragte er behutsam. Zumindest war das der Name, den Hama ihnen noch genannt hatte. „Ich bin Tamaki und das hier sind Joudan und Kenta. Dürfen… wir kurz reinkommen?“. Bevor ihnen hier mitten im Gespräch noch das Holz unterm Hintern wegkrachte. Auf ihren Namen schien Ikue zunächst nicht weiter zu reagieren. Als sie allerdings den Blick auf Tamaki richtete, regte sich etwas in ihrem Gesicht: Trauer. „Wir würden gern über die verschwundenen Kinder sprechen.“, legte der Suzuya hastig nach und lächelte die gruselige Frau scheu an. Es fehlte nicht viel und er wäre weggerannt. Andererseits wurde die Angelegenheit just in diesem Moment auch wieder interessant. Denn nach einem weiteren langen, traurigen Blick trat Ikue zur Seite und bedeutete den Dreien mit einer schwachen Geste einzutreten.

Das Innere des Hauses entsprach dem, was den Genin draußen bereits begegnet war. Einige wenige alte, staubige Möbel standen an die Wände des düsteren Raumes gedrängt. Auf den schiefen, ausgetretenen Dielen quietschte leise ein Schaukelstuhl, auf dem Ikue wohl bis eben noch gesessen hatte. Eine alte Ölfunzel spendete den einzigen Lichtschein und ließ ein ausgeblichenes Blumenmuster an den Wänden erahnen. Einstmals musste es hier hübsch gewesen sein. Doch inzwischen lebte hier jemand, der sich und die Welt längst aufgegeben hatte. Tamaki warf Joudan und Kenta einen sorgenvollen Blick aus großen Augen zu und drängte sich ein wenig näher an seine beiden Teamkollegen.
 
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Kinzoku Kenta

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Tamaki hatte schon recht gehabt - dass Haus vermittelte schon lange vor dem Betreten den Eindruck, dass seiner Bewohnerin nicht der Sinn nach Konversation stand. Oder nach überhaupt ... irgendetwas. Hmm. Kenta wartete dennoch ab, auch als sich nach Joudans Anklopfen erstmal wenig tat - das hier war immerhin ihre beste Quelle, was den doch komischen Umstand der gefundenen Puppenteile anging ... das war wirklich ein Detail, das ihn neugierig machte. Gerade als der Kinzoku aber überlegte, erstmal umzukehren und sich morgen einfach mal einzuschleichen und nach der möglicherweise dort vorhandenen Werkstatt einer übergeschnappten Puppenbastlerin zu suchen ... hörte man Schritte.
Der Anblick der Frau gab dann sogar Kenta Anlass dazu, sich tatsächlich erstmal zurückzuhalten ... und irgendwie schien Joudan auch zu merken, dass das hier ein Fall für Tamaki war. Wenn die Frau ein Kind verloren hatte, schickte zumindest der Kinzoku gerne den knuffigsten unter ihnen vor.

Drinnen nahm Tamaki sich aber doch wieder etwas zurück, und Kenta klinkte sich wieder ein. "Wir sind Ninja aus Soragakure." Fügte er zunächst als Erklärung hinzu, und ließ den Blick kurz durch den trostlosen Innenraum schweifen. Puuh ... irgendwie hatte er das Gefühl dass er mit dieser Dame keinen Spaß haben würde. Gut dass die meisten nicht so mies drauf waren. "Habt ihr etwas von den Vorfällen mitbekommen?" Fragte er zunächst recht allgemein ... und bekam Schweigen zur Antwort. Kenta wartete für seine Verhältnisse wirklich lange, bevor er sich eingestand, dass sie einfach nichts sagen wollte. Na gut ... also konfrontativer. "An den Orten, wo die Kinder verschwunden sind, wurde offenbar das hier gefunden." Setzte er nach, und stellte das Glas auf den kleinen Tisch neben dem Schaukelstuhl - dann betrachtete er gespannt Ikue und ihre Reaktion. Das war definitiv ein Wiedererkennen, oder ...?

"'ab seit Jahren keine Knöpfe mehr angerührt." Die Worte kamen abrupt - und so wie die Stimme klang war sie ebenfalls ein paar Jahre nicht benutzt worden. Sie trat an den Tisch und nahm das Glas in eine dürre, feingliedrige Hand, um es gegen das Licht der einzigen Lampe zu betrachten. "Weiß nich wo die her sin ..." Aber ihre Augen wirkten weiterhin wie magnetisch angezogen von den einsamen Puppenteilen ... nein, Kenta glaubte ihre Worte nicht so ganz. "Es geht nicht um Wissen. Es würde schon helfen wenn ihr sagt woran sie euch denn erinnern." Setzte er nach ... aber Ikue schüttelte den Kopf. Kenta hatte nicht das Gefühl, dass sie auf Druck oder Anbiederei reagieren würde, also gab er den direkten Ansatz erstmal auf. Aber trotzdem - irgendein Geheimnis lag hier sehr dicht unter der Oberfläche ... vielleicht brachte einer der anderen zwei sie mit einem anderen Frageansatz und Auftreten noch weiter? Das war ja der Vorteil wenn man nicht alleine kam.
 

