Sie hörte mit den Gesprächen der Anderen zu, während sie ihren ersten Hunger besänftigte. Vor allem Idoki hörte sie gespannt zu, auch wenn sie nichts kaufen wollte. Statt ihm sofort zu antworten, hob sie das Essstäbchen zu ihrem Mund und schlürfte die zwischen den beiden Holzstückchen gefangenen Nudel genüsslich auf. Es tat gut endlich wieder etwas in den Magen zu bekommen.
„Nein, ich bin nur Neugierig, kennst du einen Idioten, der gerne Fallen baut? Vielleicht auf Waldwe...“ Doch noch bevor sie die Frage beenden konnte, wurde sie von dem Wirt unterbrochen. Die Essstäbchen, die noch vor einem Augenblick zu der Schüssel zurückgewandert waren, blieben vergessen in der Luft hängen, gefangen in ihrem Griff, während sich ihre Augen auf den nun langsam errötenden Jungen hefteten.
„Fallen? Wo du deine Ruhe haben willst?“ Du kleines... War ihre Stimme vorher noch leicht wütend gewesen, so war jegliche Gefühlsregung aus diesen sieben Worten verschwunden. Man musste kein Genie sein um eins und eins zusammenzuzählen und die beiden Stäbchen knirschten leise unter dem Druck, den ihre Finger ausübten, bevor sie mit einem hellen Knacken entzweibrachen. Man hätte Zorn, Wut auf ihren Zügen erwartet, doch das Fehlen jeglicher Gefühlsregung machte die unbewusste Geste umso schlimmer.
„Soso, Fallen. Nicht versehentlich mit Spanndrähten und Kunais, eh?“ ...egoistisches Arschloch... Die beiden zerbrochenen Holzstücke klapperten auf den Tisch, während Reika mit einer Bewegung Aufstand, den, auf dem sie gerade gesessen hatte, Stuhl laut polternd umwerfend.
„WAS GLAUBST DU WER DU BIST, DEINE GOTTVERDAMMTEN FALLEN IM WALD ZURÜCKZULASSEN!“ Ihre Hände schlugen mit einem Krachen auf den Tisch, während sie innerhalb eines Augenblickes zu Idoki gebeugt hatte, ihn aus nächster Nähe anschreiend. Ihre Hände hatten sich von dem Holz des Tisches gelöst, Siegel formend, während sie sich aufrichtete.
„Magen, Narakumi no Jutsu!“ Er hatte keine Chance, es waren die Handzeichen, die sie am meisten liebte. Duzende Blätter wirbelten um das Ziel ihrer Wut herum, ihn in dem Genjutsu gefangen nehmend. Alle Personen waren schlagartig verschwunden, die Stille erdrückend, kein einziger Vogel schrie in die glühende Sommersonne. Die Welt um ihn herum brach plötzlich auseinander, tiefe Risse zogen sich um den Stuhl, auf den Tatuharo saß, bis sich ein zackiger Kreis um ihn herum geschlossen hatte. Mit einem Schlag sackte der Boden herab, die Sonne erlosch mit einem Mal, bis er in einem unnatürlichen Halbdunklen auf seinem Stuhl auf dem langsam bröckelnden Pfeiler saß. Tief, sehr tief unter ihm konnte man so etwas wie das Rauschen von Wasser hören, doch waren alle anderen Anhaltspunkte, wo Links und Rechts, wo Vorne und Hinten gewesen waren, vollends verschwunden.
„Na, wie ist es hier zu sein? Gemütlicher als in dem Wald, DAS kann ich dir versichern...“ Die werdende Kunoichi flüsterte nur, doch donnerten ihre Worte auf Idoki aus allen Richtungen ein, die geisterhafte Stille zerfetzend. Reika lehnte sich ein wenige zurück, während sie die vor Überraschung geweiteten Augen ihres Gegenübers betrachtete. Ihre erste Wut war verraucht, während sie sich zu ihm hinüberbeugte. Die klatschende Ohrfeige hinterließ einen roten Abdruck auf seinem Gesicht, seinen Kopf ohne Gegenwehr nach Links reißend. Ein weiteres Mal hallte das Klatschen durch den Essraum, diesmal von der anderen Seite her, bevor sich Reika langsam beruhigte. Noch immer vor Wut funkelnde Augen drehten sich zu dem Sessel am Boden um, sie hob diesen hoch und setzte sich nieder, den noch immer im Genjutsu Gefangenen anblickend. Er hatte die Schläge sehr wohl gespürt, auch die Kraft, die ihn fast schon dem Stuhl und damit von dem Pfeiler gestürzt hätte. Von den beiden brennenden Malen ihrer Hand nicht zu sprechen.
Die werden sicherlich morgen auch noch zu sehen sein... Ein Lächeln lag auf ihren Lippen, während sie mit einer Handbewegung das Genjutsu auflöste. Doch als Idoki zu sich kam, war der Ausdruck verschwunden, sie starrte ihn nur wütend an, ihre Finger mit dem Rand des halbvollen Teller mit heißer Suppe spielend, während sie sich überlegte, ihm das auch noch an den Kopf zu werfen...
OT: Ist abgesprochen