Kushou Joudan

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Die werte Dame Ikue erfüllte wirklich jedes Klischee, das dem Blondschopf über alte Hexen einfiel. Herntergekommene Hexenhütte, mager (aber so groß, dass es beinahe beängstigend war), und auch ihre Stimme und die Art, wie Ikue sprach, ließ Joudan einen Schauer den Rücken hinunterwandern. Doch war nicht nur Joudan aufgefallen, dass die Konfrontation mit Tamaki sowie der Anblick der Puppenteile gewisse emotionale Reaktionen bei Ikue hervorriefen. Kenta setzte die verbale Brechstange an, erntete allerdings nur Schweigen. Damit war es wohl an Joudan, einen etwas feinfühigeren Weg einzuschlagen - und der alten Dame ein wenig auf den Zahn zu fühlen. Wenn das nichts wurde konnte Tamaki ja noch ein wenig knuffig sein, vielleicht half das.

"Drei Optionen: Erstens, Ikue steckt hinter den Entführungen. Zweitens, sie weiß etwas darüber. Dirttens, sie hat wirklich keine Ahnung. Informationen sind keine vorhanden um die Optionen zu gewichten, entsprechend wird jede mit entsprechender Wahrscheinlichkeit behandelt. Mist, das macht es nicht leichter."
Joudan wollte es vermeiden, sollte Ikue tatsächlich nichts mit den Vorfällen zu tun haben, sie unnötig zu bedrängen. Sollte Option drei sich als wahr herausstellen, dann war die arme Ikue nur eine einsame, alte Frau und der Auftritt von den dreien Genin sollte keinen all zu schlechten Eindruck hinterlassen. "Mögliche Hebel: Ihre Kinder, Einsamkeit, Isolation, vielleicht die Arbeit an den Puppen? Damit kann man doch sicher arbeiten."

Mit einem kleinen Blick zu Kenta bedeutete Joudan, es ihn einmal versuchen zu lassen. Der Rothaarige hatte zum Glück ohnehin gerade nicht vor gehabt, zu reden, und auch Tamaki schien momentan eine eher abwartende Haltung eingenommen zu haben.
"Ikue-san...", fing Joudan in einem sanften, beinahe schon beschwichtigenden Ton an, hielt dennoch eine gewisse Lautstärke um auf sich aufmerksam zu machen. Die Greisin wandte ihren Blick nun kurz vom Glas ab, hielt es aber weiterhin fest. "Die verschwundenen Kinder sind vielleicht noch ganz in der Nähe. Sie haben Angst. Sie sind alleine. Sie wollen zu ihren Eltern, die sie sehr vermissen. Könnt Ihr das verstehen?" Joudan bildete sich ein, eine Regung in der Miene der Alten gesehen zu haben. Womöglich hatte er da etwas gefunden. "Ich mag mir das gar nicht vorstellen...", fuhr der Blondschopf also fort, mehr zu sich selbst als zu den anderen sprechend. "Das eigene Kind, einfach verschwunden. Es könnte wer-weiß-was passiert sein. Und wo im Haus sonst noch Leben und Freude war ist nun nur noch... Leere. Einsamkeit. Und Ungewissheit... Ihr könnt uns tatsächlich nichts erzählen?"

Als er ausgesprochen hatte merkte Joudan, dass er in seinem Bestreben, der armen Dame Ikue nicht zu nahe zu treten, nicht sonderlich erfolgreich gewesen war. "Vielleicht war das ein wenig über's Ziel hinausgeschossen." Dachte er sich und blickte die Greisin an. Noch immer hielt sie das Glas umschlungen. Vielleicht konnte Tamaki ja damit etwas anfangen.
 

Yagami Tamaki

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Das lief ja bisher gar nicht gut… Obwohl Tamaki sich halb hinter seinen Teamkollegen versteckte, beobachtete er Ikue mit wachen… und ja, ängstlichen Augen. Und was er sah, alarmierte ihn umso mehr. Hatte die zutiefst verhärmte Frau auf Kentas Worte kaum eine Reaktion gezeigt, gelang es Joudan auf eine Weise, die er wohl nicht beabsichtigt hatte. Mit Schrecken sah der Suzuya die feinen, kaum merklichen Zeichen aufwallenden Zorns, der von Ikue nur mühsam unter Kontrolle gehalten wurde. Die feinen Trauerfältchen um ihre Augen und auf ihrer Stirn wurden tiefer. Der Griff ihrer langen, spinnenhaften Finger um das Glas verhärtete sich. ‚Joudan… nein!‘, schoss es Tamaki durch den Kopf. Mit klopfendem Herzen trat er ein Stück hinter Kenta vor, nur soweit, dass er Ikue gut sehen konnte, und stellte sich so, dass das Licht der alten Öllampe in seine Augen fiel. Vielleicht war es hell genug, um deren eigenen Schimmer zu verbergen. Schwach glommen sie in türkisblauem Schein auf und offenbarten Tamaki das, was er bereits geahnt hatte: in Ikue war nichts als tiefe Trauer und Zorn… Zorn, der zu explodieren drohte. Mit zittrigen Fingern, halb verborgen in den Ärmeln seiner Jacke, formte der Suzuya zwei schnelle Fingerzeichen. Aura Ayatsuru - Anshin.

Sowie die Farben in Ikues Aura ihm signalisierten, dass sein Genjutsu gegriffen hatte, ließ Tamaki das Taragan verlöschen. Hoffentlich… hoffentlich hatten Kenta und Joudan es nicht gesehen. Seine Mutter würde ihn gründlicher auseinandernehmen als die alte Frau vor ihm es je gekonnt hätte. Gut, töten würde sie ihn wohl nicht, wobei er sich bei Ikue nicht ganz sicher war. Doch genau der musste er sich jetzt stellen – zum Glück mit zwei stärkeren Begleitern an seiner Seite. „Ikue-san… bitte.“, sprach Tamaki zaghaft und sah die ältere Frau halb ängstlich, halb bittend an. „Wir sind hier, um zu helfen. Auch Euch. Aber dazu müssen wir die Wahrheit erfahren.“. Noch immer schlug ihm das Herz bis zum Hals und er verschränkte die Arme einander, damit man nicht sah, wie sehr ihm die Hände zitterten. Dass Ikue die Augen – diese furchtbar leeren, leblosen Augen - nun wieder auf ihn richtete, trug nicht unbedingt zu seiner Beruhigung bei. Nach einem langen, traurigen Blick auf den kleinen Suzuya, öffnete die Frau den Mund. Langsam, so als müsse sie sich erst wieder daran erinnern wie man sprach. "... Ich kenne diese Art Knöpfe.“, begann sie, ihre Stimme fragil und geisterhaft wie ihre gesamte Erscheinung. „Es… sind genau dieselben die wir früher benutzt haben… als es den Laden noch gab. Aber ich habe die letzten vor Jahren verkauft und weiß nicht, von wem diese hier stammen. Mehr weiß ich nicht. Und jetzt - geht bitte.". Das ließ Tamaki sich nicht zweimal sagen. „A-arigatou, Ikue-san.“, brachte er schwach hervor und sah aus dem Augenwinkel gerade noch, wie Ikue sich abwandte und wieder zu ihrem Schaukelstuhl zurückging. Er selbst sah zu, dass er Land gewann, egal ob Joudan und Kenta vielleicht noch bleiben wollten. Draußen auf der Plattform holte der Suzuya tief und zittrig Luft. Sie war eiskalt, brachte jedoch nicht die erhoffte Klarheit. Tamakis Gedanken rasten, so dass sie geradezu übereinander stolperten. War es das wert gewesen? Was, wenn sie es gesehen hatten? Und brachte sie Ikues Aussage irgendwie weiter? Tamaki schlang die dünnen Arme um sich, um sich an irgendetwas festzuhalten. Er hatte doch gerade nichts Dummes getan… oder?!
 

Kinzoku Kenta

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Kenta lauschte interessiert, wie Joudan seinen Überredungsversuch aufzog, auch wenn er gar nicht überrascht war, dass gerade der Blondschopf sich nach ihm als nächster versuchte. Hmm ... bisschen sehr direkt. Er hatte schon seine Gründe gehabt es nicht selbst mit den Daumenschrauben zu versuchen, und Ikue schien da ähnlicher Meinung zu sein. Es war subtil, aber Kenta hatte jahrelange Erfahrung im Provozieren von Gewaltausbrüchen und hatte so das Gefühl, dass hier gleich Action wäre ... aber bevor er über die Frage nachdenken musste ob es eventuell nötig wäre Joudan vor einer verhärmten alten Frau zu beschützen tat sich etwas unerwartetes - Ikue kühlte ganz abrupt wieder runter. Huh? Dann hörte er Tamaki reden - hrm. Ob er in Kentas Rücken gerade ganz große Hundeaugen gemacht hatte? Jedenfalls riss er das Ruder nochmal rum - und Kenta streckte geistesgegenwärtig die Hand nach dem Knopfglas aus, bevor die ältere Dame sie aus dem Haus komplementierte und das Ding versehentlich bei ihr blieb.

"Na gut ... ich schätze das hätte schlechter laufen können." Resümmierte er, als sie alle draußen standen, und warf dem unerwartet schwer mitgenommenen Tamaki einen langen Blick zu - der allerdings weniger tröstend als forschend ausfiel. Spannende Reaktion irgendwie - die Klapsmühle hatte den Kleinen doch weitgehend kalt gelassen, was war denn hier und heute so viel anders gewesen? - aber das war nicht die drängende Frage im Augenblick. Kenta klopfte dem Suzuya sachte auf die Schulter. "Gut gerettet." Lobte er, und nickte in Richtung des Trampelpfades, um die Gruppe von dem kleinen Haus weg in Bewegung zu setzen. "Mal angenommen, sie hat nicht außerhalb des Ortes verkauft oder einen durchreisenden Händler abgepasst ... gibt es hier im Ort vermutlich nur eine Person die Knöpfe und Krimskrams gekauft hätte. Es wäre schwer verständlich wenn sie direkt etwas mit den Verbrechen zu tun hat, aber wir müssen morgen nochmal mit Hama reden, ob die Knöpfe durch ihre Hand gegangen sind, und wenn ja, wohin danach." Über das Gespräch war es schon langsam düster geworden - noch nicht wirklich dunkel, aber der Schein der Abendsonne verblasste bereits, und die Umrisse der mächtigen Bäume ringsum schienen langsam größer zu werden. Wenn sie jetzt loszogen um die Tatorte anzuschauen würden sie vermutlich kaum mehr etwas zu sehen bekommen.

"Die Entführungsorte schauen wir morgen an. Jetzt wirds auf halber Strecke eh zu dunkel."
Entschied Kenta daher, und ... wurde doch noch einmal kurz langsamer, kurz bevor sie die Tür der Herberge erreichten. "Ah, Joudan- eine kleine Kritik noch, bevor wir für heute Schluss machen." Kenta lächelte wohlwollend und trat dem blonden Burschen ein wenig näher. "Wir wissen ja beide dass das Gespräch nicht top gelaufen ist. Und niemand erwartet, dass auf dem ersten richtigen Einsatz alles perfekt läuft. Du hast einen Ansatz gesehen und ihn entschieden verfolgt."
Plötzlich explodierte der Kinzoku in Bewegung, und es gab ein helles Klatschen. Die freundliche Art war von ihm abgefallen wie eine Maske, und das einzige was sich jetzt noch spüren ließ war die glatte Kälte glänzenden Metalls. "Das Problem ist, dass dein Ansatz komplett hirnrissig war. Sperr mal die Ohren auf!" Ein zweites Klatschen, als Kenta die Backpfeife nochmal von der anderen Seite mit der Rückhand wiederholte. "Hörste das? Für mich klingt's ziemlich hohl, Joudan. Ich weiß nicht welcher debile Dämon dich geritten hat unserer besten Quelle, die nichts mehr zu verlieren hat, in die eine große, schwärende Wunde zu stochern, und ich wills auch gar nicht hören - das war eine ganz schwache Vorstellung, und du hast dich bei Tamaki zu bedanken dass sie dir nicht das Glas auf den Schädel gedonnert hat." Er schüttelte missbilligend den Kopf, dann wandte er sich ab und öffnete die Tür. Für ihn war die Sache damit vorerst erledigt - tat doch gut, sich direkt um grobe Schnitzer kümmern zu können. "Gehen wir schlafen. Morgen gucken wir uns die Entführungsorte an und reden nochmal mit Hama, danach ab den Wald."
 
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Kushou Joudan

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Joudan stand da wie angewurzelt, wie festgefroren. "Er... hat mich... geschlagen..." Der Blondschopf konnte nicht fassen, was soeben passiert war. Kenta wusste das vielleicht nicht, aber Joudan war fähig, Kritik aufzunehmen. Normal. Sachlich. Verbal. Wie normale Menschen das machten. Die Standpauke hätte gereicht. Aber... er hatte ihn geschlagen.

Zwei Mal sogar.

Selbst wenn Kenta als Missionsleiter Joudan in diesem Moment nicht den Mund verboten hätte, der junge Mann war sprachlos. Während sich seine Wangen von den Ohrfeigen langsam rot anfärbten stand Joudan einfach nur verdutzt da und verstand die Welt nicht mehr.
Er war nicht wütend auf Kenta. Der Rothaarige war im Grunde noch ein Kind, unreif. Vielleicht hatte er sich nicht selbst unter Kontrolle. Vielleicht war er selbst in einer Art erzogen worden, die ein solches Verhalten normalisierte. Vielleicht wollte er sich auch nur aufspielen, Joudan wusste es nicht. Dazu kannte er seinen Teamleiter noch nicht gut genug. Deshalb erweckte die Tatsache, dass Kenta ohne Weiteres zu solchen Mitteln griff, höchstens Mitleid in Joudan.

Mehr beiläufig bekam er mit, wie Kenta die Türe zur Herberge öffnete und davon redete, zu Bett zu gehen. Noch immer perplex hob Joudan die Hand zum Gruß, zwang sich in diesem Augenblick nicht zu einem Lächeln und murmelte seinen beiden Kollegen
"Ich gedenke, noch ein wenig zu verweilen... Oyasuminasai..." hinterher. Ohne es selbst zu merken war er wieder in einen formelleren Ton verfallen. Und nach dieser Aktion konnte der Blondschopf noch nicht zu Bette gehen. Stattdessen führte sein Weg ihn zum Wirt. "Wein... Rot und schwer, bitte.", murmelte der Blondschopf und setzte sich an die Bar. Der Besitzer der Herberge blickte ihn ein wenig besorgt an, doch als Joudan sein Geldsäckchen aus der Tasche zog und es vielsagend auf die Theke legte, gab der Wirt es auf, zu schauen, sondern kramte in einer Ecke nach Joudans favorisiertem Getränk, das er ihm nach einigem Suchen dann in einem Holzkrug servierte. "Seht mich an, ich lasse mich von Kindern schlagen und trinke Wein aus Holzkrügen.", dachte der junge Herr sich belustigt und bedankte sich dann noch einmal überzeugend beim Wirt für den guten Service. "Bleibst du noch lang?", fragte er Joudan unverblümt. Der Blondschopf blickte sich um und bemerkte, dass er zu dieser Zeit der letzte Gast im Schankhaus war. Der Wirt wollte wohl schließen. "Ich gedenke, einen Brief aufzusetzen. Lasst mich doch noch ein wenig verweilen, ich bezahle noch für einen weiteren Krug dieses köstlichen Weins. Auch ist eine Öllampe genüg Licht, lasst Ihr mir noch eine solche hier, so könnt Ihr die weiteren Lichter löschen." Der Wirt dachte einen Moment nach, dann nickte er. Joudan bezahlte, gab gutes Trinkgeld und setzte sich dann mit seinen zwei Weinbechern und einer Öllampe an einen der Tische. Während der Wirt umging, Fensterläden nochmal extra abschloss und die Lichter im Schankraum löschte, zog Joudan eine Schriftrolle und Pergament hervor. Der Wirt ging, während Joudan scheinbar noch mit dem ersten Satz haperte. "Und stell' ja nichts an.", waren seine letzten Worte. "Freundliches Volk hier", dachte der Blondschopf sich, nahm einen großen Schluck Wein und legte dann die Feder beiseite.

Joudan hatte den Wirt angelogen. Er wollte keinen Brief schreiben, er wollte allein sein. Er wollte in Ruhe nachdenken und dabei weder Kenta oder Tamaki noch irgendwelche abweisenden Hinterwäldler um sich herumhaben. So allein, im Licht der Öllampen, mit einer knorrigen Bank unter sich und Feder, Tinte und Schriftrolle vor sich fühlte der junge Herr sich fast wie in seiner Jugend, als er bis spät in die Nacht gelernt hatte. Das waren gute Zeiten gewesen. Kentas Backpfeifen hatten Joudan an schlechtere Zeiten erinnert. Die einzige Person, die ihm gegenüber bisher handgreiflich geworden war, war Yosata nach ihrem Zusammenbruch wegen dem Verschwinden von Joudans Vater gewesen. Dann hatte sie andauernd geweint, getrunken, geschrien oder gebrabbelt. Und wenn es ihr besonders schlecht ging, dann hatte sie Rin und Joudan auch wegen jeder Kleinigkeit geschlagen. Der Blondschopf gab sich Mühe, keine Parallelen zwischen dieser verachtungswürdigen Kreatur und Kenta zu ziehen. Für einen Kleinkrieg hatte er keine Zeit.
"Schließlich geht es hier um Kinder. Je schneller wir herausfinden, was mit ihnen geschehen ist, desto schneller können wir sie finden und desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie noch leben...", dachte Joudan sich und leerte seinen ersten Holzbecher. Der Wein schmeckte nicht schlecht, aber auch nicht gut. Nichts Erwähnenswertes, wenn er von seiner Reise berichten würde.
"Ich denke nicht, dass wir bei Hama was finden werden. Hätte Hama die Puppenteile gekannt, weil sie sie in letzter Zeit verkauft hatte, dann hätte sie uns das doch nicht verschwiegen. Sie hat ja extra erwähnt, dass niemand weiß, wem die Puppenteile gehörten. Selbst wenn wir vom besten Fall ausgehen, dass Ikue die Knöpfe 'vor Jahren' - das waren ihre Worte - an Ikue verkauft hat, bringt uns das wahrscheinlich nicht weiter. Entweder Hama kann sich nicht mehr an den Käufer erinnern oder sie hatte die Knöpfe gar nicht." Joudan nahm zwei weitere Schluck Wein. "Ooooder Hama verheimlicht uns etwas. Sie hatte ja etwas in der Art gesagt, dass sie und Ikue nicht miteinander reden. Vielleicht fließt zwischen den beiden böses Blut?" Das wäre denkbar. Ikue schien ja nicht gerade in bester psychologischer Verfassung zu sein, Joudan konnte sich gut vorstellen, dass sie es sich vielleicht mit der Händlerin verscherzt hatte. "Neid könnte ein Thema sein. Neid darüber, dass Hama ihr Geschäft weiterführen kann während Ikue ihres aufgeben und sogar die Kinder weggeben musste..."

Joudans Gedanken kreisten noch eine Weile um die Dorfbewohner, die er an diesem Tag kennen gelernt hatte. Doch als er auch den Boden seines zweiten Weinbechers sehen konnte beschloss der Blondschopf, es für heute gut sein zu lassen. Tatsächlich schrieb er allerdings noch die Erlebnisse des Tages auf. Nicht, weil er Tagebuch führen wollte oder dergleichen. Morgen würde er sich nicht mehr so gut an die Vorfälle und Gespräche von heute erinnern, deshalb wollte er das festhalten. Nicht, dass er noch etwas vergaß. Dann brachte er seine beiden Holzbecher zur Theke, spülte sie ab, löschte die Lampe und ging auf das Zimmer, das er sich mit seinen Kollegen teilte. Die beiden waren scheinbar schon eingeschlafen, deshalb machte der Kushou sich Mühe, besonders leise ins Bett zu schlüpfen und schon bald empfing ihn dann der Schlaf.

Joudan machte sonst morgens Frühstück für Rin, er war es gewohnt, früh aufzustehen. Ein, zwei Becher Wein änderten daran auch nichts (wenn auch ein dritter wohl schon ein wenig problematischer gewesen wäre), so kam es, dass Joudan schon recht früh munter auf den Beinen war, denn frühmorgens war er am fleißigsten. Er wusch sich gründlich, kämmte sich die Haare - auch wenn ein paar Minuten später davon nur noch wenig zu sehen war - und zog sich an. Ob es hier im Dorf wohl einen Reinigungsservice gab? Tamaki und Kenta standen auch beide auf und man traf sich zum Frühstück im Schankraum. Es gab Brot (leicht angehärtet), Hartkäse (leicht verweichlicht) und Wurst (die war in Ordnung), dazu einen Brei, dessen Inhalt Joudan nicht genau definieren konnte, doch die Konsistenz weckte Forscherneugier in ihm. Der Brei schmeckte nach nichts und war damit besser als ein großer Teil dessen, was sonst so angeboten wurde. Joudan hatte den Entschluss gefasst, die Ohrefeigengeschichte nicht anzusprechen. Joudan hatte zudem den Entschluss gefasst, dass er sich sowas nicht ein zweites Mal gefallen lassen würde. Kind hin oder her, das hatte sich nicht gehört. Also stieß er ein anderes Thema an, steckte dabei den Kopf seinen beiden Teamkammeraden ein wenig näher entgegen, dass man sich entsprechend leise unterhalten konnte.
"Wie ist denn die geschätzte Meinung eurerseits, die gestrigen Bekanntschaften - insbesondere Madame Hama - betreffend? Und mögen wir es vielleicht wagen schon jetzt zu evaluieren, ob die Causa dieser Vorfälle eher dem Dorf externer oder interner Natur ist? Mir scheint letzteres, zumindest mit den derzeit erschlossenen Erkenntnissen unsererseits, ein wenig unplausibel - wohl bedacht aber, dass wir bisher nur eine marginale Schnittmenge der Dorfbevölkerung kennen gelernt haben." Auf Tamakis und Kentas Einschätzung war Joudan schon gespannt.
 
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Yagami Tamaki

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Es fehlte nicht viel und Tamaki hätte vor Schreck aufgeschrien, als Kenta seinen Teamkollegen ohrfeigte. Doch über die Jahre hatte er gelernt still zu sein und so kam auch heute kein Laut über seine Lippen. Dennoch war der Suzuya heftig zusammengezuckt, so als hätte der Schlag auch ihn getroffen. Und irgendwie… fühlte es sich auch so an. Fassungslos sah Tamaki zu Joudan… zu Kenta… und wieder zu Joudan. Doch so schnell sich diese surreale Szene abgespielt hatte, so schnell war sie auch schon wieder verstrichen, so dass sich die leise Hoffnung regte, er hätte es sich nur eingebildet und das alles sei vielleicht gar nicht wirklich passiert. Oder…? Wenn er auf Kenta sah, hätte er es beinahe glauben mögen. Aber Joudan…? Tamaki senkte den Blick. Nun war doch eingetreten, wovor er den älteren Genin eigentlich hatte beschützen wollen. Wenn auch auf eine völlig absurde, makabere Weise, die er nicht hatte vorhersehen können. Kenta hatte zugeschlagen wie eine Natter, die eben noch ruhig im Gras gelegen hatte. Er warf dem Kinzoku einen scheuen Blick zu und zog instinktiv den Kopf ein. Er hatte sich nicht getäuscht, damals im Krankenhaus.

Und nun? Was sollte er tun? Joudan wirkte nicht, als wolle er gerade Gesellschaft haben, und an Kenta wagte Tamaki sich gerade nicht heran. Mit einem gemurmelten Nachtgruß verabschiedete auch er sich und huschte die Treppe hinauf, um sich schnell und unauffällig ins Bett zu verziehen. Dort lag er noch für Stunden und starrte in die Dunkelheit, während er erfolglos versuchte, Atem und Gedanken irgendwie zu beruhigen. Warum lief das alles nur so unfassbar schief? Er hatte das Gefühl, dass das Team gerade unweigerlich auseinanderbrach, wenn es überhaupt je irgendeinen Hauch von Zusammenhalt aufgebaut hatte. Zudem schien ihn sein riskanter Einsatz bei Ikue mehr und mehr wie eine dumme, sinnlose Kurzschlusshandlung. Was hatte er denn damit erreicht? Nichts… Tamaki biss sich auf die Unterlippe, um nicht loszuflennen wie ein Kleinkind. Er war es gewohnt, allein zu sein und hieß diesen Umstand für gewöhnlich willkommen. Aber jetzt, gerade jetzt, wollte er einfach nur nach Hause. Irgendwann sehr viel später hörte er Joudan ins Zimmer kommen und stellte sich weiter schlafend, bis die Erschöpfung des langen Tages schlussendlich doch ihren Tribut forderte.

Am Morgen war der Suzuya der letzte, der zum Frühstück stieß. Er sah so unausgeschlafen aus wie er sich fühlte, doch er hoffte, dass die wenigen Stunden Schlaf ausreichen würden, um den Tag irgendwie zu überstehen. „‘hayou…“, grüßte er seine Teamkollegen leise und setzte sich mit an den Tisch. Von dem Brei probierte er ein, zwei Bissen und legte den Löffel dann beiseite, als Joudan aufsprach. Ein kurzes Stirnrunzeln huschte über Tamakis Gesicht ob der überzogen gestelzten Sprache des Kushou. ‚Distanz.‘, ging es ihm durch den Kopf. Kein gutes Zeichen. Aber sie konnten hier nicht einfach aufhören und so klammerte Tamaki sich an den Strohhalm, den Joudan ausgeworfen hatte. „Es muss einen internen Bezug geben.“, murmelte er kaum hörbar, so als wären die Worte nicht an Kenta und Joudan gerichtet, sondern an den unaufgegessenen Brei. „Die Knöpfe… Ikue-san…“. Tamaki konnte nicht erfassen, was genau die Frau bis ins innerste Mark gebrochen hatte. Der Tod ihres Mannes spielte sicher hinein. Aber ihre eigenen Kinder waren doch nur fortgezogen… Nein, es fühlte sich einfach nicht stimmig an. Ikues Gefühle waren echt gewesen und es hatte keine Bosheit darin gelegen. „Hama hat sich gegen den Willen der Leute hier an uns gewandt. Vielleicht hat sie uns noch nicht alles gesagt, aber ich halte sie nicht für die Ursache…“.
 

Kinzoku Kenta

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Ob Kenta irgendetwas an seiner spontanen Entscheidung störte? Persönlich, ethisch und taktisch betrachtet - nö. Nicht mal im Ansatz. Joudan würde vermutlich versuchen durch besonders vorbildliches Verhalten so dazustehen als hätte er das gar nicht verdient, und Tamaki - ja, was mit Tamaki los war wunderte ihn einfach nur ein wenig. Speziell er hatte von Kenta auch deutlich mehr mitbekommen als eine harmlose Backpfeife (oder zwei), also warum jetzt so verhuscht? Hatte auch direkt nach der Konfrontation schon begonnen. Vielleicht war es doch eher Ikue gewesen als Joudan, die so an ihrem kleinsten knabberte, und da konnte Kenta sich sogar beinahe einfühlen - mit jemandem der so entfernt und versunken schien konnte er mit seiner geladenen Natur sehr wenig anfangen, nicht mal im zerstörerischen Sinn.
Nein, der einzige Gedanke der ihn zu der Aktion noch umtrieb war, dass es wenig kunstreich gewesen war. Andererseits hatte er hier mitten im Nirgendwo und während einer laufenden Mission auch wenig Spielraum einen richtigen Streich vorzubereiten und durchzuführen. Konnte ja sein dass er Joudan noch brauchte, da wäre es unklug ihn für den restlichen Missionsablauf an der Unterhose vom Dachfirst baumeln zu lassen. Dass ein ausgebuffter Streich irgendwann mal fällig würde, war allerdings heute klarer den je ... Kenta ließ Tamaki seine Einsiedelei und hing selbst ein paar Vorüberlegungen zum Thema Streich nach, bevor er sich nach einer Viertelstunde im Bett wieder auf die anstehenden Fragen der Mission konzentrierte. Irgendwas war hier nicht ganz rund, keine Frage ... er fand dann aber rasch in den Schlaf der Gerechten (naja ...).

Auf Joudans sogar für seine Verhältnisse überaus verquaste Fragestellung war Kenta kurz geneigt, eine Haferschleimschlacht vom Zaun zu brechen - die olle Pampe hätte in diesem Gesicht auch wirklich köstlich ausgesehen, hehe! - beließ es dann aber bei einem dezenten Augenrollen. "Ich habe zwar mehr als einmal erlebt dass der Missetäter selbst die Mission veranlasst hat, aber Hama macht nicht den Eindruck so verblendet oder größenwahnsinnig zu sein. Gleichzeitig hat dieses Dorf keinerlei - erkennbaren - Wert für Außenstehende. Für mich sieht es eher so aus als würde Ikue etwas wissen, an das wir ..." - aufgrund der glanzvollen Leistung einer ganz besonderen Pappnase aus unserer kleinen Runde hier, brüllte der Subtext förmlich heraus - "zumindest vorläufig nicht herankommen werden. Wir bringen also in Erfahrung an wen sie verkauft hat. Und die Anlaufstelle dafür bleibt Hama." Und damit genug Trübsal geblasen. Kenta sprang auf die Füße und machte sich an die Arbeit.

Hama schüttelte auf ihre Nachfrage indes den Kopf. "Neh. Bei mir is nix von dem Kram gelandet, das kann ich sagen! Und die durchreisenden Kaufleute greifen hier eigentlich kein Krimskrams auf ... aber wartet ma. Habt schon recht. Irgendwo muss der Krams ja hin sein." Sie tippte sich mit dem Zeigefinger ans Kinn. "Wir sprechen nich oft drüber, aber ... die Familie warn kurz vor Geschäftsaufgabe ma in der Stadt. Damals als der Alte noch lebte. Ich glaub die Kinder hatter beigehabt ... doch. Da hat der Sohn schon inne Fabrik gemacht und in der Stadt gewohnt, aber seine Tochter hat ihn begleitet. Is dann wohl auch dajeblieben. Vielleicht habense damals noch Restware abverkauft." Sie runzelte die Stirn. "Aber warum sollte einer aus der Stadt hierhinter stecken? Nötig haben die's bestimmt nicht! Muss ein ganz verquerer Kopp sein."
"Allerdings ..." murmelte Kenta, nachdem sie das Geschäft hinter sich gelassen hatten, und seufzte. Den Verirrungen Ikues vermutlich ähnlich glückloser Kinder nachzuspüren brachte sie jetzt vermutlich auch nicht weiter, jedenfalls war es nicht der naheliegendste Schritt wo sie schonmal hier draußen rumstanden. "Naja, führt nichts dran vorbei. Die Spuren sind vermutlich lange kalt, aber wir gucken uns jetzt die Tatorte an und wenn sich dort noch etwas erkennen lässt folgen wir den Spuren in den Wald. Eine Leiche wär ja schonmal ein Fortschritt."
 

Kushou Joudan

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Also doch zu Hama, war ja nicht gerade weit. Und ein weiterer Besuch im Geschäft der Frau würde Joudan vielleicht Gelegenheit geben, ein Souvinier für Rin zu finden. Doch das Gespräch wurde dieses Mal recht kurz gehalten. Kenta hatte ein paar gezielte Fragen gestellt und Joudan hatte sich im Hintergrund gehalten. Auf eine Auseinandersetzung wie gestern hatte er nun wirklich keine Lust, also ließ er den Rotschopf machen. Hama hatte auch nicht wirklich etwas Interessantes zu erzählen. Der Sohn war schon ein wenig vor Ladenaufgabe in die Stadt gegangen, aber das war nicht weiter verwunderlich. Dass dem Laden die Kunden ausgingen hatte sich bestimmt schon einige Zeit angekündigt. Und als das Geschäft endgültig geschlossen werden musste hatte man die Tochter in die Stadt geschickt, weil man sie nicht mehr ernähren konnte. So fügte sich für Joudan zumindest eins auf's andere zusammen. "Wünsche gute Geschäfte!", so verabschiedete der Händlerssproß sich höflich von Hama und folgte dann seinen beiden Kameraden auf die Straße. Während er den beiden hinterherschlenderte machte Joudan sich seine Gedanken zum neuen Input: "Hamas Schluß, die 'Städter' außen vorzulassen, den Verdacht betreffend, ist vielleicht ein wenig voreilig. Sollte jemand ENTWEDER zehn Jahre lang diese Knöpfe aufgehoben haben ODER sich die Mühe gemacht haben, diese Materialien 10 Jahre nach Insolvenz noch aufzutreiben dann liegt Fall ein persönliches Motiv Ikue - oder zu mindest Ikues Familie gegenüber - nahe. Warum aber werden dann die Kinder anderer Leute entführt? Ikue hatte nicht gewirkt, als wäre das Wohl fremder Kinder ihr wichtig. Und dann, andererseits, sie ist ziemlich wütend geworden, als ich die vermissten Kinder und die trauernden Eltern erwähnt hatte." Joudan warf einen Blick auf Kenta, der vor ihm ging. "Naja, bis ich diesen Gedanken zu Ende gedacht habe und alles Sinn ergibt, behalte ich ihn besser für mich...", entschied er sich. Seit der gestrigen Aktion von Kenta hatte Joudan nicht wirklich Lust, sich mit ihm auszusetzen.

Etwas anderes aber bereitete dem Blondschopf Kopfschmerzen: Tamaki. Joudan kannte den Suzuya noch nicht sonderlich gut, doch für so einen kleinen Jungen so weit von zu Hause weg... "Nein, Joudan. Sieh Tamaki nicht als Kind an. Er hat sich bisher gut und tapfer geschlagen! Und sicher hat er einiges mehr auf dem Kasten als du.", ermahnte Joudan sich selbst innerlich als er sich dabei ertappte, Tamaki mit Rin zu vergleichen. Er war hier als Tamakis Kamerad, als Gleichgestellter. Deshalb durfte er Tamaki auch auf keinen Fall be-großer-Bruder-n.
"Sag mal, Tamaki...", Suffix weggelassen, war ein Zeichen von Vertrautheit. "Kommst du eigentlich aus einer Shinobi-Familie?" Ein wenig Small-Talk, vorsichtig persönliche Fragen stellen, die hoffentlich nicht all zu unangenehm zu beantworten waren. Vielleicht konnte der Blondschopf ja Tamaki ein wenig besser kennen lernen. Natürlich gab Joudan auch gleich im Voraus ein wenig etwas über sich preis. Dann wirkte es hoffentlich weniger wie ein Verhör und mehr wie ein Gespräch. "Meine Eltern waren beide Ninja, aber davor viele Generationen niemand." Natürlich hoffte der Händlerssproß, dass seine Teamkameraden entweder die Unachtsamkeit oder die Pietät hatten, nicht weiter auf das "waren" in Joudans Satz einzugehen. Von seinem Vater und Yosata wollte er jetzt nicht unbedingt erzählen. Kein nettes Thema für Small-Talk. "Meine Schwester muss ich dir mal vorstellen. Sie ist noch auf der Akademie, ein, zwei Jahre jünger als du. Wir... kennen in Sora noch nicht so viele Leute. Vielleicht werdet ihr ja Freunde."

Am Bach ein wenig abseits des Dorfes, doch noch immer einiges vom Waldrand entfernt, lag ein großer Findling. Der einst kantige Stein war von hellgrauer, fast schon weißer Farbe und von zwei Seiten ein wenig mit Moos bewachsen. An seiner höchsten Stelle überragte er Joudan fast um eine ganze Kopfhöhe und es hätte wohl mindestens ein Duzend Leute gebraucht, um eine Kette um den Stein herum zu bilden. Bei Abend, so hatte man den drei Genin gesagt, würden in der Nähe des Baches zu dieser Jahreszeit die Glühwürmchen herauskommen. Verständlich also, dass Akiko, die letzte Verschwundene, sich hier mit ihrem "Freund" treffen wollte, das gab bestimmt eine sehr romantische Athmosphäre ab. "Wenn man nicht dabei entführt wird...", dachte Joudan sich finster und sperrte Augen und Ohren besonders auf, als er sich mit Kenta und Tamaki dem Stein näherte.
"Ich nehme an, das hier ist die Stelle.", stellte Joudan fest. "Befindet sich in unserer munteren Runde ein Experte für das Spuren-Lesen? Ich gestehe, zu meinen Stärken gehört dies leider nicht." Mit einem Blick fixierte Joudan den Findling. Von da oben hatte man sicher eine gute Übersicht über den Tatort. Aber Joudan ließ den beiden anderen gerne den Vortritt, wenn es darum ging, moosige Steine zu besteigen.
 
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